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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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wieder heraus, während der Ork seine Pranke auf sein verwundetes Auge presste. Beim ersten, zufällig geführten Schlag hatte Tyke das linke Auge getroffen, der nächste Hieb hatte das rechte zerstört: Das Untier musste nun eigentlich geblendet sein. Es hatte zwar noch vier andere Sinne und jede Menge Zähne und Klauen, die es gegen Tyke einsetzen konnte, doch zumindest konnte es nichts mehr sehen.
    Bei den heftigen Bewegungen des verletzten Untiers verlor Tyke das Gleichgewicht und fiel hinab auf die Schulter des Riesen. Er begriff sofort, dass er die Gelegenheit nutzen musste, da die Bestie durch ihre Schmerzen abgelenkt war. Er presste die Zähne zusammen und wechselte sein Schwert in die Linke. Der Hieb, den er versuchen wollte, war schwierig, und er war sich nicht sicher, ob er ihm gelingen würde. Aber er musste es versuchen, er hatte keine andere Wahl.
    Er balancierte auf der Schulter des Riesenorks, wobei er sich mit der Rechten in dessen Zotteln festkrallte. Tyke streckte sich noch etwas, bis er sein Ziel erkennen konnte. Jetzt hatte er es fast erreicht. Die Halsschlagader des Monsters lag direkt vor ihm, zeichnete sich prall und bläulich unter der grünlichen Haut ab. Tyke schwang das Schwert mit all seiner Kraft. Er musste diese Ader aufschlitzen. Um jeden Preis.
    Mit einem wütenden Aufschrei schlug der Ork mit seinen mächtigen Krallen aufs Geratewohl in Tykes Richtung. Er erwischte ihn und riss ihm nicht nur einen ordentlichen Stofffetzen aus seiner Hose, sondern hinterließ außerdem einen tiefen und blutenden Riss im weichen Fleisch seines Hinterns. Doch Tyke hatte genau gezielt. Das Schwert entglitt seinen Händen und fiel zu Boden, während ein Blutstrom aus der aufgeschlitzten Halsader des Orks quoll. Einen Moment später verlor Tyke das Gleichgewicht und fiel mit dem Gesicht nach vorn in eine
Pfütze schwarzen Blutes. Sein gesamter Rücken schmerzte und brannte, aber er konnte hören, dass hinter ihm der Ork zusammengebrochen war und mit dem Tode rang. Er hob seinen Kopf und streckte seine Hand nach dem Schwert aus.
    Doch noch ehe er den Griff packen konnte, setzte jemand einen Fuß auf die Klinge, und zwar mit solcher Wucht, dass sie klirrend zerbrach. Der Fuß steckte in einem spitz zulaufenden Eisenschuh, aus dem fünf schwarze dürre Zehen herausschauten, an denen wiederum lange, spitze, messerscharfe Klauen wuchsen.
    Die Dämonen!
    In der Hitze des Kampfes hatte Tyke ganz vergessen, dass da ja auch noch vier Mörderdämonen warteten!
    Tyke schaute auf. Der Dämon vor ihm war zweieinhalb Meter groß, äußerst mager, ja fast nur Haut und Knochen. Er hatte seine violetten Flügel ausgebreitet und die klauenbewehrten Finger gegen Tyke gerichtet. Er trug nur ein kurzes Röckchen aus weißem Stoff, das an der Seite mit einer Nadel zusammengehalten wurde, aber in jedem seiner Ohren steckten mindestens sechs Ringe. Lange violette Haare fielen ihm auf die Schultern herab. Die grünen Augen mit den senkrecht stehenden Pupillen starr auf Tyke gerichtet, verzog der Dämon seinen Mund zu einem bösen Lächeln und enthüllte dabei seine spitzen weißen Raubtierzähne.
    »Tapfer, tapfer, kleines Bürschchen!«, sagte er. »Wollen wir doch mal sehen, wie du da jetzt wieder rauskommen willst.«
    Tyke blieb wie versteinert liegen. In seiner derzeitigen Situation - verletzt und unbewaffnet wie er war - konnte er nicht mehr viel ausrichten, aber versuchen musste er es trotzdem. Erst einmal tat er allerdings gar nichts. Er war zu erschöpft, um noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Benommen schaute er sich um. Der Dämon mit den violetten Haaren stand vor ihm mit seinen ausgebreiteten Flügeln, und dahinter warteten noch drei der schrecklichen Wesen, genauso groß und furchterregend. Sie
alle trugen Eisenstiefel. Einer hatte seine hellblonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengenommen und starrte aus verwirrend blauen Augen herüber. Dem zweiten fielen seine leuchtend grünen Haare offen über den Rücken und gelbe Augen funkelten aus seinem Gesicht. Der dritte war fast nicht auszumachen, denn er war in einen langen Kapuzenumhang gewickelt, der aus Nebel gewirkt schien. Etwas weiter von den Dämonen entfernt stand auch noch der Goblin, eine kräftige, untersetzte Gestalt mit rötlicher Haut, haarlos und mit gelben Augen, der einen schweren Säbel in der Faust hielt.Tyke richtete seine Augen wieder auf den Dämon mit den violetten Haaren, dem immer noch ein Lächeln in seinem schwarzen kantigen

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