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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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und Wolken aus Staub und Steinen begleiteten den wilden Ritt auf dem Schild. An den steilsten Stellen surrte der Metallschild singend und Funken sprühend über nackten Fels. Schneller und immer schneller sauste Baskon auf den bewaldeten Fuß des Berges zu, während der Drache weit entfernt über den Baumwipfeln davonglitt.
    Daugrula beugte sich vor und kniff die Augen zusammen, bis Baskon unter einer Felsnase außer Sicht kam.
    »Was für ein Narr«, stieß sie hervor, machte brüsk kehrt und stieg wieder zu dem Pfad empor, über den sie gekommen waren. »Ihr folgt mir. Schauen wir, ob wir Baskon unten im Tal wiedersehen - oder ob Werzaz sich ein paar neue Rüstungsteile zusammenklauben kann.«
 
    Baskon der Wardu war außer sich. Unter all dem heuchlerischen Gehabe hatte der Drache sich über ihn lustig gemacht, hatte ihn verspottet und herausgefordert. Das hatte seit tausend Jahren niemand mehr gewagt. Hielt der schleimige Wurm sich etwa für unsterblich? Er, Baskon, war der einzige Unsterbliche hier, und er hatte nicht übel Lust, Grautaz diese Tatsache zu beweisen.
    Aber er brauchte den Drachen noch. Er benötigte dessen Flügel und die damit verbundene Beweglichkeit, nachdem er selbst sein Reittier eingebüßt hatte. Und er war auf die scharfen Sinne des alten Unkwitt angewiesen, ohne die sie kaum Aussicht hatten, ihre Feinde unter der dichten Baumdecke des weiten Tales aufzuspüren.
    Aber zumindest konnte Baskon die Herausforderung auf seine Weise annehmen - indem er tat, was kein Sterblicher hätte wagen können. Den Schild auf dem Rücken hatte er lange nutzlos mit sich herumgetragen. Solange er Rujan ritt, hatte er ihn im Kampf nicht führen können, und auch sonst hatte er ihn bisher nicht gebraucht. Warum sollte er ihn also nicht verwenden, um darauf den Steilhang hinabzurutschen?
    Er stürzte ein Stückweit senkrecht in die Tiefe, bis er aufsetzte und sicher auf dem Schild landete, den er vor sich über die Kante geworfen hatte. Er federte den Sturz ein wenig in den Gelenken der Rüstung ab, damit die Panzerplatten nicht zu sehr beansprucht wurden. Baskon brauchte alle Kraft, um seine äußere Hülle zusammenzuhalten.
    Immer sicherer wurde seine Fahrt. Aus dem Sturz in die Tiefe wurde ein Gleiten quer zum Hang. Baskon konzentrierte sich. Mühelos hielt er sich auf dem rasenden Stück Stahl - immerhin war er so gut wie verwachsen damit. An geeigneter Stelle beschrieb er eine Kehre, und Steine stoben in alle Richtungen. Er pflügte durch das Geröll, und donnernder Steinschlag folgte ihm.
    Eine weitere Wende, und Baskon musste in das Inferno hineinfahren, das er soeben aufgewühlt hatte. Der ganze Hang unter seinem Schild war in Bewegung und riss ihn mit. Dennoch blieb Baskon obenauf und fuhr seitlich zur Steinlawine. Immer wieder stieß er auf kahlen Felsen, und mit hellem Sirren schnitt der Stahl Kerben in den dunklen Granit. An den steilsten Stellen rutschte Baskon bergab und nahm noch mehr Fahrt auf.
    Oft verlor er die Berührung mit dem Boden und segelte durch die Luft. Aber Baskon nutzte diese Gelegenheiten, um ein wenig am Hang empor zu springen und die Schwerkraft als Bremse zu nutzen.
    In engen Kehren fuhr er talwärts und ärgerte sich, dass der Drache davonflog, ohne sich auch nur nach ihm umzusehen. Aber Baskon ließ sich nicht täuschen. Grautaz wusste, was hinter ihm vorging, und Baskon wollte ihm zeigen, dass ein Wardu nicht den Beschränkungen gewöhnlicher Sterblicher unterlag.
    Als er seine Aufmerksamkeit wieder dem Hang zuwandte, wurde ihm bewusst, was er übersehen hatte. Vor ihm verschwand der Berg unter den Bäumen, und es gab keine Möglichkeit, die rasende Fahrt abzubremsen.
 
    Die Felsen links und rechts der Drachenhöhle waren kahl und glatt und steil. Die Gefährten mussten sich mühsam emporziehen, wo sie sich auf dem Hinweg schon unter einiger Anstrengung hinabgelassen hatten. Daugrula glitt geschmeidig und wie schwerelos in die Höhe, Werzaz kletterte fluchend, aber geschickt, Gibrax ebenso geschickt, aber schweigend. Wito und Darnamur kämpften sich empor, zappelnd wie die Käfer, bis sie endlich den Einschnitt hinter sich ließen und den normalen Berghang erreichten. Erschöpft starrten sie auf das Geröll vor sich.
    »Ich kann nicht mehr«, keuchte Wito und blieb auf der Kante sitzen.
    »Nicht gut hier oben«, stellte Gibrax fest. »Unkwitt pflückt euch im Anflug wie Beeren vom Zweig.«
    Misstrauisch spähte Darnamur zur Drachenhöhle hinab und dann zum Tal, wo Grautaz

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