Gefährten des Zwielichts
jetzt schon durch Krüppelbewuchs kämpfen, oder vielmehr in Stücken darin verteilen. Dafür raste er nun in voller Fahrt auf den Waldrand zu, der ohne Übergang von Lichtung zu dichtem Forst wurde. Baskon blieb nur die Wahl, von welchem der dicken, gleichgültigen Stämme er sich zerschlagen lassen wollte.
Und dann, endlich, sah er eine Lücke.
Er riss den Schild herum. Asche wolkte auf, und Baskon fühlte, wie sie zwischen den Panzerplatten hindurch in sein Inneres drang. Er roch den Drachenodem, der noch daran haftete - an den Spuren einstigen Lebens, das nun toter war als das starre Berggestein. Baskon spürte, wie das pappige Pulver seinen Klang dämpfte, seine Bewegung lähmte.
Er ließ den Stahl der Rüstung stärker vibrieren und schüttelte die Asche ab. Er machte eine so enge Kehre, dass der Schild zu kippen drohte. Zweige schlugen gegen Baskons Helm, peitschten auf seine Schultern. Das Gestrüpp riss an seinen Armen, so heftig, dass Baskon all seine Kraft aufwenden musste, um zusammenzubleiben. Eine Hand verfing sich in einer Astgabel und wurde abgerissen. Baskon legte sich in die Kurve ...
Wasser spritzte auf. Immer noch in rasender Geschwindigkeit glitt er auf dem Bach dahin, der von der Drachenhöhle herabfloss und sich hier seinen Weg zwischen den Bäumen suchte. Ringsum bildete der Wald einen Tunnel, aber der Weg auf dem Wasser war frei.
Baskon zog den Kopf ein, um überhängenden Asten auszuweichen, und folgte den Windungen des Wasserlaufs. Er zog eine Spur von Gischt hinter sich her, und immer wieder wurde der Schild von Wellen und Strömungen erfasst und vom eigenen Schwung hochgerissen und tat kleine unkontrollierte Sprünge.
Baskon wurde langsamer. Das Wasser floss ruhig unter ihm dahin. Die steilen Hänge des Berges waren zu sanften Ausläufern geworden, die mit kaum merklichem Gefälle dem Talgrund zustrebten. Baskon legte den Schild schräg und bremste noch weiter ab, ließ sich zum Ufer treiben und war endlich so langsam, dass das Wasser ihn nicht mehr trug.
Er sank ein bis zu den Knien, verlor das Gleichgewicht und kippte von dem Schild - halb vom eigenen Schwung getragen, halb von der Strömung gedrückt. Taumelnd kam er zum Stehen und fischte den Schild wieder aus dem Bach. Er richtete sich auf.
Seine wilde Abfahrt hatte ihn tief in den Wald getragen, und von dem Berg war nichts mehr zu sehen. Zu beiden Seiten erstreckte sich der Wald im Dämmerlicht, durch einen Wall aus Unterholz vom Bachlauf getrennt. Genau über ihm, wo die größten Aste der Bäume von beiden Seiten zusammenstießen, war das Blätterdach weniger dicht. Ein schmaler Lichtstreifen oben am Himmel zeichnete ein silbriges tanzendes Band auf das Wasser.
Baskon schaute auf seinen Armstumpf und dachte darüber nach, ob es der Mühe wert war, zurückzuwandern und das fehlende Teil zu holen. Dann zuckte er die Schultern, bahnte sich einen Weg das Ufer empor und in den Wald. Dort schüttelte er das Wasser ab und machte den Schild wieder auf seinem Rücken fest.
Er hob den Kopf und versuchte zu erspüren, wo der Drache sich aufhielt. Grautaz flog weit entfernt über dem Tal, und alles blieb ruhig.
Baskon traute dem Drachen nicht, und im Gespräch mit dem Unkwitt waren Untertöne angeklungen, die ihn misstrauisch machten. Andererseits würde Grautaz schon um seiner selbst willen die feindlichen Eindringlinge nicht ungeschoren lassen. Der Wardu wollte dem Drachen folgen und zur Stelle sein, wenn Grautaz auf ihre Feinde stieß.
Auch wenn es unklug schien, dem Drachen zu drohen, so war Baskon doch fest entschlossen, zu zeigen, dass er kein schwächlicher Sterblicher war. Der Schuppenwurm sollte ruhig ein wenig Respekt vor ihm haben - denn notfalls würde Baskon ihn auch mit Gewalt zurechtweisen und Leuchmadans Herz sichern. Wenn das unumgänglich sein sollte.
Baskon hob den linken Arm und konzentrierte sich. Es war mühsam. Das Ende des Armstumpfs zerfloss, und das Eisen schmolz ohne Hitze. Die Schmelze tropfte nicht hinab, sondern zerfaserte zu dünnen Ausläufern. Aus der Armschiene bildeten sich langsam die Umrisse einer Hand, gliederten sich in einzelne feine Panzerplatten. Baskon zwang den Stahl in eine neue Form. Die Finger brachen auf, und Baskon prägte Gelenke an den Bruchstellen, ließ Kerben und Nuten entstehen.
Dann bewegte er prüfend die neuen Finger.
Die Linke war ein wenig kürzer als die Rechte, aber er hatte wieder einen vollständigen Arm. Er ballte die stählerne Faust.
In dem Augenblick zog der
Weitere Kostenlose Bücher