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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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in der Ferne über den Baumwipfeln seine Kreise zog. »Ich würd auch nur ungern gleich am Rand seines Horstes warten«, sagte er.
    »Wir ziehen uns bis zu diesem Seiteneingang zurück«, rief Daugrula. »Dort haben wir ebenen Boden und ein wenig Schutz.«
    Seufzend marschierten die Gnome wieder los. Die Gefährten hingen am Hang wie die Emsen am Trichter eines Ameisenlöwen. Sie gingen quer zu der Steigung, darauf bedacht, auf dem unsicheren Grund nicht den Halt zu verlieren.
    Sie hatten kaum die halbe Strecke über das Geröllfeld hinter sich gebracht, da kehrte der Drache zurück. Er hielt nicht auf seine Höhle zu, sondern stieß geradewegs auf sie herab. Schließlich verharrte er flügelschlagend dicht über ihnen. Seine peitschenden Schwingen wühlten den Boden auf, und die Gefährten gerieten ins Rutschen.
    Gibrax stemmte die Beine in den Hang und umfasste die Gnome mit beiden Armen, Werzaz stieß eine Klinge in den Berg und klammerte sich daran fest. Nur Daugrula stand unbewegt im aufgewirbelten Steinstaub, den Kopf gesenkt. Links und rechts und zwischen ihnen setzten sich Kiesel in Bewegung und vollzogen Baskons Abfahrt ins Tal nach.
    »Zu meinem Bedauern konnte ich von euren Feinden und Spionen nichts ausmachen«, stellte Grautaz fest. »Und wo ist Balkon, euer Anführer?«
    Daugrula wies mit dem Daumen ins Tal. »Er wollte Euch ein Stück entgegenkommen, ehrwürdiger Unkwitt. Habt Ihr ihn nicht getroffen?«
    »Mir war, als sähe ich beim Anflug unten am Hang Metall zwischen den Bäumen schimmern«, gab der Drache zurück. »Aber es sah weder besonders edel noch wertvoll aus, so habe ich mich nicht weiter darum gekümmert. Lasst ihn wissen, dass ich in den nächsten Tagen weiter nach Fremden in meinem Tal Ausschau halten werde. Ihr habt anscheinend einen guten Vorsprung vor den Herzträgern.«
    Mit diesen Worten machte der Drache kehrt und flog das kurze Stück zu seinem Höhleneingang. Daugrula blickte ihm nach. Sie hatte die Schultern hochgezogen.
    »Der alte Schuppenwurm ist doch verdammt hilfsbereit«, stellte Werzaz fest. »Baskon hatte recht. Der ist ein treuer Anhänger des großen Leuchmadan!«
    »Wer weiß?« Daugrula zuckte die Schultern. »Doch er sprach von den ›Herzträgern‹, obwohl Baskon das Herz nie erwähnt hat. Ich habe kein gutes Gefühl.«
 
    Den verwachsenen Bäumen, die sich weit oben am Hang in den Fels krallten, wich Baskon noch mit Leichtigkeit aus. Er schoss zwischen Felsen und zähem Gestrüpp hindurch, in dem sich sein Schild hätte verfangen können. So schnell, wie er war, hätte das einen Sturz zur Folge gehabt, durchaus vergleichbar mit dem Absturz nach dem Kampf gegen die Adlerzwerge. Baskon wollte diese Erfahrung nicht wiederholen.
    Er zog Schleifen und fuhr Bögen und hielt dabei Ausschau nach einer Lücke zwischen den Bäumen, einem Auslauf, um im Tal abzubremsen, bevor er irgendwo dagegenprallte. Baskon hielt auf den Steilhang zu, der von der Drachenhöhle her abfiel. Die Bäume darunter wirkten kleiner, lebloser als anderswo am Hang.
    Als er näher kam, erkannte Baskon, was geschehen war. Einstmals große Stämme waren wie von einem Feuer versengt, aller Aste und allen Grüns beraubt. Eine Rinne zwang Baskon auf geraden Kurs. Er konnte nicht mehr ausweichen, und einer der grauen Bäume raste geradewegs auf ihn zu.
    Unwillkürlich riss der Wardu die Arme hoch. Der Baum wurde größer und größer. Baskon nahm die Einzelheiten wahr, die Riefen im Holz, die Flecken, wo einstmals Aste gewesen waren. Und dann prallte er dagegen - und fuhr geradewegs hindurch.
    Das tote Holz zerstäubte wie Asche, legte sich auf seine Rüstung und machte den Stahl matt. Der Baum war so trocken und leblos gewesen wie eine Sandskulptur, allen Lebens und jeglichen Zusammenhalts beraubt. Baskon dachte an den Staub der Grauen Lande. Er hatte die zähen, fremdartigen Gewächse dort noch gesehen, bevor die Magie von Leuchmadans Kästchen sie ausgelaugt hatte, in jener großen Schlacht, als Leuchmadan alle Kraft gesammelt hatte, die das Land ihm gab.
    Drachenfeuer schien eine ähnliche Wirkung zu haben.
    Die Rinne endete, und ein Grat zwang Baskon zu einer Kehre. Wieder führte die wilde Fahrt bergab, und zu beiden Seiten sausten weitere Baumleichen an ihm vorüber. Viel bedrohlicher aber wirkte der massige dunkle Wald, der sich unterhalb der Drachenschwende zusammenballte. Die Schneise, die Grautaz' Feuer geschlagen hatte, gewährte Baskon noch ein wenig Aufschub - andernfalls würde er sich

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