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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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es zum Äußersten kam, hielt der Zauberer hoffentlich lang genug durch, um ihr die Zeit zur Flucht zu verschaffen.
    Daugrula blickte auf den Haufen mit Gold und auf die lang gestreckte Echsengestalt, die darauf lag. Grautaz' Schuppen funkelten im Geisterlicht der Grotte. Wie eine Krone aus Silber und Glas thronte er auf seinem Hort und wirkte eigentümlich ätherisch.
    Balgir kroch an Daugrulas Rücken hinauf und ringelte sich um ihren Hals. Er schlang sich so fest um sie, dass er seiner Herrin die Luft abschnürte, und während sie hinter Gulbert vor den Unkwitt trat, rang sie heftig mit ihrem Vertrauten. Sie wagte nicht, mit Balgir zu schimpfen. Sie drückte ihn nur so weit nach unten, bis er schließlich wie ein zum Platzen voller Geldbeutel auf Hüfthöhe an ihrem Gewand baumelte und sich verzweifelt festklammerte. Daugrula fühlte seine Krallen in ihrer Haut. Blut perlte in feinen Tropfen über ihre Schenkel oder sickerte in ihr Kleid.
    Daugrula bereute kurz, dass sie das Taschentier nicht beim anderen Gepäck zurückgelassen hatte, aber darin lag ja eben der Sinn ihres Vertrauten: dass sie ihre Ausrüstung überall bereit hatte und sich dennoch keine Sorgen machen musste, dass ihr das Gepäck abhanden kam.
    Einen lautlosen Fluch auf den Lippen, schaute sie auf, und ihr Blick kreuzte den des Drachen. Sie blieb stehen wie zu Stein erstarrt. Ein Ziehen hinter ihrer Stirn, als würden alle Gedanken aus ihrem Inneren gesogen ... Und dann trat Gulbert zwischen sie und den Unkwitt, und der Blickkontakt riss ab.
    Grautaz hob das Haupt, das bisher ruhig zwischen den Vordertatzen auf dem Gold geruht hatte. Klirrend rollten Münzen den Berg hinab und bis vor die Füße der beiden Besucher, wie der Versuch einer Bestechung oder wie eine Herausforderung - ein Köder. Er reckte den langen Hals und entblößte stolz die Unterseite seines Leibes, blutrot vom Maul bis hinab zu der Stelle, wo der Hals in die Brust überging.
    Obwohl die Nachtalbe hinter dem weit größeren Gulbert in Deckung stand und nur vorsichtig um dessen Schulter herumspähte, sprach Grautaz sie an.
    Schweiß trat ihr auf die Stirn, und ihr Herz pochte schneller.
    »Die Nachtalbe ist zurückgekehrt«, sprach der Unkwitt. »Um das Kästchen zu holen. Und in welch unpassender Begleitung sie sich meinem Lager nähert. Ob dieser Zaubermensch wohl weiß, was du willst? Was für einen Grund hätte er dann, dir Schutz und Hilfe zu gewähren? Das frage ich mich ...«
    Daugrula spürte, wie Balgir die Hinterfüße in ihr Gesäß krallte und an ihr hinaufkletterte, bis er sich wie ein Gürtel um ihre Taille schlang. Dabei zischte und keckerte das Taschentier leise und furchtsam, und Daugrula verharrte so steif, als hielte der Unkwitt sie immer noch in seinem Bann.
    Aber Gulbert ergriff das Wort: »Macht Euch keine Sorgen, oh gedankenvoller Grautaz. Ich weiß schon, dass die Nachtalbe das Kästchen für sich will. Wir wollen beide dasselbe, doch das ist eine Sache, die wir unter uns ausmachen werden. Hier in dieser Grotte gilt meine ganze Aufmerksamkeit Euch. Und da frage ich mich, was ein Drache mit Leuchmadans Schatulle anfangen will, mit einem Ding, das seit Jahrtausenden Zankapfel von Menschen und Elfen und anderen Völkern ist, die Euch nicht kümmern, und worin das Herz eines Wesens geborgen liegt, welches Euch ebenfalls fremd ist.«
    »In der Tat, in der Tat«, summte Grautaz aus der Tiefe seines Schlundes. Er bewegte ein wenig den Oberkörper und zog eine Tatze zurück, so dass die Schatulle zum Vorschein kam. Mit schräg gelegtem Kopf blickte er auf sie hinab. »Doch nicht zum ersten Mal habe ich Dinge in meinen Hort getragen, deren Besitzer sie zurückbegehrten. Helden und Zauberer kamen und starben, und es kehrte Ruhe ein. Beizeiten.«
    Daugrula bemerkte, dass Gulbert, während er mit dem Unkwitt sprach, weiter zurückwich, Fuß um Fuß. Und der Drache folgte ihm! Grautaz reckte den Hals und versuchte, dem Zauberer in die Augen zu schauen. Gulbert begegnete dem Blick gerade weit genug, um das Interesse des großen Wurms wachzuhalten, doch dann, stets im letzten Augenblick, wich er mit einer kurzen Kopfbewegung der Begegnung aus. Und als stünde er selbst unter dem Bann des Zauberers, löste Grautaz sich von seinem Lager und glitt den Horthügel hinab, den Kopf neugierig vorgestreckt. Wie eine Schlange hinter dem Beschwörer kroch Grautaz hinter Gulbert her.
    »Das habt Ihr getan«, bestätigte der Zauberer ihm. »Wenn es der Mühe wert war, habt Ihr die

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