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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Unkwitt in die Welt zurückholen? Es gab kein Drachenweibchen mehr, keine Eier - soweit sie wusste. Konnte er mit Hilfe des Kästchens tote Drachen zum Leben erwecken, wie manche Meister unter den Nachtalben Leichen als willenlose Sklaven belebten?
    Auch Gulbert schwieg.
    »Das Kästchen sammelt Leben, wisst ihr das?«, fragte Grautaz. »Das Leben eines Landes, geerntet über tausend Jahre. Mit dieser Lebenskraft sollte es möglich sein, auch ohne Gefährtin meinem Samen Fleisch zu geben und eine neue Generation zu zeugen. Eine gewaltige Generation, die zu mir aufschaut und die zur Jagd und zum Kampf erzogen wird, zur würdigen Beute, wenn die Zeit gekommen ist. Habe ich Leuchmadans nutzloses Herz erst einmal aus dem Kästchen gelöst, liegt darin die Zukunft ...«
    Der Drache hob die linke Vorderpranke und blickte hinab, stutzte und schien erst jetzt zu bemerken, dass der Grund darunter sich gewandelt hatte und das Kästchen nicht dort lag. Er riss den Schlangenhals zurück und schaute auf sein Lager, das er eben verlassen hatte. Daugrula konnte nicht erkennen, was er dort sah, denn der Leib des Unkwitt nahm ihr die Sicht. Aber Grautaz' Kopf fuhr sogleich wieder zu ihnen herum. Er bäumte sich vor dem Zauberer auf. Qualm drang aus seinen Nüstern.
    Und Gulbert schaute an dem Drachen vorbei, nicht zu dem Hort, wo das Kästchen gelegen hatte, sondern auf einen Ausläufer aus Gold und Edelsteinen, eine Welle von Kostbarkeiten, die vom Schatzberg herunterzufließen schien. Und Daugrula, die ihre Sinne aussandte und an der betäubenden Ausstrahlung des Unkwitt vorbei durch die Höhle schweifen ließ, spürte Perbias dahinter, und das Kästchen.
    Der Elf war in Deckung gegangen, aber die Kopfbewegung des Zauberers verriet ihn. Grautaz änderte die Richtung seines Angriffs. Sein Schwanz peitschte gegen den Hort und riss Lawinen aus Münzen los. Er stieß ein Brüllen aus. Erschrocken hob der Elf den Kopf, und das Drachenfeuer kam über ihn.
    Der Elfenkönig riss das unzerstörbare Kästchen schützend vors Gesicht, doch die Lohe versengte ihm die Hände. Der Drachenhauch riss den Teil des Schatzes fort, hinter dem Perbias sich verbarg. Er entzündete die Münzen, als sie durch die Luft segelten wie fallende Blätter im Sturm. Eigentümliche Flammen stiegen vom Gold auf, als lägen glosende Kugeln um jedes Stück, mit Schatten darin, die einer kleinen Drachenklaue glichen. Bleich und trügerisch war das Feuer um die Münzen, und doch brannten sie aus eigener Kraft weiter, während sie durch die Höhle regneten und alle aufscheuchten, die sich dem Drachen entgegenstellten.
    Daugrula sah Werzaz und Sukan dicht beim Höhleneingang stehen und glaubte auch, die kleinen Gestalten umherhuschen zu sehen, verborgen hinter dem Hort und in der Deckung alter Preziosen. Perbias stand brennend da, wie eine Flamme, in der das Behältnis mit Leuchmadans Herz zu schweben schien, von einer Aureole brennenden Goldes umflort.
    Dann brachen die Hände des Elfenkönigs ab, und das Kästchen fiel zu Boden. Das Drachenfeuer erlosch. Einen Augenblick lang sah Daugrula eine weiße, ausgezehrte Gestalt, aus Ascheflocken geformt. Dann schlug das Kästchen vor dem toten Elfen auf, und er verpuffte in einer grauen Wolke. Die toten Hände rieselten in fetten Schuppen vom Silber, und die glimmenden Münzen prasselten auf den Hort wie hundert kleine Feuerstellen.
    Gulbert und Daugrula wichen zurück, als der Schwanz des herumschwenkenden Drachen ihnen bedrohlich nahe kam. Der Zauberer riss schützend den Stab hoch. Grautaz richtete sich auf die Hinterbeine, breitete die Schwingen aus, die beinahe die Wände der riesigen Halle streiften. Mit gierig gereckten Vorderpranken lief er zu dem Kästchen hin.
    Aber Gulbert rammte den Zauberstab in den Boden, und ein Ächzen klang tief aus dem Stein. Feine Risse taten sich auf, breiteten sich von dem Stab aus wie ein Netz aus feinem Spinnweben. Dann klaffte ein breiter Spalt auf und schoss auf den Drachen zu. Daugrula sprang zur Seite. Ein kleinerer Ausläufer dieses Grabens verlief auch hinter dem Zauberer und hätte sie um ein Haar verschlungen.
    Große Steinbrocken brachen von der Kante ab, und die Kluft verbreiterte sich auf mehr als sechs Fuß, während sie unter dem Leib des Drachen knackend weiterlief. Der Unkwitt geriet mit einem Hinterbein in den Abgrund, strauchelte und kippte auf die Seite. Tief in der neu entstandenen Kluft gurgelte Wasser. Blaue Blitze zuckten von unten empor und tanzten über Grautaz'

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