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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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nicht aufzublicken, aus Angst vor dem durchdringenden Blick des Unkwitt. Er wandte sich aber auch nicht ab, denn die Klaue verriet ihm zumindest, wo sein Gegner sich befand und ob er sich in Bewegung setzte.
    Vielleicht ließ Grautaz ihn unversehrt gehen, aber seinen Versprechungen und Ankündigungen konnte man nicht trauen.
    »Du fürchtest mich immer noch?«, fragte der Drache sanft. »Und das zu Recht. Aber warum sollte ich mich mit Ungeziefer abgeben? Willst du dich nicht in deiner wahren Gestalt zeigen, damit wir von Angesicht zu Angesicht reden können? Du bist nur ein Kundschafter, kein Dieb, also musst du auch nicht wie ein Dieb durch meine Höhle schleichen.«
    Das Gold auf dem Haufen knirschte. Wito kroch lautlos auf Händen und Knien. Er duckte sich hinter die umherliegenden Münzen.
    »Nur ein Kundschafter ... DER DIE DIEBE ZU MIR FÜHRT!« Wie der Schlag einer mächtigen Glocke hallte der letzte Satz durch die riesige Grotte. Die Klaue des Drachen hob sich, und für einen kurzen Augenblick sah Wito Leuchmadans Kästchen unverdeckt. Dann wälzte sich der Drachenleib darüber hinweg wie eine Feuerwand.
    Wito rannte los.
    Mit einem Sprung war der Unkwitt bei ihm, die glutrote Unterseite seines Leibes schob sich über den Gnom, der das lebende Gleißen auf den Schuppen sah. Klauen schlugen glühend heiße Splitter aus dem Boden. Grautaz' Kopf fuhr dorthin, wo Wito eben noch gewesen war. Aber der war inzwischen seitlich an dem Drachen vorbeigelaufen, und der riesige Leib des Unkwitt gab ihm einen Augenblick lang Deckung. Wito nahm seine große Gestalt an. Jetzt musste er schnell sein. Er rannte auf den Ausgang zu.
    Beißender Nebel hüllte ihn ein, und er hörte, wie der Drache hinter ihm herumfuhr. Schuppen schabten aneinander und scharrten über den Boden. Es klang, als risse die Erde auf. Rote Funken irrlichterten durch die Luft, vom gepanzerten Drachenleib geschlagen.
    Wito warf sich nach vorn und kroch auf dem Bauch weiter, machte sich wieder klein, als der Drachenschwanz über ihn hinwegpeitschte. Dann kam er wieder auf die Füße, machte sich groß und rannte.
    Ein Klirren erklang in seinem Rücken, als der Drache den eigenen Hort streifte und einen Goldregen niedergehen ließ. Wito schlug Haken. Er war froh, dass er als Gnom nicht auf seine Augen angewiesen war, sondern Hindernisse und Verfolger spürte.
    Überall um ihn her prasselten Münzen zu Boden, schlugen gegen den Stein und hüpften munter durch die Höhle. Einige trafen Wito, runde und dreieckige und achteckige, die ihm mit ihren Kanten schmerzhafte Kopfnüsse verpassten.
    Und irgendwo aus dem goldenen Regen stieß der Drache herab.
    Wito ließ sich nach hinten fallen und machte sich wieder klein. Grautaz' schwerer Leib schrammte mit malmender Wucht über den Grund. Er hatte Wito nur knapp verfehlt. Rauch prickelte in Witos Nase, auf seiner Haut.
    Nicht das Feuer, dachte Wito panisch. Nicht das Feuer.
    Er wischte sich übers Gesicht und lief weiter. Wieder in natürlicher Größe, warf er sich in den schützenden Gang und blieb stehen.
    Wito keuchte und stützte die Hände auf die Knie. Dann tastete er mit tauben Fingern über sein Gesicht. Er brauchte eine Weile, bis er spürte, dass die Haut unversehrt war. Das Drachenfeuer hatte ihn nicht erfasst. Nur ein wenig heißer Qualm. Wito atmete auf.
    »Wir sollten hier nicht bleiben«, sagte eine Stimme hinter ihm, und Wito zuckte erschrocken zusammen. Unbemerkt war Chaspard hinter ihn getreten. Einen Augenblick vorher war der Wichtel noch nicht da gewesen.
    Wie um Chaspards Worte zu bestätigen, schoss mit einem Mal ein Schatten in den Gang.
    Wito ließ sich fallen und presste sich eng an den Boden. Unmöglich, dachte er. Der Drache passt unmöglich hier herein!
    Doch es war nur der Schwanz, den Grautaz wie eine Lanze hinter dem Eindringling hergestoßen hatte. An der nächsten Biegung krachte die Spitze gegen den Fels und bohrte sich tief hinein. Die Wand brach auf, und Steine rutschten in den Stollen.
    Der Drache riss den Schwanz zurück, und die Zacken auf dem Rücken rissen weiteres Geröll aus der Decke. Wito stützte sich auf Hände und Knie und kam taumelnd wieder auf die Beine. Er rannte, um die nächste Biegung und um die übernächste. Diesmal hörte er Chaspard hinter sich. Der Wichtel atmete hastig und lief ebenso panisch wie er.
    Schon war nichts mehr vom Licht der Drachenhöhle zu sehen. Kein Geräusch deutete darauf hin, dass der Drache noch etwas unternahm, aber Gnom und Wichtel

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