Gefährten des Zwielichts
gerächt. Er hatte sich unzählige Male gerächt.
Und auch Grautaz würde seiner Rache nicht entgehen.
Er, Baskon der Wardu, vergalt es jedem, und niemand stellte sich gegen ihn!
In rasendem Zorn fegte Baskons Geist durch das Kästchen und schrie nach Blut. Er war der Tod, der zum Leben erwacht war. Er beherrschte alles, was er mit dem Klang seiner Seele zum Schwingen bringen konnte. Er lenkte kalten Stahl und hartes Metall gegen seine Feinde, doch er gebrauchte es nur, er war es nicht. Niemand erreichte ihn noch, niemand konnte ihm einen Schaden zufügen.
Und wer es versuchte, würde merken, dass Baskon immer wiederkehrte und den Tod brachte und Rache nahm ...
In dem Kästchen gab es keine Zeit, es gab nur Zorn und Hass und den Gedanken an Rache. Im Kern stand Leuchmadans Herz mit seinem gleichmäßigen Pochen, das Baskons Seele Gestalt verlieh und das ihn zusammenhielt. Das Kästchen war die Grenze, seine Macht ließ Baskon erstarken. Dazwischen irgendwo der fahle Nachhall seiner Brüder, das Echo ihrer Seelenklänge, die ebenfalls zwischen Leuchmadans Herz und dem Kästchen bewahrt wurden, obwohl sie selbst derzeit irgendwo draußen in der Welt unterwegs waren.
Einen langen zeitlosen Augenblick schwebte Baskon in dem Behältnis.
Und dann ließ die Aufmerksamkeit des Unkwitt nach, und Baskon fühlte, wie der magische Schirm, der das Kästchen eingehüllt hatte wie ein Seidentuch, schwächer wurde und zerriss. Aus seinem Gefängnis befreit kehrte Baskon zurück in die Welt und fand Metall, das begierig den Klang seiner Seele aufnahm und sich ihm beugte.
Viel Metall, das zu Baskon wurde.
14. K APITEL:
G ESCHLAGEN UND BEGRABEN
D AS F EUER DES U NKWITT IST EINE MAGISCHE F LAMME , DIE NICHT NUR S TOFFLICHES VERBRENNT , SONDERN DIE E SSENZ SELBST VERZEHRT . P FLANZE UND T IER ENTZIEHT SIE DAS L EBEN UND LÄSST NUR TOTE F ORM OHNE Z USAMMENHALT ZURÜCK .
Ü BERLEBT EIN O PFER DIE L OHE , SO HAT ES NOCH S CHLIMMERES ZU GEWÄRTIGEN . D IE W UNDEN MÖGEN HEILEN , DOCH DIE G LUT LEBT IN E SSENZ UND S EELE FORT UND IST DASELBST NICHT ZU LÖSCHEN , WIE EIN SCHWÄRENDER B RAND HINTER EINER H AUSWAND , DEN MAN LANGE NICHT BEMERKT , BIS ER AN GANZ UNVERMUTETER S TELLE HERVORBRICHT , NACHDEM ER DAS G EBÄUDE LÄNGST AUSGEHÖHLT HAT .
W ESSEN S EELE VOM D RACHENODEM VERSENGT IST , DER LEBT UNTER EINEM F LUCH . E R WIRD IM L EBEN KEINE F REUDE MEHR EMPFINDEN , UND ALL SEINE H ERZENSWÜNSCHE SIND TOTER S TAUB . E RFOLG IST IHM NUR IN DEN D INGEN BESCHIEDEN , DIE IM N ACHHINEIN S CHMERZ BEREITEN , BEIM H ASCHEN NACH HOHLEN Z IELEN . A LLÜBERALL EMPFINDET ER L EERE UND A BSCHEU , AM ALLERMEISTEN VOR SICH SELBST . D IES ABER KOMMT DAHER , DASS ER SEINE VERBRANNTE S EELE SPÜRT , WESHALB ER DIE E MPFINDUNG NIEMALS ABSCHÜTTELN UND IHRE U RSACHE NICHT GREIFEN KANN .
J E MEHR ER SICH ABER MÜHT , DIE L EERE IN SICH ZU FÜLLEN , UMSO MEHR VERZEHRT ER AUCH SEINE U MGEBUNG . D ENN DAS L OCH , WELCHES DER GROSSE D RACHE BRENNT , IST BODENLOS UND KENNT KEINE S ÄTTIGUNG .
A US DEM »A LMANACH DER F INSTERVÖLKER «
VON C ONZIONARIUS C AEZO ,
P RIESTER IM T EMPEL DER S ONNE
Daugrula duckte sich hinter Gulberts Rücken, als das Drachenfeuer sie fauchend umschloss. Der Leib des Menschen bot allenfalls einen Wimpernschlag lang Schutz, aber die Angst vor dem Feuer raubte der Nachtalbe fast den Verstand, und sie konnte an nichts anderes denken.
Die Flammen leckten an ihr, und sie spürte, wie das zehrende Saugen nach ihrer Lebenskraft griff. Hitze schlug ihr ins Gesicht, und ein giftiges Flüstern lag in der Lohe. Der Augenblick dehnte sich, die Zeit schien stehen zu bleiben, und Daugrula konnte ein Wimmern nicht unterdrücken ...
Doch nichts geschah. Um sie herum flimmerte die Luft in unnatürlicher Glut, aber nur ein Abglanz davon erreichte ihren Leib - reine, unverdorbene Hitze.
Daugrula blickte auf.
Gulbert stand vor ihr, den Stab fest in den Boden gestemmt, den Oberkörper vorgebeugt wie gegen eine Flutwelle. Er reckte das Gesicht dem Drachen entgegen, und das Feuer teilte sich vor ihm. Flammen züngelten über ihn und Daugrula hinweg wie über einen unsichtbaren Schild.
Ein Knacken ertönte, und die Nachtalbe sah, wie Gulberts Zauberstab verdorrte. Das Holz vertrocknete, es wurde rissig und weiß wie Asche. Gulbert lenkte die verderbte Macht des Drachen in das lebende Holz. Aber wie lange noch? Jeden Augenblick mochte der Stab unter den Händen des Zauberers zu Staub zerfallen.
Daugrula zuckte zurück, sie spürte
Weitere Kostenlose Bücher