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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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sich Gredins Griff und stieß ihn weg. »Raus! Raus!«, brüllte er. »Wir ziehen uns zurück. Chaspard ist mit dem Kästchen schon unterwegs.«
    Gredin schien ihn kaum zu hören, aber er verstand den Tonfall. Er taumelte über den Boden, der von Münzen übersät war, von tückischen runden Perlen und Gemmen, von Pokalen und Tellern, die Stolperfallen abgaben, und von prunkvollen Waffen mit gefährlichen Spitzen und scharfen Klingen.
    Der Dunst lag inzwischen so dicht über dem Grund wie ein Teppich. Wolken stiegen auf und gaukelten Schemen vor. Es stank, als würde eine Armee von Goblins zur Siegesfeier ihre Feinde grillen, mitsamt Kleidung und Rüstung.
    Gredin tastete sich vorwärts, und Darnamur trieb ihn an und folgte auf seiner Spur, achtete darauf, wo Gredin strauchelte. Chaspard war fort, von Wito war ebenfalls nichts zu sehen. Hinter dem Schatzhaufen hatte sich eine Kluft aufgetan und ein Drittel des Horts verschlungen. Jetzt brodelte der Rauch an den Rändern und verhüllte, wie tief der Abgrund war.
    Wo Daugrula und der Zauberer gestanden hatten, war die Luft von dichtem Qualm geschwängert. Nur der massige Leib des Drachen war zu sehen, der sich dort herumwälzte. Seine Schuppen gleißten, wo er sich aus dem Rauch erhob. Was darunter vorging, blieb verborgen.
    Je näher sie der Stelle kamen, an der Perbias gestorben war, umso mehr Goldmünzen brannten zu ihren Füßen. Sie schimmerten durch den trügerischen Nebel am Boden wie Sterne hinter einer losen Wolkendecke. Darnamur achtete genau darauf, wohin er trat.
    Dann sah er den Ausgang vor sich. Chaspard lief darauf zu, das Kästchen an die Brust gedrückt. Werzaz und Sukan ließen ihn vorbei und deckten seinen Rückzug. Werzaz hatte sein zweites Schwert fortgeworfen und einen großen runden Schild vom Boden aufgehoben. Jetzt spähte der Goblin vorsichtig über den Rand. Weiße Punkte glitzerten bei jeder Bewegung in der goldplattierten Oberfläche - Splitter von Adamant, die auf dem Schild ein Muster bildeten.
    Darnamur kam zu dem Schluss, dass Gredin ihn weit genug geführt hatte. Jetzt, wo alle abgelenkt waren, konnte er den Wichtel rasch beseitigen und sich allein in Sicherheit bringen. Er hob das Messer, tat zwei, drei schnelle Schritte - da stieß der Drache ein Brüllen aus. Darnamur fuhr zurück und blickte auf.
    Grautaz hatte sich wieder umgewandt. Sein gepanzerter Leib schälte sich aus dem Nebel, und seine ganze Aufmerksamkeit war auf die Stelle gerichtet, wo Perbias gefallen war. Auf die Stelle, wo der Unkwitt zuletzt seinen kostbarsten Schatz gesichtet hatte - und wo nun Gredin und Darnamur standen.
 
    Wito sah Chaspard, als der sich das Kästchen holte - von der Stelle, wo eben noch Elfenkönig Perbias gestanden hatte, dessen Asche sich inzwischen mit dem brennenden Gold und dem Qualm am Boden mischte. Der Wichtel bewegte sich wie ein Geist, verstohlen und leicht und geschmeidig. Er musste in einem Versteck ganz in der Nähe des Elfenkönigs ausgeharrt haben, und doch geschützt vor dem Zorn des Drachen.
    Wito folgte Chaspard eilig zum Ausgang. Werzaz und Sukan kamen dem Wichtel entgegen, der Menschenfürst mit deutlich mehr Zurückhaltung. Er behielt den Drachen im Auge. Am anderen Ende der Höhle tobte ein Kampf, nur schemenhaft zu erkennen im dichten Rauch. Konnten Daugrula und der Zauberer dem Unkwitt standhalten? Wito lief weiter.
    Kurz vor dem Ausgang hielt Chaspard inne und schaute sich um. Die Kampfgeräusche ließen nach, und Wito empfand ein lastendes Gefühl der Bedrohung. Dann brüllte der Drache wieder, ohrenbetäubend und so nah, dass Wito sich auf den Boden warf und die Arme schützend über den Kopf legte.
    Vorsichtig blickte er auf. Er erkannte den Zauberer, der sich langsam an der Wand entlang auf den Fluchttunnel zubewegte. Aber wo war Daugrula?
    Der Drache hielt wieder auf seinen Hort zu. Suchend streckte Grautaz den Kopf vor, aber er achtete nicht auf Wito oder die anderen am Ausgang. Natürlich!, erkannte Wito. Grautaz suchte das Kästchen! Und zwar dort, wo es zuletzt gewesen war.
    Wito wagte nicht, sich zu rühren. Wenn er jetzt auf den Ausgang zulief, würde der Unkwitt unweigerlich auf die Bewegung aufmerksam, und das würde seinen Blick dorthin lenken, wo Chaspard tatsächlich mit dem Kästchen wartete.
    Er wandte sich wieder dem Zauberer zu. Gulbert streckte eine Hand aus. Witos Blick folgte der Geste, und zwischen den wabernden Schwaden machte er vor dem Drachen zwei kleine Gestalten aus. Gredin und Darnamur!

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