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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Diamanten platzten von dem Gold ab und segelten, Kohlefunken gleich, durch die Höhle.
    Der Unkwitt war weitergelaufen, und Werzaz schleuderte ihm den Speer in die Flanke.
    Die Waffe segelte durch die Luft, schien lachhaft klein zu werden, je näher sie dem Drachen kam. Dann schlug sie gegen die Schuppen, prallte ab und taumelte kreiselnd zu Boden. Grautaz lief weiter, als hätte er gar nichts bemerkt, und der Schlag seiner Krallen auf dem Höhlenboden übertönte jedes andere Geräusch.
    Werzaz stand da, den brennenden Schild in der Hand, die Rechte mutlos gesenkt. Asche rieselte an ihm herunter, wo das Feuer vorstehende Zipfel der Kleidung berührt hatte. Weiße Flocken schälten sich auch vom Holz unter der Goldplatte des Schildes.
    In diesem Augenblick lief Gulbert an Wito vorbei zu Chaspard und entriss ihm das Kästchen.
    »Komm!«, fuhr der Zauberer ihn an. »Wir haben es. Meine Illusion wird den Drachen nicht lange ablenken.«
    »Was ist mit Daugrula?«, rief Wito, aber niemand achtete auf ihn.
    Nur Werzaz blickte kurz zu ihm hin, dann schleuderte er den Schild fort und zog das Schwert. »Lauf, Schweineborste«, brüllte er. »Leuchmadans Herz ist draußen. Wir folgen ihm!« Er rannte los. Chaspard, der noch zauderte, wurde von dem Goblin einfach weggestoßen.
    Wito zögerte. Sein Blick folgte dem Schild, der im Drachenfeuer gleißte und wie ein wilder Flammenkreisel über den Hallenboden hinter Grautaz herschlitterte. Der Unkwitt war nun dort, wo Darnamur und Gredin eben noch gestanden hatten. Doch dahinter, halb verborgen durch den Dunst, barst der Hort des Drachen auseinander. Wito vermeinte einen Riesen zwischen den umherstiebenden Münzen zu sehen, einen Riesen, der sich unvermittelt auf den Drachen stürzte.
 
    Baskon fuhr aus dem Kästchen heraus, und der Klang seiner Seele fand reichlich Widerhall. Wie tausend winzige Gongschläge klirrte und klimperte es um ihn her, und der Wardu brauchte eine Weile, um sich zurechtzufinden.
    Er war mitten in einem Berg von Metall wieder in die Welt getreten. Baskon spürte Gold, Silber und Bronze und auch Edelsteine. Die Steine waren nur toter Ballast für ihn, aber mit dem Metall ließ sich etwas anfangen.
    Er griff nach den größeren Gegenständen, nach Kelchen und verzierten Dolchen, nach Figuren und Tafelplatten. Es war viel Metall um ihn, aber nichts davon passte richtig. Er sandte seine Sinne weiter und fand Rüstungen und Schwerter, Schilde und Helme auf dem Boden.
    Baskon spürte, dass in der Höhle ein Kampf im Gange war. Seine Gefährten waren hier. Also hatte die Nachtalbe den Trupp hergeführt, um dem Drachen das Kästchen wieder abzunehmen. Aber da waren noch andere ... Doch zuerst musste er sich um den Drachen kümmern.
    Baskon ließ seinen Seelenklang von Münze zu Münze springen und hinterließ überall eine feine, schwingende Spur. Die Verbindung zu dem Kästchen und zu Leuchmadans Herz war ungebrochen, und eine gewaltige Macht strömte ihm daraus zu. Sein Lied wurde lauter und erfasste nach und nach eine ganze Flanke des riesigen Drachenhorts.
    Grautaz kam näher.
    Mit einem Ruck zog Baskon das Netz von Klängen zu. Seine Seelenmelodie straffte sich wie ein Bündel Sehnen, an deren Enden jeweils eine Münze hing, eine Bronzefigur oder irgendein anderes Stück von Grautaz' Schatz. Baskon zog alles an sich und erschuf einen Leib, gewaltiger als alles, was er jemals gelenkt hatte.
    Als goldener Gigant erhob er sich von dem Hort. Erst jetzt wurde der Drache auf ihn aufmerksam und drehte den Kopf in seine Richtung. Baskon lief los.
    Er spürte das Gewicht des neuen Leibes, ein Riese aus Kostbarkeiten. Baskon konnte diesen Leib nicht auf Dauer zusammenhalten, aber er hielt jetzt. Mit zwei, drei Schritten hatte er den Unkwitt erreicht, und bei jedem Schritt regnete klirrend Substanz von ihm herab. Münzen verteilten sich auf dem Höhlenboden und zogen eine Spur von dem Hort bis zur Flanke des Drachen.
    Baskon traf Grautaz mit der Wucht eines ganzen Reiterheers. Die blitzende Masse brach wie eine Flutwelle. Hunderttausend Münzen spritzen in alle Richtungen. Sie drehten sich blitzend im schwachen Licht, das die Höhle erfüllte, und in jeder Umdrehung eines jeden Goldstücks blinzelte der Wardu.
 
    Wito musste sich entscheiden: Sollte er das Kästchen im Auge behalten oder den Gefährten beistehen, die noch in der Höhle waren?
    Der Weg zu Darnamur war ihm durch den Drachen versperrt. Also wandte Wito sich um und lief in die andere Richtung, in die

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