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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Wito stockte der Atem.
 
    Darnamur quollen fast die Augen aus dem Kopf. Plötzlich hielt Gredin das Kästchen mit Leuchmadans Herz in den Händen!
    Wie konnte das sein? Augenblicke zuvor war doch Chaspard damit davongeeilt ...
    Gredin blickte ebenso fassungslos auf die Schatulle hinab. Er ließ sie hastig los und trat einen Schritt zurück, aber sie hing an seiner Brust wie festgewachsen. Gredin erstarrte. Er fasste wieder danach und versuchte, sie loszureißen, aber irgendwie schien sein Griff immer davon abzugleiten.
    Darnamur erinnerte sich an Komfir und an die Bitaner, die den magisch veränderten Goblin auch nicht richtig zu fassen bekommen hatten. Er verstand, was hier vorging: Jemand hatte dem Wichtel ein magisches Abbild des Kästchens angehext, um den Drachen auf eine falsche Fährte zu lenken!
    Das Gold am Boden klimperte. Der Drache kam heran, den Kopf hochgereckt. Mit jedem Schritt riss er den Felsengrund auf.
    Darnamur wich hektisch zurück. Er wagte nicht, den Blick von dem Unkwitt abzuwenden. Er tat einen Schritt, dann noch einen, dann rannte er rückwärts, während der Drache immer näher kam. Schon nach wenigen Schritten stolperte Darnamur und lag hilflos auf dem Rücken. Er ruderte mit den Armen, packte aus Versehen auf eine der brennenden Goldmünzen und riss erschrocken die Hand zurück. Erst im Nachhinein wurde ihm bewusst, dass die Münze kalt gewesen war.
    Jetzt löste auch Gredin sich aus der Erstarrung. Er gab den Kampf mit dem unwirklichen Kästchen auf und wandte sich zur Flucht. Der Drache riss einen Vorderlauf hoch und rammte ihn mit unvorstellbarer Wucht nach unten. Wo eben noch der Wichtel gestanden hatte, donnerte die gewaltige Pranke in den Bodennebel, und vom eigenen Schwung getragen, rutschte sie einige Klafter weit über den Grund. Gold und Steinbrocken stoben auf wie eine Bugwelle.
    Der Hieb des Unkwitt schnitt auch in den Dunst eine Furche, und als er die Pranke hob, sah Darnamur den aufgerissenen Boden. Der Riss war mit einem schleimig glänzenden dunkelroten Streifen gezeichnet. Das war alles, was von Gredin, dem Wichtel, geblieben war.
    Grautaz spähte vor sich auf den Boden, aber zwischen den Steinbrocken fand sich keine Spur von dem Kästchen. Der Drache hob den Kopf, seine schmalen Augen fixierten den Gnom. Darnamur fühlte sich wie zu Stein erstarrt. Er konnte nicht mehr atmen.
    Der Drache tat einen Schritt auf ihn zu.
    Der Goldhaufen neben Grautaz erbebte. An der ganzen Flanke des Horts wurden Münzen und Schmuckstücke hochgeschleudert und fielen wieder herunter. Ein Klimpern erfüllte die Luft.
    Darnamur nahm seine ganze Kraft zusammen und kroch rückwärts, wie eine kranke, matte Schnecke. Ihm wurde bewusst, dass er immer noch das nutzlose Knochenmesser umklammert hielt. Der Drache ragte über ihm auf.
    Wieder erbebte der Goldhaufen, obwohl der Drache den Schritt noch gar nicht vollendet hatte. Grautaz hielt überrascht inne, das Bein noch in der Luft. Darnamur sah die Krallen über sich blinken, eine jede länger als er selbst.
    Und dann richtete sich der Drachenhort plötzlich auf. Alles Gold, die Tafeln, die Zierwaffen und Ketten und Diademe fügten sich zu einer Gestalt mit vage menschlichen Umrissen, doch von titanenhafter Größe. Edelsteine rollten von ihrem Rücken, als sie sich aufrichtete. Der Kopf des Riesen war fast auf einer Höhe mit dem des Drachen, und auch der Leib aus Gold stand dem des Drachen an Umfang kaum nach.
    Grautaz schaute auf seinen Schatz, der sich plötzlich gegen ihn wandte.
 
    Wito wich zur Wand zurück, und der Drache lief an ihm vorbei. Werzaz und Sukan traten dem Untier entgegen, aber als Grautaz beiläufig den Kopf wandte und der Hauch eines Glühens seine Zähne umspielte, schrie Sukan auf. Er riss die Arme hoch, hielt sich den Schild über den Kopf und floh zum Ausgang.
    Werzaz knirschte zwischen zusammengebissenen Zähnen einen Fluch hervor und trat der gepanzerten Bestie in den Weg. Er hob den Schild höher und wog einen Speer in der Rechten - ein weiteres Fundstück vom Höhlenboden. Der Drache wurde nicht langsamer. Er senkte den Kopf.
    Werzaz holte aus.
    Ein Feuerball schoss aus den Nüstern des Unkwitt. Werzaz ging in die Hocke. Er zog den großen Rundschild dicht an sich und kauerte sich dahinter zusammen. Wito sah, wie das Drachenfeuer ihn einhüllte, doch mitten in dem Feuerball blieb ein dunkler Schatten. Der Schild schützte Werzaz tatsächlich!
    Mit einem Schrei sprang der Goblin wieder auf. Der Schild loderte.

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