Gefährten des Zwielichts
Qualmwolken am rückwärtigen Ende des Gewölbes hinein. Dort waren Daugrula und Gulbert gewesen, doch nur der Zauberer war wieder zurückgekehrt.
Wito tastete sich durch den Dunst, der ihn ganz einhüllte. Es war dunkel, denn das Glimmen über dem Hort reichte kaum bis hierher. Als Gnom kam Wito auch in der Dunkelheit zurecht, aber die wogenden Schwaden am Boden waren trügerisch. Sie nahmen ihm den Atem und gaukelten ihm Dinge vor, schemenhafte Gestalten und Bewegung, wo in Wahrheit gar nichts war.
»Daugrula?«, rief er leise.
Er hörte ein Wimmern in der Dunkelheit und ging darauf zu.
Bald kam er zu der zugeschütteten Spalte in der Mitte der Halle und folgte diesem Riss. Wieder ertönte ein Wimmern, und im nächsten Augenblick sah Wito einen ausgestreckten Körper vor sich liegen. Er beugte sich hinab. Daugrula.
Die Nachtalbe sah grauenvoll aus. Ihr Oberkörper war nur noch eine verschmorte Masse, schwarz verkohlt und von weißlicher Asche durchsetzt. Auch Daugrulas halbes Gesicht war verbrannt, und anstatt der Haare breiteten sich Ascheflocken um ihren Kopf aus.
Das Wimmern, das Wito gehört hatte, kam nicht von ihr, sondern von Balgir. Das Taschentier lag, ebenfalls von schweren Verbrennungen gezeichnet, zu Daugrulas Füßen. Doch Daugrula lag stumm und reglos da.
Baskon fand sich unvermittelt über den ganzen Höhlenboden verstreut. Er hatte Mühe, seine Essenz wieder zusammenzuziehen, und konzentrierte sich auf diejenigen Teile seines metallenen Leibes, die zurück auf den Hort gefallen waren. In den übrigen Münzen erstarb das Leben, das Klirren verstummte, und es wurde still.
Der überraschende Angriff hatte auch Grautaz ins Wanken gebracht. Baskon fühlte, wie der massige Drachenleib aufprallte, und er nutzte die Zeit, um sich tief im Hort zu verkriechen.
Doch da wälzte Grautaz sich schon wieder heran.
»ICH HÖRE DICH, WARDU!«, knurrte er. Mit riesigen Klauen wühlte er im Gold und schlug blindwütig den eigenen Schatz mit dem Schwanz auseinander. »ICH HÖRE DICH UND ICH KRIEGE DICH, WARDU. DU STÖRST ZUR UNZEIT!«
Baskon sammelte sich am Boden des Haufens, ein Summen tief im Hort wie von einem verborgenen Bienenschwarm. Er hatte den Riesenleib aus vielen Einzelteilen nicht zusammenhalten können. Um gegen Grautaz anzutreten, brauchte er etwas Massiveres.
Er ließ das Gold zerfließen und wieder zusammenlaufen. Daraus bildete er einen neuen Körper, ähnlich seiner alten Rüstung, nur ausgefüllt und so hoch wie drei Männer ... wie zwei Männer. Er musste Substanz aufgeben, weil er einen so großen und massiven Körper nicht mehr bewegen konnte.
Als er sich erhob, war er groß wie ein Troll, ein Leib aus lauterem, halb geschmeidigem Gold, massig und mit fein geformten Gelenken, aber ohne Gesicht.
Baskon hatte sich auch Waffen geschaffen, ein Schwert und lange Spieße, aus Gold geformt, das er mit seiner Macht härtete und mit festem Stahl durchwirkte, den er im Hort gefunden hatte.
Die Klauen des Unkwitt zerpflügten das Gold und legten Baskon frei. Der Wardu hieb mit dem Schwert zu, bevor Grautaz seine Pranke wieder fortreißen konnte. Aber die Klinge glitt wirkungslos an der Kralle ab.
»DU SOLLST BEREUEN, DASS DU AUS DEINER KISTE GEKOMMEN BIST!«, rief Grautaz. »ICH WERDE DICH DORTHIN ZURÜCKSCHICKEN, UND WENN ICH SIE WIEDERHABE, WIRD DEINE SEELE AUF TAUSEND JAHRE MEIN SPIELZEUG SEIN.«
Baskon hob Speer und Schwert und griff an. Zwei blanke Spitzen zielten auf den roten Drachenhals, der sich aus dem Bodendunst erhob und im Zwielicht glitzerte wie ein Band von Rubinen. Grautaz aber bog den Hals, und Feuer schoss aus seinem Maul.
Baskon erstarrte.
Das fauchende Drachenfeuer fand ein knisterndes Echo in seinem Geist, wie ein verborgener Schmerz, der an den Rändern des Bewusstseins nagte. Dann hüllte die Lohe ihn ein. Sein Schwert barst, seine Spieße knickten ab. Roter Stahl schoss hervor und zerstob zu einer schmutzig grauen Rauchwolke.
Baskons goldener Körper badete in hellen, unwirklichen Flammen. In eine silbrige, flirrende Aureole gehüllt, taumelte der Wardu rückwärts. Grautaz' Atem zerschmolz Stahl und alles mindere Metall, aber Gold blieb kühl. Es entzündete sich in kalter Flamme, doch Baskon fühlte sich in dem hellen Flammenkranz stärker als zuvor.
Da schleuderte ein Schwanzhieb des Unkwitt ihn gegen die Höhlenwand - trollgroß und ganz aus Gold, wie er war. Der Aufprall riss ihm einen Arm und einen Fuß ab und erstickte das Feuer in seinem Leib.
Baskon
Weitere Kostenlose Bücher