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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Wunde am Bauch sah furchtbar aus. Vermutlich würde er sterben, sobald er sich bewegte. Aber hier bleiben konnten sie auch nicht.
    Wito durchwühlte das Gepäck. Werzaz besaß eine zähe Paste, die man auf die Wunden streichen konnte. Solange die Nachtalbe sich der Verletzungen angenommen hatte, hatte er sie nicht gebraucht. Wito schnitt seinem Kameraden die blutdurchtränkten Kleider vom Leib, nähte die Stichwunden zusammen und verband sie. Dann suchte er neue Kleidung für den Goblin zusammen.
    Die Sachen von Perbias passten Werzaz noch am besten. Bei der wenig fachkundigen Behandlung hatte der Goblin nur geflucht, aber beim Anblick der Elfengewänder spie er Geifer. Da nichts anderes da war, zog er schließlich ein lindgrünes Wams und eine dazu passende Hose an - aber erst, nachdem er beides ein paarmal über den Boden gerieben, etwas zerfetzt und mit seinem Blut besprengt hatte, bis sie kaum besser aussahen als das, was Wito ihm ausgezogen hatte.
    »Ich mache mich zum Narren«, knurrte Werzaz. »Ich sehe aus wie ein geputzter Waldaffe. Das Blut überdeckt den Geruch, aber dafür würd ich das Spitzohr am liebsten noch ein zweites Mal umbringen!
 
    Grautaz' Trommelfell war zäh. Darnamur stand bis über die Knöchel in dem schmierigen Belag, mit dem die Gehörgänge des Unkwitt überzogen waren, und säbelte sich einen Durchgang frei. Der Drache warf den Kopf hin und her, stampfte durch die Höhle und rannte erneut gegen die Wände.
    Darnamur wurde herumgeschleudert, aber hier drinnen, im Kopf des Drachen, blieb der Tumult gedämpft. Nachdem er den ersten Schnitt getan hatte, griff Darnamur durch die Öffnung und fand am Trommelfell selbst Halt. Heißes Blut lief ihm über die Hand.
    Grautaz' Blut war schwarz und dampfte. Zäh und ölig troff es das Trommelfell hinab. Ob der Fluch des Drachen auch im Blute lag? War er, Darnamur, nun gezeichnet, als hätte die Flamme ihn erwischt?
    Darnamur schüttelte den Kopf und arbeitete weiter. Endlich war der Riss in Grautaz' Trommelfell groß genug, und er zwängte sich hindurch. Das Drachenblut verschmierte seine Kleidung. Von der Lederweste perlte es ab.
    Hinter dem Trommelfell schloss sich ein Labyrinth von Gängen und Grotten an, ringsum überzogen von einem samtigen, weichen Belag, der unentwegt Schleim absonderte. Träge floss dieser Schleim über den Boden, und Darnamur spürte einen Sog unter den Füßen wie von einer versteckten Strömung. Diese Strömung würde ihn vermutlich nach draußen tragen, in Grautaz' Nase oder gar in seinen Schlund. So beschloss er, in die andere Richtung zu gehen.
    Der Unkwitt rammte den Kopf gegen die Wände und gegen die Höhlendecke - Darnamur spürte es genau. Immer wieder wurde er von den Füßen gerissen, aber die Wände ringsum waren weich, und er landete wie auf Kissen. Er kam nur mühsam voran und musste darauf achten, nicht die Richtung zu verlieren. Den richtigen Weg kannte er ohnehin nicht, aber er vertraute auf sein Raumgefühl.
    Der Schädel des Drachen war von einem wahren Irrgarten an Kieferhöhlen durchzogen. Bald war Darnamur von Drachenschleim überzogen und kam sich vor wie ein Nasenpolyp des Unkwitt - allerdings wie einer, der nicht festgewachsen war, sondern träge Richtung Gehirn wanderte.
    Denn das war sein Ziel. Sobald er sich hinter dem Schädelknochen des Drachen wusste, würde er Grautaz ein paar Knochen durch den Kopf treiben, die dort ganz sicher nichts verloren hatten. Mal sehen, wie dem Unkwitt das gefallen würde! Immerhin hatte er inzwischen schon festgestellt, dass der Drache von innen längst nicht so gut gepanzert war wie von außen.
    Darnamur wusste nicht, ob sein Plan durchführbar war. Gab es überhaupt eine Lücke im Schädelknochen dieser Riesenechse, durch die er in das Gehirn gelangen konnte? Wenn es keinen Weg gab, würde er sterben. Aber vorher würde er nach diesem Weg suchen!
    Immer wieder gelangte er an abschüssige Stellen und rutschte nach unten, dass der Schleim um ihn nur so spritzte. Wenn er sein Messer in die samtenen Hautpolster stieß, fand er Halt. Aber die Schleimhäute waren viel besser durchblutet als das Trommelfell. Das Drachenblut mischte sich mit dem Rotz, bildete Bäche und drohte sich zu Flüssen zu vereinen, in denen er durchaus ertrinken konnte.
    Also gebrauchte Darnamur das Messer nur sparsam. Der Drache bewegte den Kopf so wild, dass manch steiler Anstieg sich plötzlich zu einem Gefälle verkehrte, das er mühelos bewältigen konnte.
    Mit seinem Wüten löste der

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