Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
Drache Felslawinen aus, die der Gnom selbst hier in diesen abgeschlossenen Grotten spüren konnte. Das Grollen des Berges ging ihm durch Mark und Bein. Grautaz versiegelt sich selbst seine Grabkammer, dachte Darnamur.
    Ein Grinsen zog auf sein Gesicht, und er ging weiter. Er kämpfte sich durch Höhlen, wo seltsame Büschel aus armdicken Haaren, die sich anfühlten wie gefüllte Wasserschläuche, von der Decke bis zum Boden hingen. Sie züngelten und zuckten und versuchten, den Eindringling zurückzustoßen.
    Netze aus löchriger Lederhaut spannten sich über manchem Durchgang, aber Darnamur durchtrennte die Stränge mit seinem Knochenmesser, wie er sich schon den Weg durchs Trommelfell gebahnt hatte. Der weiche Boden unter ihm schien immer dicker zu werden und bildete Hügel und Wellen.
    Endlich kam der Gnom in eine letzte Höhle, eine Sackgasse, eine Kammer von der Form einer Bohne, hinter der ein gewaltiges Pochen zu vernehmen war. Darnamur legte die Hand auf die hinterste Wand und spürte ein Pulsieren.
    Als Kundschafter und Meuchelmörder hatte er einiges gelernt, hatte so manchen Gegner aufgeschlitzt und sich für den einen oder anderen auch mehr Zeit genommen. Meist waren es Menschen gewesen, aber auch der ein oder andere Elf oder Zwerg war darunter. Mit dem Unkwitt war keiner von ihnen zu vergleichen.
    Und dennoch ... eine so große Ader würde er nur tief im Schädel erwarten. Sein Gefühl sagte ihm, dass er den Knochen hinter sich gelassen hatte und dass ihn nur noch ein paar Schichten zäher Haut vom Hirn des Drachen trennten. Darnamur erwog, durch die Haut zu schneiden und sich Gewissheit zu verschaffen.
    Nein.
    Wenn er recht hatte, strömten hinter dieser Haut Unmengen von Blut und anderer Flüssigkeit. Er würde ertrinken oder erdrückt werden, bevor er seinen Plan ausführen konnte.
    Er würde auf sein Gefühl vertrauen.
    Darnamur schloss die Augen und streckte das Messer weit vor. Groß werden. Darnamur versuchte, sich zu konzentrieren.
    Schweiß trat ihm auf die Stirn.
    Selbst wenn alles gut ging, würde er zwischen Hirn und Schädel zerquetscht werden. Seine wachsenden Knochen würden sich mit dem Messer in das Gehirn des Unkwitt bohren, sogar umso besser, wenn sie brachen und scharfkantige Enden bekamen. Sein zerquetschter Leib würde in Grautaz' Kopf anschwellen und wie ein Geschwulst das Leben aus dem Unkwitt herauspressen.
    Aber das würde er schon nicht mehr erleben.
    Wenn er den Unkwitt erschlug, dann konnte ein Gnom alles und jeden töten. Das schien bedeutsam zu sein. Eine Erkenntnis, die er mit jemandem teilen sollte, die Konsequenzen haben musste. Aber niemand würde je davon erfahren.
    Darnamur schluckte.
    So sei es, dachte er. Aber immerhin - noch nie hat ein Gnom etwas so Großes getötet!
 
    F IRNBACHTAL , 28 N LR,
    AM T AG VOR DEM S OMMERMOND
 
    Vor ihnen sickerte erstmals Sonnenlicht in den Gang. Werzaz schnoberte.
    »Gut«, stellte er fest. »Sie sind noch nicht lange durch. Wir kriegen die Dreckschweine noch.«
    Wito blieb stehen.
    »Was ist, Trollhappen? Angst, dass dir dein Pelz zu Stein wird?« Werzaz stützte sich auf Witos Schulter, lachte und hustete.
    »Die anderen waren vor kurzem hier?«, fragte Wito mit gesenkter Stimme. »Wir waren langsam, und sie haben einen großen Vorsprung. Wenn du sie immer noch riechen kannst, lauern sie womöglich vor dem Höhleneingang auf uns.«
    Werzaz lachte rau. »Hasenfuß! Auf dem Hinweg bin ich ein paar Schlenker gelaufen, weil ich den Weg zum Unkwitt suchen musste. Auf dem Rückweg hab ich die natürlich ausgelassen. Ich wette, der Spitzhut musste jeden Umweg wieder gehen, um den Ausgang zu finden, und so haben wir sie fast eingeholt. Hast Glück, Flohhauptmann, dass du mit einem Goblin unterwegs warst. Wir verstehn was von Höhlen.«
    Wito nickte. Misstrauisch blickte er den Stollen entlang.
    »Na los.« Werzaz stieß ihn an. »Willst du hier rumsitzen, bis dir ein Furunkel den Arsch auffrisst? Weiter. Ich will dem Hinterfotz seinen Schwertstreich heimzahlen. Ich wette, das Plattgesicht hätt' nicht erwartet, dass er mich noch mal wiedersieht!«
    Wito schüttelte die Hand des Goblins ab. »Und wenn wir sie einholen? Du bist halb tot, und dein Schwert kannst du nur als Krücke führen.«
    »Was redest du da, Kürbiskopf?«, fuhr Werzaz ihn an. »Ich bin Werzaz. Ich bin Leuchmadans Krieger. Ich werde den Sabberschwänzen die Schatulle schon abjagen, und wenn ich ihnen die Hände dafür abschlagen muss! Komm her, damit ich dir dein

Weitere Kostenlose Bücher