Gefährten des Zwielichts
einen schäbigen Laufburschen brauchst, schick den Gnom.«
Baskon blickte schweigend auf den Goblin hinab. Wito spürte die Spannung in der Luft, und unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Ein Summen wühlte dumpf in seinem Kopf, und Werzaz schien zusammenzuschrumpfen. »Ich bin der einzige Krieger, der hier noch vonnöten ist«, verkündete Baskon. »Und in Leuchmadans Hort werde ich noch stärker sein. Der Gnom mag als Kundschafter noch nützlich sein, und ich will ihn bei mir haben, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen, wenn er uns umsonst hierher gelockt hat. Aber du bist so nutzlos wie ein durchstochener Weinschlauch, seit du dich von diesem Bitaner hast aufspießen lassen. Das Beste an dir sind deine Beine, und jetzt, wo du mich nicht mehr tragen musst, wird es Zeit, dass du diese Beine nach Daugazburg in Bewegung setzt und unseren Herrn wissen lässt, dass wir gescheitert sind.«
Werzaz starrte einen Augenblick trotzig auf den Wardu, dann entfernte er sich langsam.
Baskon hielt ihn noch einmal auf. »Lass hier, was du an Rüstung und Waffen noch hast«, befahl er. »Ich werde es für mich verwenden. Dich macht es nur langsamer.«
»Ich kann jede Last tragen«, widersprach Werzaz empört.
»Das ist mir egal«, knarrte Baskon. Er trat auf den Goblin zu, legte einen spindeldürren Metallarm auf dessen Brust und schloss drei Stahlklauen um eine Schließe, die sogleich mit ihm verschmolz. Das Eisen, das Werzaz noch am Leib trug, schien sich zu verflüssigen und kroch auf Baskon zu. Der nahm alles in sich auf und stieß Werzaz weg.
Dieser blickte den Wardu düster an, wandte sich dann ab und lief los. Nach wenigen Schritten fiel er in einen leichten Trab und endlich in unsicheren Trott. Wito hörte noch lange seinen keuchenden Atem.
»Wie ein durchlöcherter Blasebalg«, stellte Baskon fest. »Er hätte seine Niederlage nicht überleben dürfen. Er ist schwach, kaum mehr als ein Kadaver.«
»Er hat Euch fast den ganzen Weg bis hierher getragen«, gab Wito zu bedenken.
Baskon antwortete nicht darauf, sondern ging weiter.
Die Landschaft um sie her war schroffer geworden, und an vielen Stellen ragten steinerne Grate aus dem Wüstenboden, die manchmal zu regelrechten Felsrücken zusammenwuchsen. Doch eine einzige finstere Felsnadel unmittelbar vor ihnen beherrschte alles - die Sternenklippe, die Leuchmadans Hort barg.
Sie sah aus wie ein Schwall aus flüssigem Stein, der zu einer Fontäne hochgespritzt und in der Luft erstarrt war. Die höchsten Spitzen erhoben sich fünfhundert Schritt oder mehr, und viele Zacken und Grate standen in bizarrem Winkel von dem Berg ab. Die Wände am Fuß der Felsnadel waren stellenweise so steil und glatt wie ein Turm, und der dunkelgraue Fels schluckte das Licht der tief stehenden Sonne.
Auf halber Höhe sah dieser Berg aus, als wäre er von Insekten angefressen worden. Die Spitze ruhte auf einem Geflecht von bizarr verkrümmten steinernen Pfeilern. Sie glich einer finsteren, vielzackigen Krone, halb angehoben und bereit, herabzusinken - oder sich von dem Sockel zu lösen, über dem sie schwebte. Das Gebilde warf einen scharf umrissenen Schatten nach Westen, wie eine Sonnenuhr, deren Weiser sich irgendwo im Unendlichen verlor. Werzaz entfernte sich in die Richtung, die der Schatten wies, und Wito folgte Baskon eilig auf die Felsnadel zu.
Mit gesenktem Haupt trottete Werzaz dem eigenen Schatten hinterher. Eine merkwürdige Schwäche hatte von seinen Beinen Besitz ergriffen. Baskon hatte recht. Es wäre besser gewesen, wenn er den heimtückischen Angriff des Bitaners nicht überlebt hätte. Seitdem war er schwach und nutzlos.
Werzaz war bereit gewesen, einen ehrenvollen Tod zu suchen. Er hatte darauf gehofft, die Bitaner bei Leuchmadans Hort wiederzutreffen und Rache zu nehmen - oder zu sterben. Stark und ehrenvoll und als Krieger.
Baskons Befehl hatte ihn dieser Hoffnung beraubt. Jeder Schritt trug ihn weiter fort vom Ort des letzten Kampfes. Er würde den Bitaner nicht wiedersehen, sondern als schwacher Krüppel dahinsiechen und irgendwo in den Gossen von Daugazburg enden. Seine stolze Mission war gescheitert, und selbst wenn der Gnom mit seinen Plänen erfolgreich wäre, hatte er, Werzaz, keinen Anteil daran. Baskon würde den Ruhm als Kämpfer ernten, obwohl der Wardu sie von einem Missgeschick zum nächsten geführt hatte!
Werzaz blickte auf, und dabei sah er, dass sein Schatten zitterte. Die Umrisse wirkten unscharf und bewegten sich nicht im Gleichtakt mit
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