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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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er seinen Begleiter längst abgehängt, wenn er seine vollständige Gestalt wiedergehabt hätte. Aber ihm fehlte immer noch Metall, und sein Gerippe war kurzbeinig und linkisch. Wito hielt mit einiger Mühe Anschluss.
    »Wie weit ist es noch?«, rief er hinter Baskon her, aber der antwortete nicht, blickte sich nicht einmal um.
    Ein Pfad zog sich durch das Gestein, beschrieb Kehren und Biegungen und führte beständig nach oben. Er war verwittert, und manchmal ließ sich schwer sagen, ob sie die geborstenen Stufen einer Treppe emporstiegen oder ein Geröllfeld von kleinen Kieseln. Die weiße Ebene weit unter ihnen glänzte in der Morgensonne. Wenn ihr Weg an der Südflanke entlangführte, schaute Wito auf einen niedrigen Felsrücken hinab, der in einem weiten Bogen von der Sternenklippe fortführte und auf dem die Spuren einer Straße zu sehen waren, die halb von Asche überweht war.
    »Der Zugang«, stellte Baskon fest, und Wito blickte auf.
    Der Wardu hatte das breite Plateau erreicht, über dem sich die spitze Krone des Berges erhob wie von Dutzenden steinernen Spinnenbeinen getragen. Die Sternenklippe sah hier so durchlöchert aus, als könne sie jeden Augenblick in sich zusammenfallen, aber Baskon ging weiter, ohne zu zögern. Der Wind pfiff kalt um die steinernen Pfeiler, doch der dunkle Stein fühlte sich warm an.
    Das Plateau zwischen den bizarren Felsen war ein Irrgarten, aber Baskon führte sie sicher hindurch. Endlich kamen sie zu einem finsteren Spalt, der tiefer in den Berg hineinführte. Abblätternde Fresken säumten seinen Rand. Sie standen vor Leuchmadans Hort, der ersten Wirkungsstätte des Finsteren Herrschers, wo er der Legende nach Gestalt angenommen und seine frühen Werke geschaffen hatte, lange bevor er sich den Finstervölkern offenbarte und ihr König geworden war.
    Gleich hinter dem Eingang wendelte sich eine Treppe hinab, und man konnte nicht weiter ins Innere blicken als bis zur ersten Kehre.
    »Diesmal werden wir kein Licht haben«, stellte Wito fest.
    »Ich brauche kein Licht, und du wirst ebenfalls ohne auskommen«, summte Baskon. »Ich kenne den Weg.«
    Dennoch blieb der Wardu reglos stehen und hielt das Gesicht starr auf den Eingang gerichtet. Wito setzte sich auf eine vorspringende Kante und atmete tief durch. Seine Beine waren so schwer, als hätte er sie von einem Troll ausgeliehen. Schade, dass sie nicht auch die entsprechende Kraft und Länge hatten.
    Wie es schien, war der Marsch immer noch nicht zu Ende. Baskon wirkte unermüdlich, rastlos. Und doch - anstatt Leuchmadans Hort zu betreten, ging er jetzt vor dem Zugang auf und ab und legte den Kopf schräg. Endlich hielt Wito es nicht mehr aus, und er fragte: »Was ist?«
    Baskon hielt inne. Er wandte sich dem Gnom zu. »Mir war, als hätte ich ... Nein. Ich fühle kein Leben. Aber dort drinnen ist Metall. Lass uns weitergehen.«
 
    Die Erschöpfung holte ihn ein, und unwillkürlich sackte Werzaz ein Stück zusammen. Er keuchte und rang nach Atem. Sukan hob den Speer auf, stieg wieder auf sein Pferd und blickte misstrauisch zu dem Goblin hinüber.
    Die elende Mähre, die er ritt, war ausgemergelt und ließ den Kopf hängen. Sukan musste ihr brutal die Sporen geben.
    Der Fürst ritt vorsichtig an den Goblin heran, den Speer eingelegt. Werzaz bereute jetzt, dass er nicht schon früher innegehalten und die Waffe selbst aufgelesen hatte.
    »Ich dachte, ich hätte dich gut gespickt«, sagte Sukan spöttisch. »Aber als ich deine Leiche nicht mehr in der Höhle gefunden habe, bin ich davon ausgegangen, dass wir uns wiedertreffen.«
    Werzaz funkelte ihn an und schwieg.
    »Und jetzt stehst du schon wieder da und willst dir kaltes Eisen von mir in die Schwarte stoßen lassen. Man könnte meinen, es macht dir Spaß«, sagte Sukan und hob den Speer.
    »Wie ... seid ihr Maden nur hierher gekrochen?«, keuchte Werzaz.
    Sukan zuckte mit den Schultern. »Genau wie ihr, nehme ich an. Nur dass wir reiten konnten, nachdem wir unsere Pferde wiedergefunden hatten, die beim Angriff des Drachen durchgegangen waren.«
    Sukan senkte den Speer. Werzaz blickte zu ihm hoch. »Komm nur, du Talgbalg. Deine Stiche sind so schwächlich wie die einer Wiesengnitze. Ich hab eine Rechnung mit dir zu begleichen. Mal sehen, ob du danach ebenso schnell wieder aufstehst wie ich.«
    Sukan lachte, aber Werzaz sah die Unsicherheit in seinen Augen aufblitzen.
    »Was willst du, Goblin? In der Drachenhöhle warst du wenigstens bewaffnet, aber hier draußen bist du nichts

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