Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
bewegte, verzerrte er das Gesicht vor Schmerz.
    »Noch ein paar verfluchte Hubbel, dann stehn wir in der Ebene. Dann sehn wir, ob dein Plan was taugt, Sterzkopf.«
    Baskon war ebenfalls kräftiger geworden. Schon lag wieder eine Aura über dem Metall, das ihn barg. Unterwegs hatte er Werzaz auf ein längst vergessenes Schlachtfeld in einem verborgenen Tal aufmerksam gemacht. Es musste ein unbedeutendes Scharmützel gewesen sein, zwischen Zwergen und Goblins, aber Baskon hatte den Stahl in der Erde gespürt. Werzaz hatte einen Brustharnisch ausgegraben, in den der Wardu sich ausbreiten und weiter wachsen konnte.
    Inzwischen musste der Goblin Baskon nicht mehr tragen. Er hatte ihn angelegt. Wenn Baskon sprach, klagte Werzaz allerdings über Kopfschmerzen, und tatsächlich nahm der Wardu inzwischen Rücksicht auf seine »Beine«: Er schwieg, solange sie unterwegs waren. Wito fragte sich, wie Werzaz überhaupt die ständige Eigenschwingung und die Furcht einflößende Aura so dicht am Leib aushalten konnte.
    »Hoffentlich stoßen wir unterwegs auf eine Patrouille«, sagte Wito. »ich möchte dem Zauberer und Fürst Sukan nur ungern zu dritt entgegentreten.«
    »Pah. Ich habe keine Angst vor diesen kahlen Ratten«, behauptete Werzaz. »Wenn du Verstärkung brauchst, hätten wir im Osten bleiben sollen. Da sind Festungen und Krieger an der Grenze.«
    »Die wir aber erst nach unseren Gegnern erreicht hätten«, sagte Wito. »Wenn wir zu spät kommen, hilft uns die ganze Verstärkung nichts mehr.«
    Während der Wanderung durch die südlichen Schraffelgrate hatten sie kaum eine Spur der Bewohner gefunden. Man spürte den Krieg. Leuchmadan zog einen Großteil der Finstervölker im Westen zusammen, und die, die übrig waren, schützten die östlichen Grenzen.
    Wito wusste, dass er Gulbert aufhalten musste. Aber wie sollte er das schaffen mit einem angeschlagenen Goblin und einem halben Wardu?
 
    Die Berge, die die Grauen Lande ringförmig umschlossen, blieben hinter ihnen zurück. Eine Wüste aus Asche erstreckte sich von Horizont zu Horizont. Das Jahr war inzwischen fortgeschritten, und bei Tag brannte die Sonne grell vom Himmel. Hitze flimmerte über der Ebene, und der weiße Staub warf das Licht zurück.
    Wito hatte sich die Augen mit einem Lederband verbunden, das nur schmale Schlitze freiließ. Trotzdem war er bald wie geblendet, und die Tränen liefen ihm über das Gesicht. Werzaz hatte es leichter, denn sein Helm, der Baskon war, konnte das Visier schließen und sich so anpassen, wie es nötig war. Aber auch der Goblin war kein Geschöpf des Tages, und so wanderten sie bald wie zu Beginn ihres Marsches nur noch in tiefster Nacht.
    Nach zwei Nachtmärschen erreichten sie eine Oase mitten in der Einöde. Ein tiefer schwarzer See prangte in der Wüste wie ein ausgestanztes finsteres Loch. Ringsum wucherten formlose Ranken und hielten einen Boden zusammen, der mit struppigem Grün bedeckt war, mit einigen Farnen und sogar mit bunten Blumen. Das Rankengestrüpp war so verfilzt, dass es aussah wie eine einzige Pflanze, die zügellos das Wasser umspann. Blätter sprossen wie Schuppen direkt aus den holzigen Strängen, und dazwischen wuchsen ein paar blutrote Beeren.
    Wito kannte die Pflanze nicht, aber er steckte sich ein paar Beeren in den Mund. Das Land sorgte für die Seinen. Auch wenn Leuchmadan dem Land vor tausend Jahren die Lebenskraft wieder genommen hatte, war das wenige, was hier wuchs, immer noch freundlich.
    Werzaz brach bis zum Wasser durch und ließ sich in den See plumpsen. Das Ufer fiel steil ab, und der Goblin ging in seiner Metallrüstung unter wie ein Stein. Prustend und schnaubend kam er wieder an die Oberfläche und zog sich ans Ufer. Dort blieb er liegen und ließ die Beine ins Wasser hängen. Der Helm fiel ihm vom Kopf und rollte ein Stück fort.
    »Du Tölpel von einem Goblin«, fauchte Baskon. »Wolltest du mich hier versenken?«
    »Nicht, solang ich dich am Körper trage«, erwiderte Werzaz. »Du rostest vielleicht hier im Wasser, aber ich bin halb ausgedörrt. Fast wär ich zu einem schrumpeligen kleinen Gnom geworden!«
    Träge schlug er mit den Beinen das Wasser. Die Wellen liefen über den kleinen See und leckten am Ufer. Wito seufzte und sah sich um. Anscheinend war diese Oase im Nirgendwo nicht bewirtschaftet. Nur eine Anzahl seltsamer Vögel hockte zwischen den Ranken. Ein feiner Flaum schimmerte im Mondlicht an ihren wie nackt wirkenden Körpern - spärliches Gefieder, oder es waren gar keine

Weitere Kostenlose Bücher