Gefährten des Zwielichts
Vögel und der Flaum bestand aus Haaren. Sie schienen zu schlafen, doch ihre schwarzen Knopfaugen verfolgten jede Bewegung der Neuankömmlinge. Wenn Wito einem der Tiere zu nahe kam, flatterte es auf und ließ sich anderswo nieder.
»Ich hatte gehofft, wir stoßen auf jemanden«, sagte Wito. »Wir brauchen Verstärkung.«
»Pah«, erwiderte Werzaz. »Der Norden ist leer. Das Leben spielt in Daugazburg! Seit tausend Jahren gibt's nichts mehr in der Wüste, was einen Goblin anlocken kann.«
»Das stimmt«, summte Baskon. »Die Fei hat Daugazburg und die Umgebung gehalten. Aber darüber hinaus waren die Grauen Lande entvölkert, bis Leuchmadan zurückkehrte und seine Getreuen zusammenrief. Nur Geliuna war noch da, als ich zurückkam ...«
Seine Stimme schnurrte so sanft, wie ein schnarrender Helm eben klingen konnte, und verlor sich dann ganz. Wito fragte sich, was für eine Geschichte diesen Wardu und Geliuna verband.
Er wandte sich zu den Vögeln in der Oase hin. Sie sahen nicht so aus wie die Fledermäuse, die in Daugazburg allgegenwärtig waren und die vielen Zauberkundigen als Boten oder Spione dienten. Aber das musste nicht heißen, dass sie nicht doch einem Herrn dienten.
»Seid ihr Geliunas Boten?«, rief er. »Oder Leuchmadans Geschöpfe? Dann sagt ihnen, dass das Herz unterwegs ist zu den Blutquellen! Der Feind will es vernichten, und wenn niemand ihn aufhält, wird das Land eine Wüste bleiben. Sagt es Leuchmadan ... Sagt es Geliuna, sie sollen ihre Leute zu den Blutquellen schicken!«
Krächzend stoben die Vögel auf. Sie zogen ein paar Kreise über der Oase, dann drehte der ganze Schwarm ab und verschwand in der nächtlichen Einöde.
Wito blickte ihnen nach. »Meint ihr, sie haben mich verstanden?«, fragte er, an niemand Bestimmtes gewandt. »Meint ihr, dass es Kundschafter sind, die hier im Norden Wache halten sollen?«
Werzaz planschte im Wasser.
»Verlass dich nicht darauf, Gnom«, schnarrte Baskons Helm. »Ich kenne diese Tiere nicht. Wir sind auf uns gestellt.«
G RAUE L ANDE , 28 N LR,
6 T AGE NACH DEM L ICHTMOND
»Da vorn kreisen Aasfresser«, stellte Werzaz fest. Er beschirmte die Augen gegen die Sonne, die sich in der Ferne schon über den Horizont schob.
Wito nickte stumm. Er sah die schwarzen Punkte, die dort über dem Boden schwebten. Was für Tiere es waren, ließ sich aus der Ferne nicht ausmachen - Vögel, Flugechsen oder seltsame Fledermäuse. Aber das Muster der Bewegung war unverkennbar, und ihre Aufmerksamkeit war auf einen Punkt am Boden gerichtet.
»Na und?«, fragte Baskon. »Nicht unsere Sache.« Er wies auf die Felsen, die sich vor ihnen schroff aus dem Wüstengrund hoben.
Inzwischen konnte der Wardu wieder aus eigener Kraft gehen. Mit untrüglichem Gespür hatte er jedes Gran Stahl in der Einöde aufgespürt - fortgeworfene Schilde, Klingen und Speerspitzen, die von längst vergessenen Gefechten übrig geblieben waren. Er hatte Brünnen und Verschläge von bleichen Gebeinen gelöst und Unze um Unze dem eigenen Leib zugefügt. Inzwischen hatte er sich einen löchrigen Körper geschaffen und lief wie ein stählernes Gerippe mit goldenem Haupt neben seinen beiden Begleitern her. Seine Aura umwehte ihn inzwischen wieder sichtbar, wie ein Mantel aus schwarzem Nebel. Aber noch war er nicht bei vollen Kräften.
»Hrm«, knurrte Werzaz. »Finde trotzdem, wir sollten da einen verfluchten Blick draufwerfen. Seit Tagen suchen wir eine Patrouille. Und da drüben regt sich was.«
»Geier«, brummte Baskon. »Worüber auch immer sie kreisen: Es ist tot oder wird bald tot sein. Für uns nicht mehr von Nutzen.«
Wito fühlte sich unbehaglich. »Es wäre nur ein kleiner Umweg«, wandte er ein. »Vielleicht ...«
»Es reicht, Gnom«, schnarrte Baskon. »Wir folgen deiner Geschichte bis zum Quell des Blutes, mitten im Nirgendwo. Ich führe dich sogar hin, weil du diesen geheimen Ort sonst niemals finden würdest. Doch weitere Irrwege wird es nicht geben. Dort drüben spüre ich kein Metall, keine gerüsteten Krieger - nichts von Bedeutung. Für ein totes Tier weiche ich nicht vom Weg ab.«
Er wandte sich an Werzaz: »Du, Goblin«, sagte er. »Wir brauchen dich nicht mehr hier. Geh in den Westen, nach Daugazburg. Gib Leuchmadan Bescheid oder der ersten Patrouille, auf die du stößt. Schicke Verstärkung zu Leuchmadans Hort.«
Werzaz schob die Brust heraus. »Ich werde nicht gehen«, verkündete er. »Ich bin Leuchmadans Krieger! Ich werde das Herz verteidigen. Wenn du
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