Gefährten des Zwielichts
seinen Schritten. Werzaz stutze.
Er hob den Kopf noch höher. Er hatte die Landschaft der Felsen und steinernen Grate fast schon hinter sich gelassen. Die grauweiße Ebene erstreckte sich endlos vor ihm und flirrte in der schwachen Morgensonne. Sein Schatten war darauf gezeichnet wie mit Kohle, eine lange, lange Linie, die sich weit vor ihm verlor. Aber dicht bei ihm bewegte sich ein falscher Schatten.
Werzaz drehte sich um.
Ein Reiter folgte ihm. Noch war er ein Stück entfernt, so dass sich in der noch tief stehenden Sonne gerade eben die Spitze seines Schattens über den des Goblins schob. Werzaz versuchte, mehr zu sehen. Die Gestalt auf dem Pferd stand vor dem orangegelben Ball, der dicht über dem östlichen Horizont schwebte und ihn blendete. Metall blinkte im Morgenlicht. Werzaz sah verschwommen die Umrisse einer Rüstung, eines Helms ... Der Reiter gab dem Pferd die Sporen. Der Fremde griff an!
Werzaz duckte sich und wollte nach den Waffen greifen, doch die hatte Baskon ihm genommen. Er spürte, wie steif seine Bewegungen waren. Schmerz zuckte durch die durchtrennten Muskeln und Sehnen an seinem Bauch. Er zögerte, dann wandte er sich zur Flucht. Er musste die Botschaft überbringen, das zählte mehr als sein eigener Stolz! Für Leuchmadan hätte er sein Leben geopfert. Auch seine Ehre als Krieger?
Werzaz lief. Am Anfang des Tages hatte er dieses Tempo nur wenige Schritte durchgehalten, aber als jetzt der Schmerz einsetzte, biss er die Zähne zusammen und rannte noch schneller.
Es war nicht unmöglich für einen Goblin, ein Pferd niederzurennen. Auf größeren Strecken jedenfalls, denn ein Goblin konnte länger durchhalten als ein Pferd. Allerdings galt das nur für einen gesunden Goblin.
Werzaz hörte den Hufschlag hinter sich näher kommen, bis sein eigener, winselnder Atem das Geräusch übertönte. Er richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf den Schatten, der ihm verriet, wie weit der Gegner noch entfernt war. Überrascht stellte Werzaz fest, dass der Schatten nicht so rasch aufholte, wie er erwartet hatte. Ja, es kam ihm vor, als hätte das Pferd erschöpft gewirkt. Lieferten sich hier etwa zwei Krüppel ein Wettrennen?
Er lachte in Gedanken. Seine Reißzähne gruben sich tief in die Unterlippe, und der Schmerz trieb ihn voran.
Bei Leuchmadans fruchtbarer Keule - wo kam dieser Reiter her? Mitten in den Grauen Landen, ein Feind, der Goblins jagte?
Werzaz war versucht, stehen zu bleiben und sich zu stellen, um den Reiter noch einmal genauer in Augenschein nehmen zu können. Und um den grauenvollen Schmerz zu beenden, der tief in seinen Eingeweiden wütete.
Seine Gedanken zerfaserten, sein Schritt stockte. Der Atem brannte ihm in den Lungen. Zoll um Zoll schob der fremde Schatten sich über den eigenen, der Reiter kam näher.
Werzaz versuchte, gleichmäßiger zu atmen. Goblins waren gute Läufer, und er war einer der besten. Und er hatte ja nur ein paar Stiche in den Wanst erhalten, nicht in die Beine. Er war immer noch Werzaz!
Mit äußerster Anspannung setzte er einen Fuß vor den anderen, ließ sie auf den Boden trommeln. Verdrängte den Schmerz und dachte nur noch an die Beine. Er änderte den Rhythmus. Wurde schneller. Ganz allmählich gewann er an Boden.
Da verschwand der zweite Schatten mit einem Mal. Der fremde Reiter war stehen geblieben! Aber Werzaz erkannte an der flüchtigen Bewegung, dass der Angreifer den Speer hob. Werzaz wartete einen Augenblick, dann schlug er einen Haken. Einen Schritt neben ihm sauste der Speer durch die Luft und bohrte sich in den Staub.
Werzaz lief weiter. Der Reiter würde Zeit verlieren, wenn er seinen Speer wieder holte.
Werzaz dachte wieder an den einen flüchtigen Blick auf den Angreifer. Ein verschwommener Schattenriss vor dem blendenden Sonnenball.
Und plötzlich stockte sein Schritt.
Er kannte diese Umrisse.
Es war der verräterische Bitaner! Fürst Sukan! Wie kam er an diesen Ort, so schnell, obwohl die Gefährten doch eine Abkürzung durch die Berge gewählt hatten? Und wie, bei Leuchmadans seligem Hort, kam er an dieses Pferd?
Abrupt blieb Werzaz stehen und stellte sich seinem Feind.
Wito und Baskon stiegen höher und höher die Felsnadel empor. Sie waren die ganze Nacht gewandert und seither auch noch ein gutes Stück geklettert. Der Gnom keuchte und hatte Mühe, Schritt zu halten. Er vermisste Gibrax, der sich bei solchen Anstiegen immer um die kleineren Gefährten gekümmert hatte. Baskon kümmerte sich gar nicht. Vermutlich hätte
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