Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
und Gibrax lagen auf der Hügelkuppe in Deckung. Dem Troll fiel das nicht leicht, denn sein Kopf stach hervor wie ein Dolmen. Aber da die Nacht dunkel war und im Dorf helle Freudenfeuer brannten, war es unwahrscheinlich, dass man die beiden Beobachter außerhalb des Lichtkreises bemerkte.
    »Krätze und Fellräude, du hattest recht«, stellte Werzaz fest. Er leckte sich die dünnen Lippen. »Ein Fest, und da wird ganz schön was aufgetragen.«
    Die Mainacht war kühl, und immer wieder lugte ein milchiger Halbmond mit seinem Hof hinter den dahintreibenden Wolkenfetzen hervor. Das Dorf unter ihnen bestand aus einem Dutzend verwinkelter Holzhäuser, mit Ställen und Anbauten, die sich um eine große freie Fläche in der Mitte gruppierten.
    Wie Gibrax gesagt hatte, ragte mitten auf dem Dorfplatz ein Pfahl empor, höher als ein aufgerichteter Troll. Im Schein der Feuer waberte er gelbrot, und die dicke Kugel an der Spitze ruhte schwarz in der Dunkelheit darüber. Werzaz zweifelte nicht ernsthaft daran, dass das Ding bei natürlichem Licht rot und weiß gewesen wäre, wie sein Begleiter behauptet hatte. Für ihn war allerdings wichtiger, was am Fuße des Pfahls vorging. Menschen tanzten um den Platz, Jungfrauen mit Blumenkränzen im Haar und Burschen, die mit den Händen den Takt klatschten. Die Älteren saßen an aufgebockten Tischen ringsum, plauderten, warteten auf das Essen, das an Spießen und in Eisenkesseln über der Glut garte, und vertrieben sich die Zeit so lange mit schweren, gut gefüllten Krügen.
    Werzaz sah wirklich nur Bauern, unbewaffnet und wenig bedrohlich. Trotzdem war er vorsichtig.
    »Bei der Scheune standen drei schmalzhäutige Menschen gegen uns sechs ... uns drei, die Rattengnome darf man nicht zählen. Da unten ist ein ganzes Dorf, und wir sind nur zu zweit. Wir brauchen einen verdammt guten Plan, damit diesmal nichts schief läuft.«
    Gibrax nickte.
    »Also«, hob Werzaz an. »Du läufst zur anderen Seite vom Dorf, stürmst rein und brüllst wie Leuchmadans Dämonenhorden. Wenn ich dich höre, komm ich von dieser Seite den Hügel herunter und tu das Gleiche. Dann denken die Menschen, da kommt eine ganze brünstige Trollsippe angerannt. Da werden sie auseinander schwärmen wie aufgeschreckte Schmeißfliegen, und wir nehmen uns alles, was wir haben wollen!«
    »Das ist ein schlauer Plan«, sagte Gibrax bewundernd. »Gibrax hat verstanden.« Er nickte eifrig, stand auf und trottete los.
    Es dauerte nicht lange, bis Werzaz von jenseits des Dorfes infernalisches Gebrüll hörte. Während er selbst noch mit lautem Kriegsruf den Hang hinabstürmte, in der einen Hand den Speer, in der anderen den Säbel, da sah er Gibrax auch schon in den Lichtkreis auf dem Dorfplatz treten. Der Troll trampelte wie ein wütender Kriegselefant auf den Festbaum zu und schwang wieder eine tote Kuh an den Hinterläufen über dem Kopf!
    Im ersten Augenblick verharrten die Menschen wie erstarrt, dann aber schrien sie durcheinander, sprangen von den Bänken hoch oder liefen ratlos hierhin und dorthin. Einer der jungen Burschen packte sich einen Bratspieß und stellte sich dem Troll entgegen, aber Gibrax riss sein torgroßes Maul auf und grollte, dass die Grabsteinzähne vibrierten und gelber Geifer hervorsprühte.
    Der Jüngling wurde kreidebleich und kippte einfach um. Gibrax trat ihn mit einer lässigen Fußbewegung an den Rand des Platzes, starrte augenrollend die noch verbliebenen Menschen an und schüttelte drohend seine Kuh.
    Als Werzaz den Dorfplatz erreichte, suchten gerade die letzten Dorfbewohner das Weite. Ein junges Mädchen mit Blumen im Haar floh in seine Richtung. Es bemerkte ihn gar nicht und starrte angsterfüllt nur auf den Troll. Werzaz nutzte die Gelegenheit, packte sie beiläufig und drehte ihr den Arm auf den Rücken, so dass sie schreiend zu Boden ging. Dann schleifte er sie hinter sich her und traf sich mit seinem Gefährten unter dem Festbaum.
    »Ha!«, stieß er hervor. »Das flohverseuchte Menschendorf ist unser! Jetzt lass uns Beute machen.«
    Er beobachtete ein paar Menschen in einer Seitengasse. Der Mann reichte soeben einen Säugling durch ein Fenster zu seiner Frau heraus. Die beiden stellten keine Bedrohung dar, und Werzaz beschloss, sich nicht um sie zu kümmern. Er hatte sich schon eine Schankmaid für den Abend gesichert, und das schreiende Balg sollten die Menschen ruhig mitnehmen.
    Davon abgesehen war das Dorf leer, und niemand leistete Widerstand.
    »Gute Feier!« Gibrax strahlte und

Weitere Kostenlose Bücher