Gefährten des Zwielichts
wollte melden, dass die Männer in Komfir gut untergekommen sind und weitere Befehle erwarten. Ich stehe bereit, Eure Botschaften zu überbringen ...«
»Du hast einen scharfen Ritt hinter dir, mein treuer Strentor. Komm erst mal zur Ruhe. Ich habe Wein hier.« Die Gnome hörten ein Fingerschnippen, und irgendwo im Raum gluckerte eine Flüssigkeit. Es gab also Diener in den Gemächern, aber wohl keine Elfen. Sie sollten daher gefahrlos miteinander reden können.
»Wie geht es euch?«, fragte Wito ins Dunkel. »Skerna.«
»Geht schon«, antwortete sie.
»Ich dachte, er würde mich erdrücken, als er den Beutel betastet hat«, sagte Darnamur.
»Ui ui ui, hat er dein Säckel gedrückt?«, spottete Skerna.
Vorsichtig kletterte Wito an der Naht entlang, bis er seine Gefährten erreichte. In dem zerknitterten und zusammengeknüllten Lederbeutel konnte man sich tatsächlich verirren.
»So«, erklärte Fürst Sukan soeben seinem Boten, mit dem unbemerkt auch die Gnome angereist waren. »Ich will, dass du dich erst einmal in meiner Nähe hältst. Heute Abend tagt der Rat der Freien, und Elfenkönig Perbias will angeblich eine wichtige Frage erörtern. Ich bin davon überzeugt, die Elfen wollen uns über den Tisch ziehen, und ...«
»Vergesst die Zwerge nicht«, murmelte Strentor.
Der Fürst hörte es trotzdem, denn er fragte nach: »Was?«
»Ach, nichts, Herr. Ich wollte nur sagen, dass die Zwerge bestimmt auch ihr eigenes Süppchen kochen. Die gefallen mir gar nicht. Gerade erst, kurz vor Keladis, lief mir ein Zwerg über den Weg, der ...«
»Genau«, ergriff Fürst Sukan wieder das Wort. »Wir können hier niemandem trauen. Wir sind allein. Deshalb wollte ich eine gute Schar Krieger hinter mir haben.«
»Mit Verlaub, Herr«, wandte Strentor ein. »Die Elfen haben nur Euch und ein kleines Gefolge eingelassen. Eure Krieger lagern in Komfir, der letzten Menschenstadt vor der Grenze; einen Tag entfernt bei scharfem Ritt, und gute zwei Tage Marsch. Das ist zu weit entfernt, und mit Gewalt könnten sie kaum etwas gegen Keladis ausrichten.«
»Wer weiß schon, was die Elfen vorhaben? Gegen Keladis können wir vielleicht nichts ausrichten, aber wenn die Hinterlist der Elfen einen wie auch immer gearteten Handstreich nötig macht, irgendwo dort draußen, dann möchte ich genug Schwerter zur Hand haben.«
»Schwerter, die uns zu Hause fehlen«, sagte Strentor. »Mit Verlaub, Herr, wir stehen immer noch im Krieg mit Leuchmadan und den Grauen Landen. Ihr musstet vielleicht dieser Einladung Folge leisten, denn immerhin wurde der Rat zum Kampf gegen Leuchmadan gegründet, und Ihr konntet schlecht diejenigen vor den Kopf stoßen, die uns womöglich Hilfe leisten werden. Aber gleich mit so vielen Soldaten in den Norden zu reisen ...«
»Strentor, Strentor.« Die Gnome konnten das Kopfschütteln des Fürsten förmlich hören. »Du bist mein ältester und treuester Paladin, und nicht umsonst vertraue ich es dir an, die Verbindung zwischen mir und meinen Truppen zu halten. Aber du denkst nur wie ein Krieger und verstehst nicht, worum es hier wirklich geht. Hast du nicht die Gerüchte vernommen, dass die Elfen Leuchmadans Herz wiedergefunden haben?«
»Ich habe diese Geschichten gehört, Herr«, entgegnete Strentor gekränkt. »Aber Leuchmadans Truppen habe ich an unserer Grenze gesehen, während dieses Herz bloß eine alte Legende ist.«
»Eine Legende mit handfesten Folgen.« Der Fürst klang verbittert. »Mein Vorfahr Lukar war es, der Leuchmadan damals besiegte. Er schmiedete das Bündnis der Freien Völker, er setzte alle Mittel seines Reiches für den Krieg ein, und er war es auch, der Leuchmadans Herz an sich brachte. Aber die Elfen haben ihn betrogen und das Herz geraubt - und damit die Menschen von Bitan um die Früchte ihres Sieges gebracht. Mit dem Herz hätte Lukar seine Macht festigen, die Grauen Lande beherrschen und Wohlstand für alle schaffen können. Stattdessen blieb das Reich arm und ausgeblutet zurück, die Fürsten beschritten eigene Wege, und die Königswürde ging verloren. Und deswegen bin ich heute nur noch Fürst von Opponua statt König von Bitan, was von Recht und Geblüt her mein wahrer Titel wäre.«
»Nun, soweit ich weiß, hat Lukar auch ohne das Herz ...«
»Ach was«, schnitt Sukan seinem Gefolgsmann das Wort ab. »Du musst die großen Linien sehen, Strentor. Die großen Linien zeigen deutlich, dass der Niedergang meines Hauses und des ganzen Reiches von Bitan einzig auf den Verlust von
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