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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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mahlte mit den Zähnen. »Guter Anfang!«
    Werzaz wandte sich seiner Gefangenen zu, die taumelnd auf die Füße kam. Er ließ sie los und schlug ihr mit dem Speer auf die Schulter, so dass sie wieder zusammenbrach und wimmernd liegen blieb. Dann rammte er ihr den eisenbeschlagenen Stiefel in den Rücken und stieß ihr den Speer zwischen die Schulterblätter - so fest, dass es stach, aber nicht fest genug, um sie zu verletzen. Ein paar dunkle Blutstropfen sickerten in ihr weißes Festtagskleid, wo die Spitze die Haut ritzte.
    »Hör zu, Menschenweib«, knurrte er. »Du wirst mich heute Abend bedienen. Wenn du fliehst, wird dieser Speer dich einholen und deinen Rücken durchbohren, so dass du vorne seine Spitze anschauen kannst, während du stirbst. Hast du mich verstanden?«
    Er schlug die Frau noch einmal klatschend mit dem Speerschaft. Sie kreischte und nickte.
    Werzaz wandte sich ab. Er hatte nichts hier, um seine neue Sklavin zu binden und gefügig zu halten. Aber sie war ein junges Mädchen, nach menschlichen Maßstäben fast noch ein Kind. Für den Abend sollte sie eingeschüchtert genug sein.
    Werzaz setzte sich an einen der leeren Tische. »Fraß!«, brüllte er. »Trank!«
    Gibrax gesellte sich zu ihm. Er hielt seine Kuh an allen vieren und grub ihr genüsslich die Zähne in den Bauch. Blut und Gedärme quollen aus seinen Mundwinkeln und klatschten zu Boden. Der Troll kaute schmatzend.
    Die Menschenfrau schlug die Hände vors Gesicht und taumelte würgend zum Rand des Platzes.
    »Ah, Gibrax!«, rief Werzaz schalkhaft. »Sind Kühe nicht deine Freunde? Seit wann isst du deine Freunde?«
    »Diese Kuh hat noch keine Feinde für mich erschlagen«, entgegnete Gibrax. »Ist kein Freund, nur Beute.«
    Er zertrat die Bank auf der anderen Seite des Tisches in kleine Stücke und ließ sich mit überkreuzten Beinen darauf nieder. Werzaz wischte mit dem Säbel die Reste des Menschenmahles fort. Er wollte sich frisch auftragen lassen. An diesem wundervollen Abend hatte er keine Lust, sich mit Resten abzugehen.
    »Eine gute Kuh«, sagte er. »Aber ich mag lieber Gesottenes. Und Gebratenes. Vor allem, wenn es so reichlich vorhanden ist wie hier!«
    Gibrax warf die Reste seiner Kuh zur Seite, und sie landete irgendwo jenseits des Lichtkreises. Schleimige rote Fäden troffen von seinem Maul, Fleischbrocken und stinkende Darmschlingen hingen in seinen Zähnen. »Werzaz hat recht. Gibrax will gebratenes Schwein. Sag deinem Menschen, Gibrax will gebratenes Schwein am Spieß!«
    »Sag's ihr doch selbst, du maulfauler Rinderheld«, brummte Werzaz gut gelaunt.
    Seine Schankmaid trat zitternd an den Tisch, zwei große Holzkrüge mit schäumendem Bier in der Hand. »Der Braten ist noch nicht durch ...«, flüsterte sie.
    Werzaz schaute das Mädchen an, dann seine Hände. Er konnte ihr schlecht eine Ohrfeige verpassen, um sie von ihrer Dummheit zu kurieren, weil sie dann gewiss das Bier verschüttet hätte. Also nahm er nur die Krüge entgegen und brüllte sie an: »Willst du mich für dumm verkaufen, du strohgefüllte Arschbacke? Bring mir Braten, und mein Freund will ein ganzes Schwein! Aber schnell und keine Ausreden!«
    Er kippte das Bier aus seinem Krug in einem Zug hinunter und schob Gibrax das andere hin. »Und neues Bier!«, brüllte er der Frau hinterher und fügte, einer plötzlichen Eingebung folgend, hinzu: »Und zwar alles auf einmal, sonst gibt's Schläge!« Er grinste. Fürwahr, das war eine Feier! Etwas ganz anderes, als still in einer Höhle zu sitzen und die Zeit abzuzählen. Aber in guter Gesellschaft wäre es noch lustiger gewesen, und der einzelne Troll zählte nicht wirklich als solche, auch wenn Werzaz ihm dankbar sein musste.
    Gibrax schielte mit einem Auge auf den Bierkrug und fasste vorsichtig mit zwei Fingern danach. Das Holz zersplitterte, sobald er es in seine Pranke nahm, und das Bier spritzte ihm über die Hand. Auf seinen plumpem Fingern sah es aus, als wären in dem großen Krug nur wenige Tropfen gewesen.
    Werzaz lachte grölend über Gibrax' dummes Gesicht.
    Der Troll schüttelte den Kopf. »Was für ein Spielzeug ist das? Gibrax will richtigen Becher! Sag deiner Menschenfrau, sie soll Gibrax richtigen Becher Bier bringen.«
    »Sag's ihr doch selbst«, knurrte Gibrax.
    »He, Menschenfrau«, brüllte der Troll. »Bring Gibrax richtigen Becher Bier. Nicht so einen Fingerhut.«
    Die Frau schaute sich suchend um, aber die Krüge, die sie an den Tisch getragen hatte, waren schon die größten im Dorf

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