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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Fressen noch zu arbeiten.«
    »Menschen kommen nicht zurück, solange Trolle im Dorf sind«, antwortete Gibrax. »Nicht, solange es dunkel ist. Wir haben Menschen Angst gemacht.«
    »Mag sein«, sagte Werzaz. »Aber jetzt ist nur ein Troll im Dorf. Das reicht vielleicht nicht. Ich finde, wir zünden ihre elenden Baracken hier an. Dann sehen sie gleich, mit wem sie es zu tun haben. Außerdem haben sie dann keinen Grund mehr, zurückzukommen, weil's nicht mehr viel für sie zu holen gibt. Und Licht und Wärme für die Feier kriegen wir auch davon.«
    »Werzaz ist so schlau«, stellte Gibrax mit leuchtenden Augen fest. Er sprang von seiner zertrümmerten Bank auf. »Komm, machen wir Feuer. Sind nur armselige Menschenfeuer bis jetzt. Gut genug für Fest von kleinen Leuten, aber nicht für Trolle! Das wird Gibrax sich merken.«
    Sie erhoben sich, klaubten Scheite aus den Feuerstellen und schleuderten sie dann durch die Fenster in die umliegenden Gehöfte.
    Bald loderte der Brand hoch empor. Rot brauste die Lohe rings um den Platz, und Funkenregen überschüttete sie und tauchte ihr Gelage in den Schein der Ekstase. Gibrax und Werzaz ließen das Essen bald sein und prosteten sich zu, Bierfässer gegen Schnapsbecher, und wann immer etwas zu Bruch ging, schaffte die Menschenfrau neue Sachen herbei.
    Tränen verschleierten ihre Augen.
    Zunächst beachtete Werzaz das nicht. Als dem Mädchen aber Rotz und Wasser übers Gesicht liefen und ihr Schluchzen so gar nicht zu seiner und Gibrax' Stimmung passen wollte, geriet er in Wut. Sein Arm schoss vor, und er schloss zwei Klauenfinger wie eine Zange um ihre Wangen.
    Er blickte die Menschenfrau an und bleckte die Zähne.
    »Glaubt ihr etwa, es ist normal, dass die Goblins im kargen Gebirge und in steinigen Öden wohnen, und ihr Menschen hier auf fettem Land sitzt?«, zischte er sie an.
    Die Frau versuchte den Kopf zu schütteln, aber Werzaz' erbarmungsloser Griff ließ es nicht zu. Ein erstickter Laut entfloh ihrer Kehle.
    »Ihr sitzt auf unserem Land, merkt euch das, Frau«, sagte er. »Unser Jagdgrund, den unsere Vorfahren frei durchstreiften, noch bevor ihr hier eure Häuser gebaut habt. Und irgendwann holen wir es uns zurück. Ist es nicht recht und billig, wenn wir in der Zwischenzeit mitunter vorbeikommen und unsere Pacht eintreiben?«
    Er riss der Jungfer den Blumenkranz aus dem Haar und hängte ihn sich selbst über das unversehrte Ohr, rümpfte dann die Nase und schleuderte ihn auf den Boden. »Unser Land, merkt euch das!«, brüllte er.
    Dann stieß er die junge Menschenfrau von sich und beachtete sie nicht weiter. Er setzte die Flasche an die Lippen.
    Schweigend trank er weiter, bis sein Arger verflog und er einen angenehmen Schwindel im Kopf verspürte. Er wandte sich wieder an Gibrax. »Das issie Art der Trolle?«, fragte er. »So feiern ihr immer mittie Menschen?«
    Gibrax beugte sich vor und antwortete: »Nichanz so. Nich allein. Suchen Kumpel, gute Trollkumpel, einszwei Schtück. Und dann gehn feiern.«
    »Oooh«, sagte Werzaz. »Sinnoch auch gute Gumpel, nich', Gibraxsss? Nur die Menschn ...« Er wollte auf die Frau zeigen, aber seine schwankende Hand fuhr ziellos herum und deutete ins Leere. Schließlich entdeckte er seine Sklavin wieder. Sie schlich über die Hauptstraße davon, auf dem schmalen freien Streifen zwischen den lichterloh brennenden Häusern. »Nur die Menschn ...«, meinte er dann. »Sind scho Schpielverderber. Scho grieschgramig für 'ne Feier.«
    Gibrax blickte hinter der fliehenden Frau her und wandte sich dann gleichmütig ab. Er drückte seine vier Riesenfinger pathetisch gegen die Brust. »Liegt hieran«, sagte er. »Menschen scho eng im Herz. Können nur Freude han, wenn se uns nichzt abgebn müschn ... Wenn Drolle feiern und Schpas han, wolln Menschn knauschern und gönn unsch nichts ...«
    »Ja, kein Schpasss ...«, bestätigte Werzaz. »Is besser feiern ohne die Mensch.«
    Und sie vergaßen die Menschen und widmeten sich dem, was diese zurückgelassen hatten. Gibrax und Werzaz feierten ihr Frühlingsfest, im roten Schein der flammenden Häuser, die langsam herabbrannten und den Festplatz mit dichten Rauchschwaden umhüllten. Und sie tranken und sangen Troll- und Goblinlieder, und sie dachten nicht mehr an morgen.
 
    K ELADIS , 28 N LR,
    5 T AGE VOR B LÜTENMOND
 
    Die Sitzung hatte begonnen. Vorsichtig lugte Wito über die Kante des Westensaums, in dem er sich versteckt hatte.
    Jetzt, wo die großen Leute ihre Gespräche begonnen hatten,

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