Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
musste er nicht mehr befürchten, von den Elfen gehört zu werden. Daugrulas Salbe schützte sie auch vor deren magischem Spürsinn. Trotzdem mussten die Gnome ständig in Deckung bleiben, denn ein scharfes Auge konnte sie auch in ihrer kleinen Gestalt noch entdecken.
    Wito blickte über einen runden Tisch mit schwerer steinerner Platte hinweg, um den sich mindestens ein Dutzend Leute versammelt hatten. Aus seinem Blickwinkel verloren sich manche der riesigen Gestalten schon in der Ferne, aber er erkannte unzweifelhaft die haarigen Umrisse von Zwergen, elegante Elfen und Menschen wie den Fürsten, in dessen Kleidung er und seine Gefährten sich versteckt hatten.
    An der Seite machte er eine Reihe hoher Bogenfenster aus, durch die helles Tageslicht hereinfiel. Mehrere der Fenster reichten bis zum Boden und stellten Türöffnungen dar, die zu einem Söller hoch über der Stadt führten. Der Ratssaal, in dem die Fürsten tagten, wäre für die Gnome selbst in ihrer natürlichen Gestalt riesig gewesen. Rings um die ausgedehnte Tafel herum blieb reichlich Platz, auf dem elfische Diener herumgingen, den Gästen nachschenkten oder kleine Speisen anreichten. Dazu gab es neben dem Haupteingang noch eine kleine Seitentür, die anscheinend in eine Küche führte - doch ansonsten, von einigen wenigen notwendigen Einrichtungsgegenständen abgesehen, war die Halle schmucklos und kahl, ein weiter leerer Raum aus poliertem weißen Stein, der gerade deshalb umso majestätischer wirkte.
    Fürst Sukan streckte die Beine, und Wito fing einen kurzen Blick von Darnamur auf. Die beiden verständigten sich durch eine Geste. Er konnte nur hoffen, dass seine Begleiter vernünftig blieben.
    »... der Anlass unserer Versammlung.« Mit einer ausholenden Bewegung wies der weiß gekleidete Elf, der die Sitzung eröffnet hatte, auf den Tisch. Ein rechteckiger Block stand darauf, der von einem Seidentuch verhüllt war, und als der Elf das Tuch wegzog, kam ein silbernes Kästchen zum Vorschein.
    »Leuchmadans Herz!«, verkündete der Elf. Es war König Perbias selbst. Als Zeichen seiner Würde trug er einen glitzernden diamantbesetzten Silberreif in seinem langen Goldhaar, und die spitzen Elfenohren standen ein wenig von seinem schmalen hellen Gesicht ab.
    Ein breit gebautes Geschöpf mit langen geflochtenen Haaren, die sich mit dem rotblonden, gewellten und gefetteten Bart vereinten, beugte sich über den Tisch. Wito fiel erst jetzt auf, dass der Zwerg auf seinem Stuhl stand. »Ich höre gar nichts pochen«, sagte er. »Ist Leuchmadan etwa tot?«
    König Perbias verzog den Mund, als hätte der Zwerg einen Witz gemacht, den er schon hundertmal gehört hatte. »Im Inneren dieses Kästchens befindet sich ein Edelstein, und er wird Leuchmadans Herz genannt, weil das Leben des Dunklen Herrschers daran gebunden ist. Wir reden hier über Magie, nicht über Körperfunktionen, Herr Zwerg.«
    »Warum holen wir den Stein dann nicht raus?«, fragte der Zwerg und kniff ein Auge zusammen, während er das Kästchen musterte. »Und für Euch bin ich Bellacris, Thane des hohen Zwergenkönigs Anxasa und seine Vertreterin hier im Rat. Ihr würdet mich wohl als Dame bezeichnen, Herr Elf.«
    Wito spürte, wie der Mensch, in dessen Kleidung er saß, ein Räuspern in der Kehle unterdrückte, und König Perbias war aus dem Konzept gebracht und stotterte. Doch da erhob sich am anderen Ende des Tisches, fast schon außer Sicht und zudem hinter Wolken von Pfeifenrauch verborgen, ein weiterer Mensch. Sein Gesicht schob sich über den hohen spitzen Hut, den er vor sich abgelegt hatte. »Eine gute Frage, Dame Zwerg. Und zugleich auch der Vorschlag, den ich der hohen Versammlung heute unterbreiten wollte ...«
    »Was ist das für ein Bursche?«, fragte Fürst Sukan seinen Nachbarn. »Gehört der eigentlich zum Rat? Er sitzt zwischen Elfen und Zwergen, aber er ist keins von beidem.«
    »Das ist Gulbert der Zauberer«, flüsterte Sukans Sitznachbar, ein älterer Fürst der Bitanerlande. Er zwinkerte nervös. »Gulbert gehört zum Rat, seit ich denken kann. Wie es heißt, ist er eines der Gründungsmitglieder ...«
    »Großartig, Gulbert!«, sagte Bellacris. »Diesem Vorschlag will ich gerne folgen.« Sie zog eine zweischneidige Axt unter dem Tisch hervor, zögerte und fragte: »Oder hat jemand den Schlüssel zu dieser Kiste?«
    »Wenn es einen Schlüssel gibt«, erwiderte Gulbert der Zauberer, »dann befindet er sich irgendwo in den Grauen Landen. Genau wie jedes andere Mittel, das

Weitere Kostenlose Bücher