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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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auf, dass Skerna fehlte. Sie hatte sich nur ein kleines Stück unter die Türritze geschoben, gerade so weit, dass sie in Deckung war. Dann hatte sie sich wieder umgewandt und schaute zurück. Von hier aus konnte sie den herankommenden Elfen und den Wichtel im anderen Zimmer gleichzeitig im Auge behalten, ansonsten wäre die Tür im Weg gewesen. Und Skerna war neugierig.
    Wito fasste sie an den Füßen und zog, und Darnamur half mit. Wichtel hatten mindestens ebenso scharfe Sinne wie Elfen, so hieß es, und Skerna war schlau genug, nichts zu sagen. Doch sie stieß erstickte Protestlaute aus, die sich mit dem Kratzen und Schaben ihrer Kleidung auf dem Stein vermischten.
    Und dann stand der Elf direkt an der Tür. Seine Füße waren dicht vor der Ritze, und der Klang seiner Schritte, verstohlen und leise in der großen Welt, übertönte die Geräusche der Gnome.
    Die Tür bewegte sich.
    Langsam fuhr das Holz über den Boden und riss an Skernas Weste. Die Fliesen waren leicht uneben, ebenso wie die Türkante, sodass die Ritze, in der sich die Gnome verbargen, manchmal noch schmaler wurde und sie Gefahr liefen, zermalmt zu werden.
    Wito klammerte sich auf der anderen Seite der Tür fest, und auch Darnamur versuchte, sich ganz aus der Ritze herauszuziehen. Mit einem Arm und mit den Beinen hielten sie sich an den winzigen Fugen zwischen den Bohlen fest, so gut sie konnten, und zerrten Skerna hinter sich her.
    »Was ist denn hier ...«, hörten sie den Elfen fragen.
    »Hast du die Steine?«, wisperte eine verstohlene Wichtelstimme tief aus der Kammer. Es gab ein lautes Gepolter, und die Gnome sahen, wie der verhüllte Kleiderständer umfiel, auf die Türöffnung zu. Im selben Augenblick bekamen sie Skerna frei. Mit einem Ruck rissen sie ihre Gefährtin zu sich. Skerna hustete, weil die Tür ihr die Brust eingequetscht hatte.
    Der schwere Kleiderständer traf den Elfen und streckte ihn nieder, und sein Tablett mit allem darauf stürzte auf die Steinfliesen. Becher rollten rasselnd in die kleine Kammer und in den großen Sitzungssaal zurück.
 
    »Wir Goblins ziehn mit Speer und Klinge
    in die nächste Zwergenbinge.
    Wir reißen den Frauen die Bärte raus,
    ihre Krieger sind unser Festtagsschmaus ...«
 
    Werzaz sang aus voller Kehle, als er mit Gibrax zu ihrer Höhle zurückmarschierte. Der Troll hatte den großen Festbaum mitgenommen und trug ihn als neue Keule über der Schulter. »Das gute Waffe«, brummte er.
    Werzaz unterbrach sein Lied und antwortete: »Was soll'n das überhaupt sein? So'n langes weißes Ding mit'm dicken roten Kopf oben drauf? Komisch, was sie Menschen sich so für ihre Feiern hinstelln ...«
    Er taumelte gegen den Troll. Dabei riss er die Arme hoch und klammerte sich an Gibrax' Hüfte fest, bis er wieder sicher auf den Füßen stand. »Uppsa ...«
    Gibrax hielt den Festpfahl hoch und schwang ihn prüfend durch die Luft. Dabei verlor er das Gleichgewicht, ließ seine neue Waffe fallen und versuchte seinerseits, sich an Werzaz festzuklammern. Sie gingen beide zu Boden, und Werzaz stieß ein ersticktes Stöhnen aus, als er unter dem aufgeblähten Leib des Trolls begraben wurde.
    Gibrax richtete sich auf, aber Werzaz steckte mit einigen Zacken seiner Rüstung in einer Speckfalte fest. Gibrax zupfte sich den Goblin aus der Schwarte und ließ ihn zu Boden fallen, dann plumpste er selbst wieder auf den Hintern, und alle beide brachen in lautes Lachen aus. Sie blieben eine Weile hocken, bis sie sich erholt hatten.
    »Lässt schwer handhaben«, stellte der Troll fest. »Aber gute Reichweite. Ist gut zu schwingen. Un' mit Kugel am Ende schlag ich drei Menschenkrieger auf einmal.«
    »Wennste nüchern bist, v'leicht«, sagte Werzaz.
    Sie standen wieder auf. Gibrax legte sich den Pfahl über die Schulter, und Werzaz blickte sich suchend um.
    »Was is' denn los?«, fragte Gibrax, und blickte auf seinen Gefährten hinab.
    »Au verflisses«, lallte Werzaz. »Glaub ich doch fast, ich hab meinen Speer innem Dorf liegen lassen. Müssen wir noch mal zurück ...«
    »Ach was«, entgegnete Gibrax gönnerhaft. »Ich schäl dir Span von mein' Keule. Reicht als Speer für dich.«
    Er lachte, und Werzaz lachte mit.
    Sie stiegen einen Hang empor, doch oben auf dem Grat blieb Gibrax plötzlich stehen. Schützend hob er eine Hand vor die Augen. Sein Gesicht und sein Arm waren mit einem Mal rot, und sie wirkten ein wenig verschwommen, wie Werzaz fand.
    Er kicherte.
    »Ei der Daus«, sagte Gibrax und klang gar nicht mehr

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