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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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blutet!«, rief er. »Schaut, seine Haut - er wird wieder wach!«
    Der Krieger lachte. »Wohl kaum«, sagte er.
    »Schnell, tötet ihn!«, stieß der Einheimische voll Panik hervor.
    »Weißt du nicht, dass das Mondlicht die Starre eines Trolls wieder löst, du Bauerntölpel?«, erklärte der Bitaner.
    Werzaz zuckte zusammen. Er hatte das nicht gewusst.
    »Aber selbst eine klare Vollmondnacht reicht kaum aus, um ihn wiederzubeleben«, fuhr der Bitaner fort. »Nein, dieser Troll ist hilflos, solange jeder Tag ihn aufs Neue erstarren lässt und niemand ihn in einen Unterschlupf bringt. Nächte wie diese tauen ihn nur weit genug auf, dass er ein wenig nachblutet und Schmerz empfindet.«
    Es folgte ein dumpfer Laut, als hätte der bitanische Hauptmann gegen den nicht-mehr-ganz-versteinerten Troll getreten, und Werzaz knirschte mit den Zähnen.
    »Geht kein Risiko ein, Herr!«, rief der Einheimische. »Tötet ihn!«
    »Nein«, sagte der Krieger. »Schafft diesen Bauern hier weg«, wandte er sich dann an seine Männer. »Sein Gezeter macht mich ganz wirr im Kopf. Wir kümmern uns jetzt um diese Sache. Bring einen Wagen her. Einen großen«, befahl er einem seiner Reiter. »Irgendwo in einem der Dörfer muss ja so was aufzutreiben sein. Wir schaffen das Ding in die Stadt. Wenn wir ihn genug aufweichen, kann uns der Troll vielleicht etwas erzählen. Und genug Ketten lassen sich bis zum nächsten Vollmond wohl auftreiben.«
    Er redete leiser weiter, aber Werzaz in seinem Versteck konnte ihn dennoch verstehen. »Du hast recht, Peno. Da ist was faul an der Sache, und dem werde ich nachgehen. Dass dieser Goblin noch frei herumläuft, passt mir gar nicht. Aber wir brauchen Fährtenleser und vermutlich sogar Hunde, um ihn aus seinem Loch zu treiben. Wir müssen in die Stadt zurück und welche anheuern.«
    »Wenn wir erst in zwei Tagen zur Goblinhatz zurückkehren, ist die Fährte kalt«, wandte der Bitaner ein, der Peno genannt wurde.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, antwortete sein Hauptmann. »Wenn es nur ein paar Marodeure waren, ist der Goblin womöglich schon über alle Berge. Aber andererseits sind überall in den Bergen hier Zwerge unterwegs. Von dort aus verirren sich nicht zufällig ein paar Finsterlinge hierher. Du hast den Bauern ja gehört: Er hatte keine Ahnung von Trollen und Goblins. Anscheinend hat schon seit Jahrhunderten keiner von den Burschen seine Nase hier gezeigt.
    Die waren nicht zufällig hier, und ich will wissen, was sie aushecken. Morgen kommt der Troll auf einen Karren, und übermorgen gehen wir mit Verstärkung auf die Jagd. Denk dran, was der Bauer meinte: Gestern lag die Ausrüstung von diesem Goblin noch hier herum. Jetzt sehe ich nichts mehr davon. Ich glaube nicht, dass diese Schergen von Leuchmadan weitergezogen sind. Und ich glaube auch nicht, dass es nur zwei davon gibt. Außerdem habe ich keine Lust, in diesem Provinzkaff herumzusitzen.«
    Der Hauptmann war wieder auf sein Pferd gestiegen, während er sprach, und nun ritt der ganze Trupp davon. Aus dem Geräusch des Hufschlags schloss Werzaz auf ein halbes Dutzend Krieger, mindestens. Doch er wagte nicht, den Kopf zu heben und nachzuschauen.
    Erst nach einer ganzen Weile kroch er wieder aus seinem Versteck. Zögernd blickte er auf Gibrax hinab. Also lebte sein Gefährte noch. Werzaz näherte sich dem steinernen Leib und schob und zerrte daran, aber er konnte ihn so wenig bewegen wie einen Felsblock. Und genau das war der Troll ja auch: ein Felsblock, viel größer als ein Goblin.
    Die Haut fühlte sich warm an. Lebendig. Der Geruch nach Blut wurde stärker. Die vielen kleinen Kerben in Gibrax' Leib füllten sich mit einer dunklen Flüssigkeit, die im Mondlicht schwach glänzte und langsam gerann.
    Werzaz drückte und zerrte keuchend am Körper des Trolls, dann hielt er inne und rückte seinen verrutschten Helm wieder zurecht. Es ging einfach nicht. Er konnte den Troll nicht fortschaffen, bevor morgen die Menschen mit einem Karren zurückkehrten. Er konnte ihn nicht bis zur Höhle ziehen oder in ein anderes Versteck. Außerdem hätte der erstarrte Leib eine klafterbreite Schleifspur in das Gras gerissen. Die Bitaner hätten nicht mal auf die Spürhunde warten müssen, um ihr zu folgen.
    »Du blöder Brocken«, knurrte Werzaz. »Wie kannst du mich hier so stehen lassen? Jetzt kann ich nur eines tun, damit die bitanischen Raubwanzen dich nicht in ihre Klauen bekommen!«
    Werzaz kletterte auf den Rücken des Trolls und hob den Säbel. Dann

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