Gefährten des Zwielichts
schlug er mit der Klinge zu.
Der Stahl schnitt kaum einen Fingerbreit in Haut und Schwarte, bevor er auf Widerstand traf. Der Troll war dicht unter der Haut immer noch aus härtestem Stein. Werzaz' Gnadenstoß hatte dem Gefährten bloß eine weitere Wunde geschlagen. Es war nur ein oberflächlicher Schnitt, aber aus der Wunde floss noch mehr Blut zäh über Gibrax' Rücken.
»Du verdammtes zähes Stück Abraum«, zischte Werzaz, während er verzweifelt mit dem Säbel auf Kopf und Schultern des Trolls einhackte. »Stirb endlich!«
In einer verzweifelten Geste hob er die Waffe hoch über den Kopf und legte alle Kraft seiner langen Arme in einen letzten Hieb. Der Säbel sauste herab, schnitt durch die weiche Schicht, schlug eine Kerbe in den Stein darunter - und zerbrach.
Gibrax verlor auf dem schlüpfrigen Untergrund den Halt, glitt aus und stürzte zu Boden. Mit dumpfem Knirschen bohrten sich Ecken und Kanten des versteinerten Trolls in seine Rüstung und beulten sie ein, bevor Werzaz benommen im Gras liegen blieb. Er starrte auf das Heft und die abgebrochene Klinge.
Er war geschlagen.
Nach einer Weile rappelte er sich auf, warf den Säbelrest weg und richtete seine Rüstung. Es war vorbei. Wenn nur die Albe oder der Wardu hier wären. Er musste ihnen Bescheid geben ...
»Hört ihr das, ihr faulen, feigen Daumendreher?«, brüllte er ins Dunkel. »Ihr verpisst euch, und die Kämpfer lasst ihr allein zurück! Hätte Leuchmadan mir eine anständige Horde Goblins mitgegeben, damit hätt' ich was ausrichten können!«
Aber niemand antwortete auf sein Geschrei, und dann fiel Werzaz ein, dass ihn am ehesten noch die Bitaner hörten, wenn er weiter so einen Lärm machte.
Also trat er schließlich den Rückweg zur Höhle an. Allerdings nicht auf geradem Weg: Werzaz nutzte die Nacht, um einen großen Bogen zu laufen und mehrmals die eigene Fährte zu kreuzen. Er suchte Bäche und Rinnsale, und stark riechende Kräuterwiesen, um seine Spuren zu verwischen, falsche Fährten zu legen und es den Bitanern so schwer wie möglich zu machen, seinen Unterschlupf zu finden.
Vielleicht kam in dieser Nacht zumindest der Wardu zurück, oder in der nächsten, damit sie einen besseren Plan aushecken konnten, ehe die Bitaner ihre Jagd begannen. Oder damit Werzaz nach einem besseren Versteck in diesen fremden Landen suchen konnte, ohne deswegen den befohlenen Posten zu verlassen.
Strentor, getreuer Bote des Fürsten Sukan, ließ sich sein Ross bringen und saß auf. Dann ritt er in ausgreifendem Trab die Hauptstraße entlang durch die Vorstadt von Keladis. Es herrschte noch tiefste Dunkelheit. Bald schon blieben die Lichter der Elfensiedlung klein wie Glühwürmchen hinter ihnen zurück, aber der Bote trieb sein Pferd in die Schwärze des Waldes, ohne den Schritt zu verlangsamen.
Das war der Augenblick, wo Wito den Fehler in seinem Plan bemerkte.
»Ich habe nicht das Gefühl, dass unsere Mitreitgelegenheit bald eine Pause einlegen wird«, merkte Darnamur an.
»Wir sind aus Keladis raus«, sagte Wito. »Aber wir können nicht absteigen. Bei dem Tempo wäre das Selbstmord.«
Die drei Gnome spähten unter der Klappe der Tasche hervor, in die sie sich kurz vor Abreise des Boten selbst eingepackt hatten. Dann und wann lugte der bauchige Halbmond durch Lücken im Geäst über der Straße. Die Gnome sahen in dem grauen Zwielicht genug, aber auch Strentor schien sich keine große Sorgen über den Weg zu machen.
Die Waldstraße nach Keladis war breit und eben und gut gepflegt, vor allem in der Nähe der Elfenfestung. Außerdem hatte der Bote den Weg erst am Tag zuvor zurückgelegt und kannte vermutlich jedes Hindernis.
»Jetzt wäre ich gern dort draußen im Unterholz, mit einem guten Seil«, seufzte Skerna. »Zwischen zwei Bäumen flugs über die Straße gespannt ... das würde dem Burschen seinen Leichtsinn beim Reiten schon austreiben.«
»Ich hätte nichts dagegen, wenn jemand mit einem Seil da draußen wäre«, sagte Wito. Er kratzte sich am Kopf und suchte nach einem Ausweg, während die Bäume an ihnen vorbeirasten.
»Es sei denn, das Pferd fällt auf die Satteltasche«, ergänzte Darnamur.
Die Gnome dachten nach und entfernten sich immer weiter von Keladis.
»Vielleicht ist es gar nicht schlimm«, sagte Darnamur schließlich. »Dieser Bote reitet nach Komfir, habe ich gehört. Die erste Menschenstadt bei der Elfengrenze. Das kann nicht weit von unserem Versteck entfernt sein, und wir legen auf diesem Pferd den Weg von
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