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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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länger warten. Noch vor Sonnenuntergang bestieg er den Mantikor und flog hinab in die Ebene.
    Baskon hielt auf die untergehende Sonne zu. Rujan war unruhig, aber der Wardu umfasste den Zügel fest mit der eisernen Linken und lenkte den Mantikor weiter nach Westen. Unter ihnen glitt das Menschenland dahin, die Wiesen und Felder schon in Schwärze getaucht, während Baskon selbst in der luftigen Höhe am fernen Horizont noch die Dämmerung sah.
    Seine Sinne wurden vom Licht nicht beeinträchtigt, und er erspürte zahlreiche Menschen am Boden. In großen Gruppen waren sie unterwegs, zu dieser späten Stunde. Was mochte das bedeuten? Ein Feiertag in dieser ländlichen Gegend? Baskon erinnerte sich an eine ferne Vergangenheit. Damals war ein junger Bursche, der ebenfalls Baskon hieß, viele Meilen weit gelaufen in der Dunkelheit auf der Suche nach Tanz und Musik und Geselligkeit.
    Meist hatten diese Feste sein leeres Herz nicht füllen können, und so waren seine Wege länger und länger geworden, bis er endlich der Stimme folgte.
    Doch das war lange her.
    Oder hatte das Treiben dort unten eine andere Bewandtnis? Hatte etwas diese Menschen aufgeschreckt, und hing das mit seiner Mission zusammen?
    Irgendwo am Boden heulte ein Hund.
    Baskon lenkte Rujan hinab und tauchte aus dem Zwielicht in die Nacht. Er landete den Mantikor im Schutz eines Wäldchens hinter dem Hügel und schritt dann um die Anhöhe herum zu dem Spalt.
    Dort war es still und leer, und Baskon fühlte kein Leben darin.
    Trotzdem ging er in die Höhle hinein, bis der Gang so schmal wurde, dass er sich in seiner Rüstung nicht weiter hindurchzwängen konnte. Seine Leute hatten das Versteck verlassen. Die Höhle war leer.
    Baskon stand eine Weile reglos da. Was mochte geschehen sein? Er setzte sich nieder und ließ seine Sinne in den Boden sickern. Die Wände waren aus Stein und nahmen ihn gut genug auf. Der Boden allerdings war von einer festen Lehmschicht bedeckt, die seine Wahrnehmung dämpfte.
    Baskon konzentrierte sich und versuchte, den Lehm zu durchdringen, nach Hinterlassenschaften in der Höhle Ausschau zu halten. Er fand keine Waffen oder sonstige Spuren. Nichts deutete auf einen Kampf hin, nichts auf feindliche Eindringlinge. Der Troll und der Goblin schienen ihr Versteck freiwillig verlassen zu haben.
    Was aber war mit der Nachtalbe? War sie ebenfalls fort oder war sie gar nicht erst zurückgekehrt? Vielleicht träfe sie im Laufe der Nacht noch ein. Vielleicht war den strohköpfigen Kämpfern seiner Schar auch einfach langweilig geworden, und sie streiften des Nachts draußen umher. Dann würden sie vor Morgengrauen zurückkehren. Baskon hatte die Wahl: Er konnte auf die Suche gehen und Gefahr laufen, seine Leute in der weiten Landschaft zu verfehlen, oder er konnte hier warten.
    Baskon war nicht gut im Warten.
    Also erhob er sich schließlich und trat an den Höhlenausgang. Draußen spürte er eine Bewegung. Etwas Lebendiges. Er fasste seinen kurzen eisernen Spieß fester und ging hinaus.
    Als er den bitanischen Krieger sah, der mit erhobenem Schild auf ihn zutrat, wusste er, dass mit ihrem Unternehmen etwas gründlich schiefgelaufen war.
 
    G RENZLANDE , 28 N LR,
    3 T AGE VOR B LÜTENMOND
 
    Werzaz fluchte.
    Das war nicht ungewöhnlich, aber diesmal meinte er es ernst. In der letzten Nacht hatte er es für eine gute Idee gehalten, im Elfenwald Zuflucht zu suchen. Dorthin würden die Menschen ihm nicht folgen, selbst wenn die Spürhunde ihnen den Weg wiesen. Und wenn er nicht allzu tief in den Wald eindrang, so hatte Werzaz sich überlegt, konnte er womöglich tagsüber in einem Versteck ausharren, ohne dass die Elfen auf ihn aufmerksam wurden.
    Doch dieser Tag war grauenvoll verlaufen. Werzaz hatte nur einen unzureichenden Unterschlupf gefunden, in einem Dickicht, wo die Sonne fast ungehindert auf ihn scheinen konnte. Er hatte sich gefühlt wie eine Zielscheibe.
    Dann war gegen Mittag ein furchtbares Geschöpf auf die nahe Lichtung getreten, ein Tier mit weißem Fell, mit üppiger Mähne und langen seidigen Haaren an den Läufen. Man hätte es für ein besonders zierliches Pony halten können, doch trug es ein spitzes Horn auf der Stirn. Werzaz erinnerte sich an die schaurigen Mären, die er als Kind über solche Wesen gehört hatte, und vor Grauen erstarrt hatte er sich flach auf den Boden gepresst und den unzulänglichen Schutz von Farn und Buschwerk verflucht.
    Die ganze Zeit hätte er schwören mögen, dass dieses Einhorn ihn aus seinen

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