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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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hinten und hielten die Fackeln hoch, so dass die vorderen gut sehen konnten.
    »Komm raus«, rief der Hauptmann und nahm all seine Kraft zusammen, damit sich kein Zittern in seine Stimme stahl. »Du sitzt in der Falle! Stell dich zum Kampf, du stinkender, feiger Goblin!«
    Undeutlich zeichnete sich eine Rüstung in dem Spalt ab. Diese greifbare Erscheinung war eine Erleichterung, verglichen mit dem dräuenden Höhleneingang. Colus erinnerte sich an die Beschreibung der Dorfbewohner - der Goblin hatte eine Rüstung getragen!
    »Das ist er!«, rief Colus. »Der Goblin! Voran, Männer, schnappt ihn euch. Versucht, ihn lebend zu kriegen, solange keine Verstärkung hinter ihm ist.«
    Er überwand seine Furcht und stürmte voran. Die Gestalt im Höhleneingang versuchte nicht zu fliehen, sondern stellte sich. Entschlossen trat sie dem Angriff des Bitaners entgegen und tat einen Schritt aus der Höhle heraus ...
 
    Baskon lenkte Rujan auf die nahe gelegenen Berge zu. Was für ein Loch diese unfähige Nachtalbe als Versteck ausgesucht hatte! Dort konnte er nicht einmal Rujan unterbringen. Also hatte Baskon den Troll und den Goblin schon in der ersten Nacht allein gelassen und war davongeflogen.
    In den Bergen gab es genug Verstecke, die näher an Keladis lagen als der ursprüngliche Unterschlupf. Die Elfenfestung befand sich weit östlich im Elfenwald, wo der Forst fast schon den Saum des Gebirges umspielte, und war den steinigen, unzugänglichen Höhen näher als dem Land der Menschen.
    Für den Rest des Trupps wäre es trotzdem kein gutes Lager gewesen. Die schroffe Landschaft machte jeden Vorteil an Nähe zunichte, und für Daugrula und die Gnome war der Weg, den sie gewählt hatten, sicher besser. Aber Baskon bewegte sich am Himmel und musste keine Rücksicht auf die Landschaft nehmen.
    Gegen Mitternacht fand er einen hoch aufragenden Felsen mit einer großen Mulde an der Flanke, wo er den Mantikor sicher landen konnte. Gut geschützt vor Blicken von unten thronte er dort über einem wogenden Meer aus Baumwipfeln und starrte gen Westen, wo sich das Schicksal von Leuchmadans Herz entschied.
    Und damit auch Baskons eigenes Schicksal.
    Nun, noch war es nicht so weit. Daugrula hatte mit zwei Nächten Fußmarsch gerechnet. Es würde noch eine Weile dauern, bis die Gnome ihr Ziel erreichten.
    Baskon trat von der Kante zurück, ließ sich weit hinten in der Mulde nieder und tätschelte Rujans Echsenkopf. Der Schlangenschwanz zischte und schlug gegen seine Rüstung, aber die ungestümen Liebkosungen der Chimäre konnten einen Wardu nicht verletzen. Das war ein Grund, warum der Mantikor nur von wenigen als Reittier genutzt werden konnte.
    Die Sonne ging auf, und Rujan rollte sich zum Schutz vor dem Tageslicht zusammen. Es war nur eine offene Mulde, keine richtige Höhle, wo sie lagerten, und der Mantikor hätte sich an einem geschützteren Platz wohler gefühlt. Baskon war das gleichgültig, auch wenn das Sonnenlicht ihn träge machte und ihm fast so etwas wie Schlaf brachte.
    In der nächsten Nacht stieg der Wardu wieder auf und kreiste über den Tälern. Er suchte nach einem einsamen Hirten oder einem anderen Zeitvertreib, bis ihm einfiel, dass er so nah bei den Elfen kein Aufsehen erregen sollte. Zudem musste er ständig bereit sein, die Gnome abzuholen. Wenn diese Kümmerlinge tatsächlich Leuchmadans Kästchen stehlen konnten, blieb ihnen vermutlich nicht viel Zeit für die Flucht. Er wollte nicht abgelenkt sein und tief in den Bergen stecken, wenn der Ruf des Herzens ihn ereilte.
    Widerstrebend begnügte sich Baskon damit, Rujan eine Bergziege reißen zu lassen, dann glitt er zu seinem Hort zurück. Und wartete.
    Im Morgengrauen sah er in der Ferne große Vögel kreisen, zwischen den schneebedeckten Gipfeln tiefer im Gebirge. Baskon konnte trotz seiner außergewöhnlichen Sinne die Entfernung schlecht abschätzen. Die Vögel wirkten viel zu groß. Aber es sah so aus ...
    Baskon widerstand der Versuchung, dem nachzugehen, und wartete.
    Noch eine Nacht und noch eine.
    Baskon war nicht gut im Warten.
    Inzwischen mussten die Gnome doch längst auf Keladis sein, und wie lange konnte es dann noch dauern? Wenn das Unternehmen schon gescheitert war, würde er es gar nicht mitbekommen.
    Wie lange brauchte Daugrula allein für den Rückweg? Womöglich war sie bereits wieder in der Höhle! Baskon hatte bislang nicht gespürt, dass seine Gefährten das Herz berührt hatten. Aber nun war genug Zeit vergangen, und er wollte nicht mehr

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