Gefährten des Zwielichts
der anderen Seite dicht über der Hüfte wieder aus. Die Klinge suchte sich ihren Weg an den Organen vorbei, sodass diese unversehrt blieben. Das wilde Pochen der großen Ader streifte Baskon nur mit dem stählernen Finger, angelockt von dem Laut, von dem Leben, das darin pulsierte. Aber noch nicht, noch nicht ...
»Also«, sagte er zu dem Bitaner. »Was wollt ihr hier. Wo ist der Goblin?«
Der Bitaner stammelte voller Panik vor sich hin. Es brauchte eine Weile, bis ihm bewusst wurde, was Baskon getan hatte. Dann starrte er nur noch mit vorquellenden Augen auf das Schwert in seiner Seite und schien auf den Tod zu warten.
Baskon war mit seiner Geduld am Ende. Am liebsten hätte er diesen Narren in Stücke geschnitten, damit er endlich redete, aber das wäre nicht hilfreich gewesen. Also zügelte Baskon seinen Unmut und ließ seine Ausstrahlung zu einem leisen beruhigenden Summen abfallen. Er wiederholte die Frage, und endlich hörte der Mann zu.
»Ich weiß nicht ... Wir dachten ... Ihr wärt der Goblin.«
Baskon musterte den Bitaner wie eine besonders abscheuliche Wanze. Er ließ das Schwert im Leib des Mannes stärker schwingen, bis der Stahl gegen die Eingeweide schlug, gegen Leber und Magen und zwischen die Gedärme. Der Mann brüllte und zuckte, aber Baskon hielt ihn fest. Wenn der Bitaner sich über ihn lustig machte, hatte er alle Qualen verdient. Seit tausend Jahren hatte sich niemand mehr über Baskon lustig gemacht!
»Wo ist die Nachtalbe?«, fragte er dann und ließ dem Bitaner Zeit zum Reden.
Der starrte ihn verständnislos an. »Welche Nachtalbe? Oh nein, Gnade, Herr, Gnade!«
Aber Baskon ließ die Klinge wieder in den Eingeweiden wühlen und im Leib des Gefangenen umherpeitschen. Dann hielt er wieder inne.
Der Bitaner lag stöhnend am Boden und wand sich unter Schmerzen. Baskon gönnte ihm einige Augenblicke Erholung.
»Und was ist mit dem Troll?«, fragte er. Er beugte sich tiefer über den Mann und ließ seine Stimme ganz freundlich klingen: »Ein großer hässlicher Troll. Das ist doch eine leichte Frage, mein Freund. Einen Troll kann man kaum übersehen.«
»Wir haben ihn ... in die Stadt geschafft«, keuchte der Bitaner. »Der Hauptmann ... wollte ihn befragen ... wenn der Vollmond ihn wieder aus der Starre holt.«
Baskon lehnte sich ein wenig zurück. Offenbar hatte der Mann ihn doch nicht anlügen wollen. Er wusste anscheinend wirklich nichts über den Goblin und die Nachtalbe. Aber was trieben die Bitaner so weit im Norden?
Baskon wandte sich wieder seinem Gefangenen zu und setzte die Befragung fort, diesmal feiner und ausführlicher. Er ließ sich erzählen, woher der Krieger und seine Kameraden kamen, was sie in die Gegend führte, was sie vorhatten und wie sie zu dieser Höhle gelangt waren.
Dann ließ er den Griff des Schwertes los und setzte sich auf den Boden. Er dachte nach. Sein Gefangener atmete schwer und stöhnte. Dann und wann regte er sich und hielt sich den Leib, in dem immer noch das Schwert steckte.
Beiläufig streckte Baskon die Hand aus und drehte die Klinge, so dass die Schneide über die Rippe kratzte. Tief im Leib durchtrennte sie die Ader, an die das Schwert sich geschmiegt hatte, und nach einem letzten schmerzerfüllten Stöhnen verdrehte der Mann die Augen und verlor das Bewusstsein. Sein Atem wurde ruhiger und verstummte schließlich ganz.
Jetzt konnte Baskon seine nächsten Schritte planen.
Für den Rückweg hatten die Gnome kaum länger als eine Nacht gebraucht, denn Daugrula hatte sie tatsächlich in kleiner Gestalt durch den Elfenwald getragen, um schneller und leiser voranzukommen. Sie hatte dafür ein Säckchen verwendet, und es war sehr unbequem gewesen, aber Wito war froh, dass Daugrula sie nicht in ihrem Taschentier transportiert hatte.
Seit sie aus dem Wald heraus und auf Menschenland waren, liefen die Gnome wieder auf eigenen Beinen. Doch kurz vor ihrem Ziel hieß die Albe sie stehen bleiben. »Bei der Höhle stimmt etwas nicht«, sagte sie. »Sie muss entdeckt worden sein.«
»Wir sehen nach«, schlug Wito vor. Immerhin waren sie die Kundschafter. Daugrula nickte.
Wito ließ die beiden Gefährten nach links und rechts ausschwärmen, bis sie gerade noch in Sichtweite waren. Dann rückten sie langsam vor, krochen durch das Gras oder eilten geduckt von Deckung zu Deckung. Mit Handzeichen stimmten sie ihre Annäherung ab.
Skerna näherte sich dem Spalt von oben über die Hügelflanke, bis sie die Stelle vor der Höhle im Blick hatte, ohne
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