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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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schoben die Gefangenen nach drinnen. Skerna erstarrte und stieß einen spitzen Schrei aus. Auch Darnamur wehrte sich plötzlich heftig und wurde von einem Bitaner gewaltsam über die Schwelle geschleift. Wito befiel das Grauen, und er hielt sich in der Mitte der Gruppe, weit entfernt von Winkeln und Wänden.
    »Nicht da hinein!«, rief Skerna.
    »Was hat sie denn?«, fragte Strentor. »Angst vor der Dunkelheit?«
    »Es ist alles voller Spinnen!«, rief Darnamur.
    Tatsächlich sah dieser Anbau aus wie eine Abstellkammer für Spinnen. Er wirkte selten genutzt, staubig und düster. Die Fackeln und Lampen der Bitaner zeigten, dass der Raum keine Fenster hatte, nur ausgeprägte Spalten in den schlecht gefügten Bretterwänden. Weiße und graue Weben hingen in den Ecken, an den Wänden und unter der hohen Decke. Fäden spannten sich kreuz und quer, und überall krabbelten Spinnen herum.
    Wito zog den Kopf ein.
    »Ach was«, befand Strentor. »So ein paar Spinnen. Die tun keinem was.«
    Er gab seinen Männern einen Wink, und die brachten ihre Gefangenen zur rückwärtigen Wand. Skerna wehrte sich verzweifelt, aber Darnamur hatte sich gefasst und redete nun auf seine Gefährtin ein. »Nur ruhig. Sie können uns nichts tun. Nicht, solange wir ...«
    Er brach ab.
    »Ja, ja, so was gibt es«, befand einer der Soldaten grinsend. »Ich kannte mal einen Kerl bei den Kataphrakten, ein Kerl wie ein Baum, in einer Rüstung so schwer wie ein Haus. Und dann sagte dieser freche Page zu ihm, ›Augenblick, Herr, ist da nicht gerade etwas hinter Eure Rückenplatte gekrabbelt?‹. Und der Ritter fing an zu schreien und zu toben, und schrie: ›Nehmt mir die Rüstung ab. Schnell!‹ Er zappelte so sehr rum, dass seine Knechte gar nicht an ihn herankamen!«
    Der Mann lachte, und einige seiner Kameraden lachten mit, als sie sich vorstellten, wie der stolze Ritter Angst vor einer winzigen Spinne hatte.
    Danach legten die Bitaner ihren Gefangenen Ketten an, die sie mit Schlössern sicherten und mit Nägeln an einem Querbalken befestigten. Um Werzaz' Leib schlugen sie mehrere Ketten, zogen ihm einen großen Sack über und legten noch eine zusätzliche Kette darum. Offenbar machten sie sich Sorgen, was der »Zauberer« anrichten könnte.
    Auch bei der Nachtalbe saßen die Ketten sehr stramm. Ihre falsche Gestalt war schlanker als die wirkliche, und die Ketten schnitten schon tief ein, als die Bitaner gerade mal glaubten, dass sie hinreichend straff waren.
    Strentor stand derweil mit einigen seiner Leute zusammen und inspizierte die Dinge, die sie bei den Gefährten gefunden hatten. Dann trat er wieder auf seine Gefangenen zu, als alle Ketten festgezurrt waren. Er hielt ihnen die Lederschnur entgegen, auf der Werzaz die Ohren seiner erschlagenen Feinde aufgefädelt hatte. Auf Geheiß der Nachtalbe hatte der Goblin die Kette ausgezogen, aber er hatte sie nicht zusammen mit der Rüstung außerhalb der Stadt versteckt, sondern in seinem Gepäck verstaut.
    »Was für ein Zauberer ist das eigentlich?«, fragte Strentor.
    Als er keine Antwort erhielt, reichte er den makabren Schmuck an einen der Krieger weiter und ließ sich eines von Werzaz' Messern geben - eine eigentümlich gekrümmte Klinge mit groben Runen unter dem Heft.
    »Ich habe lange gegen die Finstervölker gekämpft«, erklärte er. Er blickte dabei nur Daugrula an, als wären die Gnome gar nicht da. »Vermutlich kenne ich die Feinde unseres Volkes inzwischen besser als meine Familie ...« Strentor lachte rau auf, brach aber gleich wieder ab und fuhr fort: »Und das hier ist eine Goblinklinge. Das riecht nach Verrat, wenn Ihr mich fragt, Frau Elfe.«
    Daugrula schwieg und musterte ihn kühl. Jetzt, wo er angekettet auf dem Boden saß, fühlte Wito sich gleich wieder schläfrig. Das musste die Wirkung dieser Kräuter sein, von denen Strentor im Gasthaus gesprochen hatte.
    »Allmählich dämmert mir, warum ihr Fürst Sukan getäuscht und euch allein abgesetzt habt«, sprach Strentor weiter. Er wies auf den gut verpackten Goblin, den er für Gulbert hielt: »Dieser zwielichtige Zauberer dort ist ein Spion des Feindes. Er hat sich im Rat eingeschlichen, um Leuchmadan das Kästchen in die Hände zu spielen!«
    »Das ist lächerlich«, sagte Daugrula empört. »Gulbert ist weit herumgekommen. Es wird ein Beutestück sein.«
    »Das könnte sein«, räumte Strentor ein. »Aber ich habe gesehen, was er sonst noch in den Taschen hatte, und ich muss sagen: Er muss verdammt viel Beute beim Feind

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