Gefährten des Zwielichts
gemacht haben! Für mich sieht es so aus, als würde er seinen ganzen Besitz aus Leuchmadans Werkstätten beziehen! Und in dem Zimmer, als wir ihn überwältigt haben, da hörte ich ihn reden. Ich habe schon einige Male erlebt, wie die Kreaturen der Finsternis sich an menschlicher Zunge versuchen, und euer Zauberer flucht mit dem Akzent eines Goblins. Er hat wohl sein wahres Gesicht gezeigt, als er von den Kräutern benommen war und im Kampf außer sich geriet. Ich möchte wetten, er ist mit der Sprache der Grauen Lande vertrauter als mit jeder anderen Zunge!«
Nachdenklich hielt er inne. »Ich frage mich, ob er überhaupt ein Mensch ist. Ein Zauberer soll er sein, meinte Sukan. In den Grauen Landen gibt es viele mächtige alte Völker, und manch eines soll ziemlich menschlich wirken. Wer weiß, was für eine Kreatur sich da in unsere Mitte geschlichen hat.«
Seine Blicke wanderten durch den Raum, und er schien nun nicht mehr mit Daugrula zu reden, sondern mehr zu sich selbst. »Nein«, stellte er fest. »Mehr noch: Wenn er ein Spion Leuchmadans ist, dann frage ich mich, ob er sich ohne Wissen der Elfen nach Keladis hätte wagen können. Wie weit reicht dieser Verrat? War es womöglich sogar ein Plan der Elfen, ihre Verbündeten zu hintergehen und mit dieser lächerlichen Scharade das Herz in die Grauen Lande zu bringen und auf Leuchmadans Seite zu wechseln?«
Er blickte zu Werzaz, dann wieder zu Daugrula. »Elfen und Wichtel erkaufen sich bei Leuchmadan ihre Sicherheit. Und dieser Bursche dort im Sack ist der Bote, der den Handel vermittelt hat. So passt alles zusammen! Die Berichte von den Goblins und Trollen hier in der Gegend, von dem Wardu. Die Reiche der Elfen sind schon unterwandert, und Bitan ist von Feinden umringt und auf sich allein gestellt. Die Götter des Lichts mögen uns beistehen!«
»Das ist absurd«, sagte Daugrula.
Strentor verharrte, musterte Daugrula und strich sich über das Kinn. »Vielleicht«, sagte er schließlich. »Fürst Sukan soll entscheiden. Und wenn er innerhalb der nächsten Tage nicht kommt, ist der Verrat erst recht bewiesen.«
Er wandte sich an seine Krieger: »Die Waldläufer sollen sich zurückziehen und ein wenig schlafen. Morgen früh müssen sie wieder auf Kundschaft gehen.« Die schwarz verhüllten Gestalten zogen sich aus dem Schuppen zurück, und Strentor gab weitere Befehle aus: »Holt die Reiter zurück und sendet einen Boten zu den Elfen, aber einen, der nicht weiß, was im Gasthaus vorgefallen ist. Der kann auch nichts verraten. Wir müssen etwas über den Fürsten erfahren. Und macht euch auf das Schlimmste gefasst.«
Als Wito wieder zu sich kam, drang Tageslicht durch die zahllosen Ritzen. Er fühlte sich matt. Skerna und Darnamur waren bereits wach, während Werzaz still dalag, ein mit einer Kette umwickelter Sack, aus dem nur zwei bestiefelte Füße herausschauten. Wito sah Daugrula an, die mit einer unentschlossenen Geste antwortete, halb Achselzucken, halb Kopfschütteln.
Wito rutschte ein wenig an die Wand zurück und lehnte sich an. Nicht weit von ihm saß eine Spinne im Schatten einer vorstehenden Latte. Vorhänge aus Licht schnitten durch die rissigen Wände und verbargen das Tier hinter milchigen Schleiern. Einzelne Fäden glitzerten in der Sonne, doch die Umrisse des Netzes waren schwer auszumachen.
Skerna und Darnamur hielten sich von der Wand fern, und als Wito ihnen zunickte, schüttelten sie nur den Kopf. Wito erwog, die Spinne zu erschlagen oder sie zumindest zu verscheuchen. Aber er befürchtete, dass er damit nur ihren Zorn erregte und sie in ein Versteck trieb, wo sie dann auf eine Gelegenheit warten würde, ihm aufzulauern.
Solange die Gnome groß waren, hatten sie nichts zu befürchten. Aber sie würden ihre kleine Gestalt annehmen müssen, um die Ketten abzustreifen.
Der Tag verstrich, und die Lichtstrahlen wanderten durch den Raum. Die Wache wurde abgelöst. Wito fragte sich, ob von der Nachtalbe überhaupt noch Anweisungen kommen würden oder ob sie schon aufgegeben hatte. Bei Tag sind wir ohnehin in einer schlechten Position, beruhigte er sich. Daugrula wird die Nacht abwarten.
Die Zeit kroch dahin, und die Gefährten schwiegen. Gegen Mittag brachten die Bitaner den Gefangenen etwas zu essen und zu trinken. Am Nachmittag wurde Werzaz wach, aber niemand kümmerte sich um ihn.
Der Goblin hatte Kopfschmerzen und Durst. Vermutlich brauchte er Hilfe. Er fluchte laut und derb, bis Daugrula ihn schließlich anherrschte:
»Still. Es
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