Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
rückwärts in die
Wohnung. Ein Kratzen.
KNALL!
Alex war so
weit zurück gewichen, dass er einen der vier großen Holzstühle umgerissen hatte.
Er schrie leise auf, wirbelte herum und sah den Schatten aus den Augenwinkeln.
Na super, jetzt
sehe ich schon in jeder Ecke Gespenster, dachte er während er mit gerümpfter
Nase die Maus beobachtete, die durch die offene Tür ins Freie huschte. Da erzählt
man mir von einem Schatten, der Pläne für unseren Untergang schmiedet und ich
drehe beim Anblick einer Maus gleich durch. Wieder knarrte es, als die Tür sich
leicht und kaum merklich bewegte. Ein leichter Luftzug strich durch die
schwarzen Haare des Jungen. Er verdrehte die Augen.
„Alexander,
bist du das?“, drang eine Stimme von Draußen herein.
„Ja Mum“,
antwortete dieser mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme leicht resigniert.
„Alex, Alex!“,
krähte da seine Schwester und kam ins Zimmer gestürmt, wuselte dreimal um ihn
herum, bevor sie vor ihm stehen blieb und ihn mit großen Augen ansah, die
genauso braun waren wie seine. Dabei wiegte sie den Kopf hin und her, sodass
ihre blonden Zöpfe nur so wippten. Alex lächelte, wobei er nur den rechten
Mundwinkel hochzog, und strich dem kleinen Mädchen über den Kopf.
„Wo kommst du
denn her, Naddy?“, fragte er mit gespielt ernster Stimme.
„Wir waren auf
dem Markt?“
„Wie so
früh?!“
„Jaaaaaa! Und
es war gaaanz toll! Mami hat Stoff für ein neues Kleid für mich gekauft.“
„Echt? Wow,
das musst du mir unbedingt zeigen wenn es fertig ist“, sagte Alex immer noch
lächelnd. Doch da war der Wirbelwind bereits an ihm vorbei und die Treppe
hinauf gesaust. Als er zehn war und seine Schwester gerade auf die Welt kam,
hatte er sie gehasst, er war sich vernachlässigt vorgekommen. Nun konnte er
sich ein Leben ohne diesen kleinen Wirbelwind kaum noch vorstellen.
„Morgen.“ Frau
Kliev war in den Raum getreten und betrachtete ihn von oben bis unten. Ihr Mund
sah dabei aus, als hätte sie gerade in eine Zitrone gebissen. Was der ohnehin
nicht mehr jungen Elfin ein sehr altes Aussehen verlieh. Alex unterdrückte nur
mit größter Mühe ein Augenrollen.
„Was machst du
denn um diese Zeit schon wieder hier? Ich dachte der König wollte dich sprechen,
was wollte er von dir?“ Wie befürchtet begann die Fragerei sofort. Seine Mutter
war so neugierig, dass sie nicht einmal ihre Einkäufe abstellte, sondern in der
Tür stehen blieb und ihn nun doch erwartungsvoll ansah. Alex ließ sich
resigniert und genervt auf einen Küchenstuhl sinken. Neuigkeiten vom König, das
war ein Gesprächsthema, das die Reichen immer interessierte, etwas mit dem sie
prahlen und sich trotz Armut beliebt machen konnte. Da konnte sie sogar
vergessen, dass sie ihren Sohn nicht besonders schätzte und sonst stets über
ihn klagte. Obwohl sie ihre Neugier gut hinter einer gelangweilten,
herablassenden Miene verstecken konnte, musste Alex feststellen. Doch er wusste
es besser. Sie war Stolz darauf alles aus erster Hand zu erfahren, was nicht unbedingt
hieß, dass sie die Informationen detailgetreu weitergab. Da wurde oft hier und
da etwas weggelassen oder ein zwei Worte hinzugefügt, um sich wichtiger zu
machen. Genau dieser Punkt brachte Alex oft zur Weißglut und so war es schon
einige Male vorgekommen, dass die Beiden aneinander gerieten.
„Och nichts
Besonderes“, sagte er gedehnt.
„Nun komm,
erzähl es deiner Mutter!“ Mittlerweile war die rundliche Elfin hereingekommen
und hatte die Einkaufskörbe mit solcher Wucht auf dem Tisch abgestellt, dass einige
Orangen und Äpfel heraus hüpften und über den Tisch kullerten. Automatisch fing
Alex sie auf.
„Nun erzähl
schon“, forderte sie ihren Sohn auf und ihre Augen leuchteten vor Neugierde und
straften ihre gelangweilte Stimme Lügen. Eins war sicher, wenn sie Alex jetzt
eine Antwort entlocken konnte würde innerhalb einer Stunde jeder in Maravilla Bescheid
wissen.
„Es war nichts
Wichtiges. Ich soll etwas besorgen, dass war’s.“ Er sah deutlich die Miene
seiner Mutter, die verriet, dass sie ihm nicht glaubte, aber sie schwieg und
wartete auf weitere Erläuterungen. Als keine kamen, keifte sie: „Nun raus mit
der Sprache! Was ist los? Wag es nicht mich anzulügen! Was glaubst du
eigentlich wer du bist?!“
Alex sah sie
nur wortlos an, drehte sich dann um und ging die Treppe hinauf.
„Alexander Jan
Kliev ich rede mit dir! Bleib gefälligst hier!“, schrie seine Mutter ihm hinterher
und die Wut in ihrer
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