Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
rasteten sie auch nicht in der Nacht, weil
sie ihr Ziel möglichst schnell erreichen wollten.
So kam es, dass
schon gegen Mittag des zweiten Tages die ersten Wipfel des Elben-Waldes in
Sicht kamen. Das Land wurde zunehmend hügeliger. Während sich die Ebene zu
Anfang kaum merklich wellte, wurden die Hügel nach einer Weile deutlich
steiler. Bald konnte man nicht mehr sehen, was hinter dem nächsten Hügel lag oder,
wenn man sich nicht gerade auf der Spitze befand, wie weit der Weg noch sein
würde. Die Jungen mussten ihr Tempo drosseln, bis sie irgendwann nur noch im
Schritt vorwärts ritten. Alles andere hätte zu sehr an den Kräften ihrer
Reittiere gezehrt.
„Lass uns noch
eine kleine Pause machen und etwas essen. Wenn wir gut sind, sind wir heute
Abend am Wald“, meinte James plötzlich.
In einem der
Hügeltäler saßen sie ab, nahmen die Pferde am Zügel und suchten sich einen
schattiges Plätzchen, wo sie sich niederließen.
Eine leichte
Briese kam auf.
„Endlich
Wind“, murmelte James und ließ sich rücklings ins Gras fallen.
„Hmm“,
murmelte Alex mit geschlossenen Augen. „Sag“, murmelte er dann schläfrig,
eindeutig erschöpft von dem langen Ritt. „Was genau erwartet mich? Tausend
Elben die sich auf mich stürzen? Gib zu, dass das der Grund ist, warum du in
den Wald willst, du willst mich loswerden.“ James lachte leise.
„Gar keine so
schlechte Idee. Aber wenn es dich beruhigt, das Volk im Gjeladewald ist
vergleichsweise klein. Es werden keine Tausend sein. Du solltest allerdings
versuchen, deine Zunge etwas im Zaum zu halten. Zum reinen Selbstschutz
versteht sich. Dann kann dir fast nichts passieren.“
„Jetzt bin ich
aber beruhigt“, war die gegrummelte Antwort darauf.
Die Minuten
verstrichen. Dann plötzlich riss er die Augen auf. Für einen Moment starrte er
einfach nur fassungslos, entsetzt in die Gegend, dann, ohne Vorwarnung, sprang
er auf, schrie und riss sein Schwert aus der Scheide. Doch er war zu langsam.
Mit einem ungeheueren Gebrüll, war ein Tier hinter dem Hügel hervorgesprungen
und hielt genau auf den jungen Krieger zu. Dieser hätte beinahe einen der Hufe
abbekommen und konnte sich gerade noch außer Reichweite retten, indem er sich blitzartig
zu Seite fallen ließ und sein Schwert hob. Knapp verfehlte er seinen Angreifer.
Er hörte das Sirren einer Sehne. Ein Pfeil sauste dicht an Alex’ Ohr vorbei. Das
Tier schrie laut, wütend, als hätte es nicht damit gerechnet länger als eine
Minute zu brauchen, um seine Opfer zu erledigen. Es stellte sich auf die
Hinterbeine und Alex, der gerade dabei war aufzustehen, musste sich wieder zur
Seite fallen lassen, um einem der Vorderläufe auszuweichen. Abermals hob er
sein Schwert und dieses Mal hatte er mehr Glück. Das Tier reagierte zwar unglaublich
schnell, aber es konnte sich anscheinend nicht entscheiden, ob es dem Schwert
oder dem Pfeil von vorne ausweichen sollte. Ein Fehler.
Es wurde von
Beiden getroffen. Mit einem Schmerzensschrei begann es zu bocken und auszukeilen,
schließlich fiel es zu Boden. Nur Sekunden später stand James über ihm. Er
hockte sich hin, betrachtete es ausgiebig, als sich das sterbende Tier plötzlich,
mit letzter Kraft noch einmal aufbäumte und James seinen langen Stoßzahn in die
Schulter bohrte. Dann brach es röchelnd zusammen, genau wie der Elb, der
aufstöhnte, das Gleichgewicht verlor und rücklings zu Boden taumelte.
Mit einem Satz
stand Alexander wieder auf den Beinen und im Nu war er neben seinem Begleiter.
„Kannst du
nicht aufpassen?!“, fragte er wütend und riss den am Bodensitzenden unsanft am
Arm hoch. Dieser stöhnte nur erneut und versuchte das leichte Wanken seiner
Beine in den Griff zu bekommen.
„Lass mich
doch! Ich bin die ganze Nacht durchgeritten, kann man nicht einmal in Ruhe ein
Nickerchen machen?“, versuchte er zu scherzen und untersuchte die Wunde, die
nicht gar so ernst war, wie gedacht. Doch der Schock über den Angriff war ihm
deutlich anzusehen. Keiner von Beiden hätte erwartet, dass sie bereits so früh
auf Gegenwehr und Angriffe stoßen würden. Er trank einen Schluck Wasser und
Farbe kam zurück in sein Gesicht, während er sich ein Stück Stoff gegen die
blutende Wunde presste.
„Anscheinend
nicht“, war die Antwort. Irritiert sah James auf, dann erst fiel ihm wieder
ein, dass er soeben eine ziemlich dumme Antwort auf eine ebenso dämliche Frage
gegeben hatte. Er sah zu Alex. Dieser war bereits dabei, das mittlerweile
wirklich tote Tier
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