Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
Gefühl abtun wollen, indem er sich
sagte, es handle sich wahrscheinlich nur um eine simple Magenverstimmung. Nun
wusste er, es war eine Warnung gewesen, eine Vorahnung oder besser noch: das
sichere Wissen das etwas geschehen war. Doch was um alles in der Welt war es?
Hatte sich etwas im dunkeln Reich getan, in der Stadt Sombras? Es gab so viele
Geschichten über diese Stadt, Geschichten, die von der letzten großen Schlacht
erzählten. Von der Schlacht der dunklen Königin Xavia und ihrer Anhänger gegen
den letzten freidenkenden Rest Aquesolars. Diese schwarze Königin hatte lange
Zeit in ihrer dunklen Feste gelebt, hatte sich schwarze Magie angeeignet und
den Plan gehegt, die Herrschaft des gesamten Landes an sich zu reißen. Und dazu
war ihr jedes Mittel recht gewesen. Mit Hilfe ihrer schwarzen Magie hatte sie
versucht das Volk zu versklaven und zwang es sich ihrer zu unterwerfen. Jedoch
hatte es immer noch einige wenige gegeben, die sich ihrem Einfluss entzogen,
sich nicht beirren ließen. Und in einem letzten Kampf, der beiden Seiten viel
gekostet hatte, wurde die dunkle Königin geschlagen. Ihr Traum, ihr Reich und
schließlich sie selbst, brachen zusammen. All jene die unter ihrem Bann
gestanden und nicht freiwillig zu ihr gehalten hatten, kehrten zurück. All dies
war jedoch vor Alex‘ Zeit gewesen, vor über achtzig Jahren. Seitdem befand sich
Sombras am Rand der Existenzkrise, die Königin war Vergangenheit, ihre
ehemaligen Anhänger zu schwach. Nein, Sombras konnte ihnen nicht gefährlich
werden. Doch was war es dann? Nun, er würde es gleich wissen.
Er verließ den
Marktplatz gänzlich und machte sich auf den Weg durch die nun etwas breiteren
Straßen. Zwar lag die Burg in der Stadt, doch auf Grund ihrer Lage am Meer war
sie nur von drei Seiten von Mauern und Häusern umgeben. Da sie direkt auf der
Klippe, ganz im Süden, stand, musste man die Stadt komplett durchqueren um die
Burg zu erreichen. Deshalb dauerte es eine Weile, bis Alex den Innenhof betrat.
Hier war es viel ruhiger. Das Plätschern des kleinen künstlich angelegten
Baches und das Zwitschern der Vögel waren zu hören und übertönten die jetzt
weit entfernt scheinende Menschenmasse. Alex blickte sich um. Es war niemand zu
sehen, der gesamte Hof war leer. Das irritierte ihn. Normalerweise hätte es
hier von Stallburschen, Mägden und Gehilfen nur so wimmeln müssen, aber
vielleicht war es einfach noch zu früh am Morgen. Die Stallburschen begannen
ihren Dienst fast immer erst mittags und Mägde und Köche waren sicherlich damit
beschäftigt das Frühstück für die Herrscher vorzubereiten. Vielleicht befanden
sie sich auch schon auf dem Markt, um die passenden Einkäufe zu erledigen. Also
kein Grund zur Sorge.
Langsam ging
er die breite steinerne Portaltreppe hinauf. Oben angekommen blickte er sich
noch einmal um. Alles war wie immer. Die hölzerne Tür in der Mauer, die den
Innenhof vom Rest der Stadt trennte und dadurch immer eine ruhige Atmosphäre im
Innenhof herstellte. die aus Stein gehauenen Statuen, welche zwei der größten
Herrscher Maravillas darstellten und über die Burg wachen sollten, die Palmen,
der Bach, die Zitrusbäume, die unter anderem die Treppe säumten, wie stille,
grüne Wächter. Als er sich wieder dem silber-schwarzen Portal zuwandte,
streifte sein Blick die gläserne Verzierung am Treppengelände. Ein trauriges Lächeln
glitt über sein Gesicht, als er mit seinen Fingern vorsichtig darüber strich,
bevor er sich endgültig umdrehte und sich wieder dem Portal zuwandte. In
Gedanken sah er die Gesichter höfischer Besucher vor sich, die bei dem Anblick
des Innenhofes stutzten, wenn sie ihn das erste Mal sahen. Zugegebenermaßen,
die verschiedenen Kombinationen aus Stein, Glas, Holz und Eisen wirkten anfangs
kurios. Doch beim genauen Betrachten bildete alles zusammen eine Einheit, die
eine unglaubliche Faszination auslöste. Eine geradezu umwerfende Schönheit ging
von dem Platz aus, eine Schönheit, die nicht zu dem Ereignis passte, aus dessen
Grund sie entstanden war. Der Hof war als Andenken an jemanden errichtet
worden. Als Andenken an die Prinzessin von Maravilla. Trauer machte sich in dem
Jungen breit, als er sich an den Tag vor knapp acht Jahren erinnerte. Er war
dabei gewesen, er war zwölf und die Prinzessin erst zehn Jahre alt, als... Er
ermahnte sich still, aufzuhören daran zu denken. Für solche Gedanken war jetzt
keine Zeit. Ein letztes Mal noch pustete er sich die schwarzen Haare aus dem
Gesicht,
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