Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
Stimme war nicht zu überhören.
Am oberen Ende
der Treppe angekommen wandte er sich zur linken Seite, auf der sein Zimmer lag.
Dabei fiel sein Blick auf die kaum merklich offene Tür auf der anderen Seite,
das Zimmer seiner Mutter und Schwester.
„Naddy geh
runter zu Mama“, sagte er, als ihn zwei große Augen anstarrten.
„Ist Mama
böse?“
„Nur ein
bisschen.“
„Sie hat dich
wieder angeschrien. Warum schreit sie dich immer an?“ Ein trauriges Lächeln
huschte über das Gesicht des Jungen, als sich die Tür ganz öffnete und
Nathalia, wie sie richtig hieß, heraus trat. Erst jetzt bemerkte Alex, dass sie
Tränen in den Augen hatte. Er hockte sich hin und sah sie an. „Was ist los,
hmm?“
„Gehst du
weg?“, war die schluchzende Antwort.
„Nicht für
lange“, sagte er und nahm sie in den Arm. Sie schlang ihrerseits die Arme um seinen
Hals und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter.
„Warum musst
du weg?“, nuschelte sie schluchzend.
„Ich habe eine
Kleinigkeit zu erledigen.“
„Warum musst
du weg?“, quengelte sie.
„Ach Naddy… es
ist doch nicht für lange.“
„Versprochen?“
„Versprochen!“,
und mit diesem Worten drückte er das kleine Mädchen noch einmal an sich bevor
er sie gänzlich losließ, aufstand und in sein Zimmer ging.
Er widerstand
dem Drang sich auf sein Bett zu werfen und öffnete die Tür eines großen Eichenholzschrankes.
Viel war nicht darin, aber viel würde er auch nicht mitnehmen können. Er griff
nach einem dicken Mantel, einer weiteren Hose und ein paar anderen
Kleidungstücken die er für wichtig hielt und schmiss diese auf das Bett.
Suchend sah er sich im Zimmer um, bis er seinen Umhang in einer der hinteren Ecken
entdeckte und warf diesen ebenfalls zu den anderen Sachen. Nachdem er sein
Schild, auf dem das Wappen Maravillas eingraviert war (eine blühende Rose, die
sich mit einem langen Schwert kreuzte), geputzt und einige Dolche überprüft
hatte, stand er auf und sah sich um. Mehr würde er nicht mitnehmen können. Noch
etwas zu Essen und Trinken, welches er jedoch erst am nächsten Morgen aus der
Küche holen würde, und fertig. Er überprüfte noch die Klinge seines Schwertes
und beschloss sich in den Stall zu begeben um die benötigten Reitsachen
zusammen zu suchen.
Seine Mutter
funkelte ihn nur böse an, als er den Wohnraum durchquerte, doch er ignorierte
dies.
Aufbruch
Es war noch dunkel, als es Zeit
war aufzubrechen. Leise stand Alexander auf. Er hatte die ganze Nacht so gut
wie gar nicht geschlafen, tiefe Ringe lagen unter seinen Augen. Er zog sich an,
gurtete sein Schwert und schnappte sich seinen Beutel. So leise er konnte
schlich er die Treppe hinunter. In der Küche angekommen griff er nach der
Wasserkaraffe und füllte sich einen Schlauch Wasser ab. Gerade wollte er sich
etwas Essbares suchen, als es hinter ihm raschelte. Seine Mutter war hinter ihn
getreten. In ihren Augen lag etwas, dass Alex nicht beschreiben konnte, etwas,
dass er noch nie bei ihr gesehen hatte.
„Ich, ich habe
schon ein paar Sachen zum Essen gepackt“, murmelte sie und wirkte dabei
verlegen, jedenfalls blickte sie ihm nicht in die Augen. Im ersten Moment
glaubte Alex ihr nicht. Erst als sie ihm ein Bündel reichte wurden seine Augen
groß vor Überraschung. Er wusste nicht wie er reagieren sollte, so etwas hatte
sie noch nie für ihn getan, soweit er sich entsinnen konnte.
„Danke“, war deshalb
das Einzige was er sagen konnte. Er nahm das Bündel, das ihm seine Mutter
reichte entgegen und öffnete es. Ein Laib Brot, sowie einige Äpfel und ein
Stück Hartkäse lachten ihm entgegen. Er knotete das Packet wortlos wieder
zusammen, packte es in den Beutel und schulterte diesen.
„Na dann…“, er
winkte zum Abschied und öffnete die Tür.
„Warte!“ Plötzlich
kam seine Mutter auf ihn zu und schloss ihn völlig unerwartet in ihre Arme.
Langezeit war nichts zu hören außer ihr Schluchzen. „Du wirst wieder kommen,
oder? Versprich es!“, sagte sie mit Tränen in den Augen und schüttelte ihren Ältesten
wie um ihre Worte zu bekräftigen. Dieser war nun gänzlich perplex und wusste
nicht was er tun sollte. Vorsichtig legte er die Arme um seine Mutter und
klopfte ihr sanft auf die Schulter.
Dann riss er
sich zusammen, nickte kurz, immer noch fassungslos. Schließlich schob er sie
behutsam aber entschlossen von sich weg, sah sich noch ein letztes Mal im Raum
um. „Grüß Naddy“, war das Letzte was er sagte, bevor er ging. Die Tür schlug
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