Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
Vom Netzwerk:
Verteidi gung nicht die effektivste war.
    Ab und zu allerdings sah ich aus dem Augenwinkel ein oran gefarbenes Flackern, hörte entsetzliches Geschrei und wuss te, dass Vlad noch lebte. Weit wichtiger allerdings war mir die Stimme mit dem britischen Akzent, die ich von Zeit zu Zeit über die Geräusche von Tod und Verderben hinweg hören konnte, wie sie uns anfeuerte und die Kreaturen verhöhnte.
    Auch Bones lebte noch. Wer sonst noch in meiner Nähe war, wusste ich nicht.
    »Rückzug, Rückzug!«, brüllte jemand. Die Kreatur vor mir wurde plötzlich in der Mitte durchgehackt. Zwischen den bei den Hälften kam Bones zum Vorschein. Beinahe hätte ich ihn nicht erkannt, und er musste mein Schwert packen, um zu ver hindern, dass ich ihm den Kopf abschlug.
    »Komm mit«, knurrte er. Er zerrte an meinem Arm und ließ ihn dann wild fluchend sinken. »Verdammte Scheiße, warum hast du nicht um Hilfe gerufen?«
    Ich wusste nicht, was er meinte, und diskutieren hätte nichts genützt, weil er mich schon mit einem Arm an seine Brust ge drückt hatte und mit dem anderen verbissen auf alles einschlug, was sich uns in den Weg stellte. Meine Füße baumelten knapp über dem Boden und schwangen bei jedem Schritt, als er mich mit sich schleppte und ich Übelkeit in mir aufsteigen spürte.
    Schließlich lichtete sich der Nebel um mich herum ein wenig, und als wir ins Haus kamen und schnurstracks in den Keller hinabstiegen, konnte ich endlich wieder klar sehen.
    Drinnen war alles kurz und klein geschlagen. Ich war ver wirrt, schließlich hatte der Kampf draußen stattgefunden, aber dann dämmerte es mir. Da Annette, Tick Tock und Zero nicht gewusst hatten, wonach sie suchen sollten, hatten sie einfach al les dem Erdboden gleichgemacht. Selbst die Möbel hatten sie zu Kleinholz verarbeitet. Die noch lebenden Vampire und Ghule hasteten in den Trümmern umher und wehrten die unablässig eindringenden Zombies ab. Das Haus verfügte über drei un terirdische Stockwerke mit nur zwei Eingängen. Definitiv ein Vorteil. Der Nachteil war, dass wir darin eingeschlossen waren.
    Bones übergab mich an Tate, der zwischen den blutüber strömten Gestalten aufgetaucht war. »Bring sie ins dritte Un tergeschoss«, befahl Bones knapp und machte kehrt. »Ich muss unseren Rückzug decken.«
    »Bones, nein!«, protestierte ich, aber weder er noch Tate kümmerten sich darum. Tate hatte sich bereits umgedreht und rannte mit mir die Treppe hinunter. Er drängte sich an allen möglichen Leuten vorbei und murmelte dabei immer wieder etwas, das sich anhörte wie »dein Arm, dein Arm«.
    Als wir schließlich durch eine Tür kamen, starrten uns da hinter mehrere ängstliche Gesichter an. Die Kids, dachte ich. Sie haben Angst. In der Werbebroschüre für angehende Blutspen der stand wohl nichts von derartigen Vorkommnissen.
    »Macht Platz«, herrschte Tate die jungen Leute an, und sein Aussehen oder sein Tonfall brachte sie dazu, umgehend zu ge horchen. Sie drängten sich aneinander, während Tate mich auf den Fußboden legte und ein Messer hervorzog.
    »Lass mich, ich muss wieder raus ...«, rief ich und verstumm te dann. Oh. Kein Wunder, dass die beiden mich so angesehen hatten.
    »Gib mir ein bisschen Blut von dir, wenn du's verschmerzen kannst«, sagte ich, während ich meinen Arm in Augenschein nahm. Besser gesagt das, was noch davon übrig war. Immer der linke, dachte der nüchterne Teil von mir finster. Erst sengt Max ihn mir an, und jetzt das. Wenn er reden könnte, würde er mir wohl einige Vorhaltungen machen.
    Ein paar Bänder hatten zäh durchgehalten, aber der größte Teil war bis auf den Knochen abgenagt. Jetzt sehe ich selbst aus wie ein Zombie, dachte ich. Manche hatten Gliedmaßen, die meinem Arm durchaus nicht unähnlich waren.
    »Die Heilung wird wehtun«, krächzte Tate, während er sein Messer und meine Lippen an seine Kehle presste. »Nimm einen ordentlichen Schluck. Ich kann wieder auftanken.«
    Unter normalen Umständen hätte ich nicht von ihm getrun ken, nicht den kleinsten Schluck, aber die Umstände waren eben nicht normal. Es kam nur darauf an, dass ich wieder kämpfen konnte, und zwar schnell, weil draußen so bald keine Pause an stehen würde. Das sagte ich mir auch vor, während ich die Zäh ne in Tates Hals schlug und immer wieder zubiss, um die Wun de offen zu halten.
    Tate stieß einen Laut aus, den ich lieber nicht näher ergrün den wollte. Ich hatte in dieser Hinsicht so meine Erfahrungen gesammelt. Kühles Blut füllte

Weitere Kostenlose Bücher