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Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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ja, dass ich gegen dich kei ne Chance habe. Ich liebe dich, Kätzchen. Nichts auf oder unter der Erde kann daran etwas ändern.«
    Ich hatte keine Zeit, etwas darauf zu erwidern, aber das war auch nicht nötig. Jede Faser meines Körpers schrie ihm meine Liebe entgegen, als er sich mit lauter Stimme an die vier Dut zend Leute wandte, die jetzt ebenfalls ihre Schwerter zogen.
    »Patra hat das Grab auf uns gehetzt, meine Freunde. Lasst uns die Geste mit gleicher Herzlichkeit erwidern!«
    Mit gemessenen, tödlich entschlossenen Schritten trat Bones einer Horde der schaurigen Angreifer entgegen. Vier Dutzend gegen Hunderte und Aberhunderte? Ich wusste, wie unsere Chancen standen, genau wie alle anderen, die jetzt zu ihren Schwertern griffen und wie ich mit ihm vorrückten.

    »Wir sind nicht hilflos.« Bones' Stimme hatte noch nie be herrschter geklungen. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt, sein Tonfall wäre heiter. »Oft im Leben waren wir machtlos, aber nicht heute Nacht. Wir können uns frei ent scheiden, wie wir sterben wollen. Im Leben wart ihr vielleicht ohnmächtig, aber jetzt seid ihr Herr des Augenblicks. Ich jeden falls werde dieser Beleidigung auf eine Art und Weise begeg nen, dass alle, die heute nicht an meiner Seite waren, es bitter bereuen werden!«
    Am Ende stieß Bones ein Gebrüll aus, in das alle anderen einfielen. Bebend vor Rachdurst standen wir in der vormit ternächtlichen Kälte, und plötzlich fror ich nicht mehr. Auch meine Angst war verflogen. Ich hatte dem Tod schon zuvor ins Auge geblickt, verdammt, ich hatte ihn sogar gesucht. Heute Nacht hatte ich Seite an Seite mit Bones die Chance, jede falsche Entscheidung, jeden Augenblick der Feigheit und alle schmerz vollen Jahre aus meinem Leben zu tilgen. Nur das Jetzt zählte.
    In diesem Augenblick wurde ich, was ich schon immer hatte sein wollen. Stark. Furchtlos. Loyal. Jemand, auf den sogar ich stolz sein konnte.
    Die erste Kreatur sprang mich an, und ich zog mein Schwert, mein Haar flog, während ich auswich und auf das Wesen ein hackte. Ein grüner Schein traf sein deformiertes Gesicht, und da lachte ich, wild und glücklich.
    »Siehst du das? Meine Augen leuchten, und ich werde dir zeigen, was ich sonst noch drauf habe ...«
    Meinen ersten Kampf auf Leben und Tod hatte ich im Alter von sechzehn Jahren ausgestanden. Damals hatte ich nichts als ein silbernes Kreuz mit einem schmalen Dolch daran gehabt und nicht einmal gewusst, ob man damit überhaupt einen Vampir umbringen konnte. Aber es hatte funktioniert, und seither war das Töten meine Mission. Seit diesem ersten Kampf hatte ich Hunderte überstanden, aber keiner, wirklich keiner war mit die sem hier zu vergleichen.
    Gott sei Dank war es draußen dunkel. Durch ihre leuchtend grünen Augen konnte man die Vampire von den Zombies un terscheiden, die immer noch in Scharen aus den Wäldern ge strömt kamen. Die Ghule waren etwas schwerer zu erkennen; man macht sich ja keine Vorstellung, wie schlecht man sieht, wenn einem andauernd Blut, Fleisch und verrottende Körper teile vor den Augen herumfliegen. Und die abgehackten Kör perteile waren überall; widerliche Fleischstücke krochen über den Boden, abgetrennte Finger hefteten sich einem wie Blut egel an den Körper oder hingen noch an den Monstern, die aus den Wäldern geströmt kamen.
    Ich war im Blutrausch, hackte auf alles ein, was in meiner Nähe war. Inzwischen war ich innerlich völlig abgestumpft, so dass ich meine Verletzungen gar nicht bemerkte. Überall hatte ich Bisswunden - an Armen, Schultern, Beinen. Ich war mir nicht mal mehr sicher, ob ich überhaupt noch Kleider am Leib trug; ich sah nur noch rot, sowohl vor Wut als auch wegen des Blutes, das ich ständig in den Augen hatte. Auch dabei halfen mir die grün leuchtenden Augen meiner Gefährten. Wenn ich sie sah, wusste ich, dass ich nicht allein war. Denn allein kam ich mir vor, zwischen all diesen wahnsinnigen Zombies und den Schreien, die zur konstanten Geräuschkulisse geworden waren, während ich wieder und wieder das Schwert auf die unbesieg bar scheinende Armee der lebenden Toten niedersausen ließ.
    Vlad hatte uns gegenüber einen Vorteil. Wenn er genug Zeit hatte, konnte er sich einen Zombie schnappen und ihn in Flam men aufgehen lassen. Die Betreffenden rannten dann herum wie makabre Fackeln, jedenfalls das, was von ihnen übrig war.
    Damit der Trick funktionierte, musste er sie allerdings eine Weile festhalten, was bedeutete, dass seine Art der

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