Gefährtin der Dämmerung
bewusstlos schlägst und in den Heli steckst, fange ich wieder an, Vollzeit zu arbei ten. Und dann nehme ich Aufträge an, die dein Haar noch wei ßer werden lassen, als es schon ist.«
Bones gab mir einen schnellen, leidenschaftlichen Kuss.
»Verdammtes Weibsstück. Hast wohl selbst ein bisschen Ge dankenlesen gelernt, was? Also schön, schnall dir die Waffen um und zieh dir was anderes an. Dein Sweatshirt ist zu weit, darin kannst du dich nicht bewegen.«
Ich zog es einfach aus, sodass ich nur noch in BH, Joggingho se und Turnschuhen dastand. Es war keine Zeit mehr, um nach oben zu laufen und ein geeigneteres Oberteil zu holen. Mit ei ner Geschwindigkeit, wie nur viel Übung sie mit sich bringt, fing ich an, mir die Bein-, Hüft- und Armscheiden mit den Sil bermessern anzulegen.
»Du hörst mir überhaupt nicht zu, oder?«, fragte mich Bones, als er mir ein Schwert reichte. »Nimm auch eines von denen mit, wir wissen schließlich nicht, mit wem wir es zu tun be kommen, und Silber funktioniert vielleicht nicht. Du wirst zum Eiszapfen, wenn du so rausgehst, Kätzchen.«
»Sollte das im Augenblick nicht dein geringstes Problem sein?« Ich sagte es mit einem Auflachen, das eher angestrengt als heiter klang. »Jetzt kann ich mich wenigstens ungehindert bewegen, das ist die Hauptsache.«
»Stimmt.« Bones zog sich ebenfalls das Sweatshirt aus und warf es zu meinem auf den Boden. Die meisten Vampire und Ghule taten es ihm gleich. Nackte Oberkörper glänzten im Licht des Kronleuchters, als alle ihre Waffen anlegten. Die ganze Zeit über hörte man die Fußtritte näher kommen.
Mencheres kam nach unten. Ich sah ihn erst jetzt, aber er hatte offenbar auch mitbekommen, was da im Gange war, denn er war praktisch völlig mit Waffen zugepflastert.
»Los raus, wir verteilen uns ums Grundstück und ziehen uns wenn nötig weiter zurück«, sagte Bones. »Zero, ruf die Sterb lichen zusammen und bring sie in die Arrestzellen, da sind sie am sichersten. Wenn sich jemand weigert, dürft ihr gern hand greiflich werden, insbesondere bei ihrer Mutter.«
Ich hätte zu einer scharfen Erwiderung ansetzen können, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. In geordneten Reihen gingen wir nach draußen und bezogen ums Haus herum Stellung. Jetzt verständigten wir uns nur noch mit Handzei chen, alles lief zügig ab. Jeder Militärführer hätte sich glücklich geschätzt, eine solche Truppe befehligen zu dürfen. Anderer seits hatten die Untoten ja auch schon einige Feldherren über lebt, und Übung macht bekanntlich den Meister.
Der eisige Wind ließ mich frösteln. Ja, es war bitterkalt, aber das würde mich nicht umbringen, und über Unterkühlung brauchte ich mir auch keine Sorgen zu machen. Immerhin war ich eine Halbvampirin, sodass mein Blut gar nicht gefrieren konnte. Was mich allerdings nicht davon abhielt, mir zu wün schen, ich könnte der Kälte genauso unbekümmert trotzen wie meine Gefährten. Vampire und Ghule mochten kaltes Wetter zwar nicht, aber ich war die Einzige, deren Zähne klapperten.
»Alles in Ordnung, Süße?«, erkundigte sich Bones, ohne da bei den Blick von den Bäumen vor sich abzuwenden. Wir stan den jetzt direkt vor dem Haus.
Ich presste die Kiefer aufeinander, damit das Geklapper auf hörte. »Das gibt sich, wenn wir erst angefangen haben.«
Neben mir nahm ich eine Bewegung wahr. Tate drängte Spade beiseite und trat wortlos neben mich.
»Lass ihn«, mischte sich Bones ein, als Spade ihn wieder zu rückdrängen wollte. »Er ist hier in seinem Element.«
Was Tate darauf erwidern wollte, würde ich nie erfahren. Er hatte schon den Mund geöffnet... da traten die ersten der mys teriösen Gestalten zwischen den Bäumen hervor, sodass ihm das Wort auf den Lippen erstarb. Bones erstarrte, wurde kalt und hart wie die Eiszapfen am Dach. Spade stieß ein leises Zischen aus, und irgendjemand murmelte etwas, das sich wie ein Gebet anhörte.
»Allmächtiger«, flüsterte ich, und der kalte Schauder, der mich jetzt packte, war von ganz anderer Art. »Was ist das?«
Mencheres antwortete. Er war hinter uns getreten und hatte die Stimme erhoben, damit man sie trotz des plötzlichen Knur rens der Kreatur hören konnte, die in diesem Augenblick mit schnappenden Kiefern unter schauderhaften, halb verrotteten Lippen auf uns zuzurennen begann.
»Das«, antwortete er, »ist das Grab.«
3 o
In alten Filmen wirkten Zombies fast lächerlich. Die neueren trafen sie schon besser - die schauderhaft aus dem
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