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Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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ich vor. Ich war da ran gewöhnt, bis spät in die Nacht wach zu sein. Das Leben als Halbvampirin hatte so seine Eigenheiten.

    Don warf mir einen erschöpften, aber entschlossenen Blick zu. »Ich spreche wohl im Namen aller, wenn ich sage, dass ich auf jeden Fall bleiben werde.«
    Brummelnd pflichteten ihm die anderen bei. Ich zuckte er geben mit den Schultern und wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu.
    Bones erhob sich. Eine andere Vorwarnung gab es nicht. Plötz lich bäumte Tates eben noch regloser Körper sich auf. Er riss die Augen auf, jeder Muskel stemmte sich gegen die Fesseln, die ihn hielten, und der Schrei, der aus den Lautsprechern drang, klang so schauderhaft animalisch, dass ich auf meinem Stuhl hochfuhr.
    »Jesus Christus«, murmelte Don, der mit einem Mal gar nicht mehr schlapp wirkte.
    Tates Gebrüll steigerte sich bis ins Unerträgliche. Trotz der wilden Kopfbewegungen, mit denen er gegen seine Fesseln an kämpfte, sah ich in seinem geöffneten Mund deutlich ... Fang zähne aufblitzen, während er immer weiter schrie wie am Spieß.
    Bones hatte gesagt, junge Vampire würden rasend und be sinnungslos vor Durst erwachen. Davon konnte ich mich jetzt selbst überzeugen. Tate schien nicht zu wissen, wo oder wer er war. Als seine Augen hektisch den kleinen Raum absuchten, in dem er gefangen war, konnte man darin nichts mehr von seiner früheren Persönlichkeit erkennen.
    Bones bekam von dem emotionalen Aufruhr nichts mit, der in mir tobte, als ich meinen Freund in einer solchen Verfassung sah. Er ging zum Kühlschrank, entnahm ihm ein paar Blutkon serven und näherte sich damit Tate.
    Ich konnte nicht hören, was er sagte, weil Tates Schreie seine Worte übertönten. Allerdings sah ich, dass Bones' Lippen sich bewegten, als er einen der Beutel direkt in Tates weit aufgeris senen Mund fallen ließ. Was sagte man wohl in so einer Situa tion? Fressi, Fressi, vielleicht? Oder wohl bekomm'sl War auch egal. Tate trank nicht aus dem Beutel... er zerfetzte ihn, bis sein ganzes Gesicht voller Blut war und er mit seinen schnappenden Kiefern eher wie ein großer weißer Hai als wie ein Mensch wirkte. Ungerührt zupfte ihm Bones die Plastik fetzen vom Gesicht, vermied es geschickt, mit seinen Fingern zwischen Tates Zähne zu geraten, und ließ dann einen zweiten Beutel in dessen Mund fallen. Er erlitt das gleiche Schicksal wie der erste.
    Verstört wandte ich den Blick ab, was absurd war, weil Bones mir erklärt hatte, was auf mich zukommen würde. Doch es war etwas anderes, das mit eigenen Augen zu sehen. Zu meiner Rechten wandte auch Juan seinen Blick vom Bildschirm ab. Er rieb sich die Schläfe.
    »Er ist noch immer derselbe.«
    In der plötzlichen Stille, die entstanden war, als Tate sein Ge brüll unterbrochen hatte, um schlürfend das Blut einzusaugen, klang Daves Stimme sehr leise. Mit einem Nicken wies Dave auf den Bildschirm.
    »Ich weiß, dass es schwer zu glauben ist, wenn man ihn so sieht, aber das da drinnen ist immer noch Tate. Es geht vorüber.
    Bald ist er wieder der Alte.«
    Gott, wie sehr ich ihm glauben wollte. Im Grunde wusste ich auch, dass meine Zweifel unbegründet waren, doch im Augen blick jagte mir Tate mehr Angst ein als der mordlustigste Vam pir, dem ich je begegnet war. In Wahrheit war ich wohl doch nicht darauf vorbereitet gewesen, meinen Freund so zu sehen, auch wenn ich es geglaubt hatte.
    Fünf Blutkonserven mussten dran glauben, bevor das irre Funkeln aus Tates Augen verschwand. Die ersten beiden hatte er so gierig zerschreddert, dass der größte Teil des Inhalts auf seinem Gesicht und seinen Schultern statt in seinem Mund ge landet war. Als er Bones, blutüberströmt, wie er war, einen Blick zuwarf, schien endlich Erkenntnis in seinen Augen aufzufla ckern.
    »Es tut weh«, waren seine erste Worte.
    Mir traten die Tränen in die Augen, als ich hörte, wie heiser und traurig seine Stimme klang. So viel Verzweiflung lag in diesem kurzen Satz.
    Bones nickte. »Das wird schon, Alter. Was das betrifft, musst du mir einfach vertrauen.«
    Tate sah an sich hinab und leckte alles Blut auf, an das er he rankam. Dann hielt er inne - und starrte direkt in die Kamera.
    »Cat.«
    Ich beugte mich vor und drückte den Knopf, mit dem sich die Gegensprechanlage einschalten ließ.
    »Ich bin hier, Tate. Wir sind alle hier.«
    Tate schloss die Augen. »Ich will nicht, dass du mich so siehst«, murmelte er.
    Scham über meine spontane Reaktion machte meine Stim me kratzig, als ich

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