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Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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hast recht. Jeder in diesem Raum, der einen Puls hat, fängt allmählich an, richtig appetitlich zu riechen. Okay. Zurück in die Box, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.«
    Er rauschte an mir vorbei aus dem Zimmer und nahm noch einen langen, tiefen Atemzug. »Du riechst nach Milch und Honig, Cat. Ich werde versuchen, die ganze Nacht wei terzuatmen, für den Fall, dass noch etwas von deinem Duft an mir hängt.«
    Oh Scheiße. Warum musste er solche Sachen sagen?
    Tick Tocks Hand fuhr zu dem Messer an seinem Gürtel. Zero stellte sich vor mich und wäre mir dabei fast auf die Zehen ge treten. Rattler schüttelte nur den Kopf.
    »Du wirst ein zweites Mal sterben, wenn du weiter so redest, Junge.«
    Tate warf ihm einen kühlen Blick zu. »Jetzt hab ich aber Angst.« Und damit machte er sich auf zu den Fahrstühlen ins tiefste Untergeschoss, in dem seine Arrestzelle lag.

    Ich räusperte mich. »Na ja. Dann hätten wir ja alle Peinlich keiten umschifft.«
    Annettes Mundwinkel zuckten. »Könnte ich kurz mit dir re den, bevor ich Tate Gesellschaft leiste?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Klar. Was gibt's denn?«
    Sie warf einen Blick in die Runde. »Unter vier Augen.«
    »Na gut. Wir gehen in mein neues Büro.«
    Meine drei Beschützer machten keine Anstalten, uns zu fol gen. Offenbar hielten sie Annette für ungefährlich. Sie wussten eben nicht, dass ich von allen hier Anwesenden am ehesten mit ihr Streit bekommen könnte.
    Als ich die Tür schloss, tat ich es nur, um den Anschein von Privatsphäre zu erwecken. Untote Lauscher konnte ich ohnehin nicht abhalten.
    »Okay, was liegt an?«
    Annette ließ sich in einem der beiden Sessel nieder. »Crispin lässt dich zu Recht außen vor, Cat. Auch wenn du ihm das of fensichtlich übel nimmst.«
    Ich verdrehte die Augen. »Jetzt fang du nicht auch noch da von an.«
    Sie sah mich an. »Ich war vierzehn, als ich gegen meinen Wil len mit dem boshaftesten und widerlichsten Mann verheiratet wurde, der mir je untergekommen war ... bis dahin jedenfalls.
    Am dritten Abend befahl Abbot, so hieß er, eines der Zimmer mädchen zu uns ins Bett. Als ich mich ihm verweigerte, schlug er mich. Danach habe ich nie mehr Widerworte gegeben, wenn er eine Frau mit in unser Schlafgemach brachte. Ein paar Jahre später lud eine Herzogin, Lady Genevieve hieß sie, Abbot und mich zu sich auf ihren Landsitz ein, während ihr Mann bei Hofe war. Sie betäubte Abbot, und als er schlief, sagte sie mir, sie hät te eine Überraschung für mich. Es klopfte an der Tür, und ein junger Mann trat ein. Du kannst dir sicher denken, wer er war.«

    »Muss ich mir das anhören?«, unterbrach ich sie. »Das mag ja objektiv gesehen ganz interessant sein, aber ich will mir keine schlüpfrigen Anekdoten mehr über Bones und dich anhören.«
    Sie winkte ab. »Ich will auf etwas Bestimmtes hinaus. Crispin und ich waren beide Opfer äußerer Umstände, verstehst du?
    Nur Könige konnten sich damals scheiden lassen, und Frauen waren nichts anderes als Gebärmaschinen. Ich wurde schwan ger, von wem, weiß ich nicht, weil ich sowohl mit Crispin als auch mit Abbot geschlafen hatte, aber als ich niederkommen sollte, weigerte sich Abbot, eine Hebamme zu holen. Es war eine Steißgeburt, ich bin fast verblutet, und mein kleiner Sohn wurde von seiner eigenen Nabelschnur erdrosselt.«
    Mein Ärger verflog. Selbst nach über zweihundert Jahren war der Schmerz in Annettes Stimme unüberhörbar. »Das tut mir leid«, sagte ich aufrichtig.
    Sie nickte. »Durch die Totgeburt wurde ich unfruchtbar und war monatelang krank. Crispin päppelte mich heimlich wie der auf. Bald darauf wurde er wegen Diebstahls verhaftet. Lady Genevieve arrangierte für mich ein geheimes Treffen mit dem Richter. Ich konnte ihn dazu bringen, Crispin nicht zu hängen, sondern ihn stattdessen in die Kolonien nach Neusüdwales zu schicken. Nur so konnte ich mich für alles erkenntlich zeigen, was Crispin für mich getan hatte.«
    »Danke.«
    Das hatte ich noch nie zuvor zu Annette gesagt, aber jetzt war es überfällig. Ja, Annette und ich waren nicht besonders gut aufeinander zu sprechen, aber ohne sie - und Ian übrigens auch - hätte Bones das achtzehnte Jahrhundert nicht überlebt.
    »Neunzehn elende Jahre vergingen. Eines Nachts klopfte es an der Tür unseres Schlafgemachs. Abbot öffnete und wurde rückwärts durch die Luft geschleudert. Der Eindringling streif te die Kapuze ab, und da stand Crispin und sah keinen Tag älter aus als bei unserer

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