Gefährtin der Dämmerung
an den von mir eingepackten Blutkonserven bediente. Er war gerade auferstanden. Bei ihm im Wagen wa ren fünf Vampire, drei davon Meister. Nein, er würde nirgend wohin gehen.
»In den Keller«, antwortete Bones. »Der ist befestigt, und Tick Tock, Dave und Rattler können ihn abwechselnd bewachen.
In einer Woche ist er wieder der Alte.«
Bis dahin war Juan eine Gefahr für jeden, der einen Puls hat te.
»Wir haben nicht genug Platz für alle.«
»Drei der Sofas lassen sich ausziehen, und die anderen wer den mit ein paar Decken auf dem Fußboden schlafen. Die haben schon Schlimmeres überlebt, glaub mir.«
»Wir sind es, die Probleme haben, und es ist unser Haus, also sollten wir auf dem Fußboden schlafen«, bemerkte ich. »Das ge bietet die Höflichkeit.«
Bones schnaubte. »In meinem eigenen Haus an Weihnach ten ? Wohl kaum.«
Ja, es war schon nach zwei Uhr nachts und daher offiziell Weihnachten. Das war nicht der romantische, ungestörte Abend, den ich geplant hatte, aber wir waren zusammen.
Ich beugte mich vor und küsste seinen Hals, ließ meinen Atem sein Ohr kitzeln. »Frohe Weihnachten«, flüsterte ich.
Bones stellte die Automatik auf Parken und hielt mich auf, als ich zurückweichen wollte. Seine Hand legte sich um meinen Nacken, und er bog mir mit einem so trägen, innigen Kuss den Kopf zurück, dass ich mir wirklich wünschte, wir wären allein.
Wir wurden von Ian unterbrochen, der ans Seitenfenster pochte.
»Wenn wir hier draußen in der Kälte warten sollen, während ihr hier drin rumknutscht, hätte ich auch heimfliegen können.«
Ich riss entrüstet den Mund auf, als meine Mutter angetrottet kam und flüsterte: »Gott sei Dank hat das mal jemand gesagt.«
Als mir die Ironie des Ganzen bewusst wurde, musste ich la chen. Meine Mutter war einer Meinung mit dem Vampir, der Max erschaffen hatte? Na, wenn das mal kein Weihnachtswunder war.
»Oh Verzeihung, Ian, habe ich etwa vergessen, dich um Er laubnis zu fragen, bevor ich meine Frau geküsst habe?«, schoss Bones zurück. »Wichser.«
»Rotzlöffel.«
Ian sprach das Schimpfwort mit einem leisen Lächeln aus.
Nicht im Mindesten beleidigt, gab Bones mir lachend noch ei nen letzten Kuss, bevor er aus dem Auto stieg und Ian bei den Schultern packte.
»Ich bin froh, dass du da bist, Kumpel.«
Ian lächelte verlegen. »Weißt du, warum ich mitgekommen bin? Weil du mich endlich einmal um Hilfe gebeten hast. Das hast du in all den Jahrhunderten, die wir uns kennen, nicht ge macht. Deshalb habe ich mich auch auf deine Seite geschlagen, du anmaßendes Arschloch.«
Ich hatte bisher nie verstanden, wie Bones es mit Ian aushielt, aber das hier erklärte eine Menge.
»Du hättest dich von mir abwenden können, Ian. Vor zwei hundertzwanzig Jahren in der Strafkolonie auch. Damals habe ich dir nicht gedankt, und seither auch nicht, aber es ist längst überfällig. Danke, dass du mich zum Vampir gemacht hast, Ian.
Ich stehe für immer in deiner Schuld.«
In Ians Augen flackerte Rührung auf. Dann zog er nüchtern die Brauen hoch und hatte sich wieder im Griff.
»Wurde aber auch Zeit. Noch mal zwei Jahrhunderte wird es dann wohl dauern, bis du dich dafür entschuldigst, dass du mir wegen Cat ans Leder wolltest.«
Bones lachte. »Da kannst du warten, bis du schrumplig wirst, mein Freund.«
»Na ja, dann lass uns mal unseren teuflischen Plan aus hecken«, sagte Ian mit augenzwinkernder Boshaftigkeit. »Sonst sorgt Patra noch dafür, dass wir alle schrumplig werden.«
Vlad kreuzte mit der Bemerkung bei uns auf, er wäre in der Nähe gewesen. Das wagte ich zwar zu bezweifeln, wollte ihn aber nicht als Lügner abstempeln, insbesondere da er sich als nützliche Informationsquelle erwiesen hatte. Trotzdem fragte ich mich insgeheim, ob er nur gekommen war, um Bones zu ärgern. Vlad schien in dieser Hinsicht einen fiesen Humor zu haben.
»Was ist eigentlich aus Anthony geworden?«, erkundigte er sich, nachdem er erfahren hatte, dass wir Hykso und Kratas in Geiselhaft genommen hatten. Viel zu wissen schienen die bei den Spade zufolge allerdings nicht.
»Teile von ihm schicke ich zu Patra«, antwortete Bones. »Und ein paar Stückchen von den anderen Typen auch. Das wird ihren Leuten zu denken geben.«
Der boshafte Teil meiner Persönlichkeit fragte sich, ob Bones die Päckchen in Weihnachtspapier einpacken würde. Das wäre mal eine hübsche Gabe. Blieb zu hoffen, dass Patra keine ähnliche Überraschung für uns bereithielt. Was hätte es zu
Weitere Kostenlose Bücher