Gefährtin der Dämmerung
Wand, dass sie eine Delle bekam.
Dämmstoff und Betonbrocken regneten auf die nieder, die es noch nicht aus dem Kino geschafft hatten. Als Vlad schließlich einen Satz nach vorn machte, rammte ich ihm den Kopf so hart in die Magengrube, dass meine Haut am Haaransatz aufplatzte.
Er prallte aber wenigstens zurück, sodass ich ihm zwei Messer in die Brust stoßen konnte. Blut strömte aus meiner Kopfwun de, was erneutes Geschrei zur Folge hatte, als die Lichter im Saal angingen und uns beide gut ausleuchteten.
Statt sich um die Messer in seiner Brust zu kümmern, zerrte Vlad mich zu sich und leckte mir das Blut von der Stirn.
»Schon tut's nicht mehr weh«, murmelte er.
»Schmierenkomödiant«, zischte ich.
Ein Schuss wurde abgefeuert, und wir drehten uns erstaunt zu den Sitzreihen um. Da saß doch tatsächlich ein Typ, hatte sein ganzes Popcorn ausgekippt und bedrohte uns mit der Knar re. Tate, der auch im Saal war, zog ihm dermaßen eins über den Schädel, dass ich nur hoffen konnte, er würde keinen dauerhaf ten Schaden nehmen. Der Schütze ging zu Boden.
»Amerikaner«, murmelte Vlad, während unter den noch an wesenden Gästen erneutes Geschrei ausbrach. »Jeder Zweite in diesem Land ist bewaffnet. Wie gut, dass er im Zielen genauso schlecht war wie im Denken.«
»Komm schon, bringen wir's hinter uns. Ein fulminanter Schluss, so was gefällt dir doch, oder?«
»Oh, Cat, du weckst ganz neue Seiten an mir.« Er lachte und versetzte mir einen so harten Tritt, dass mir die Fußknöchel bra chen, um mich gleich darauf in die kunstsamtenen Sitzreihen zu schleudern. Unter mir gingen Sitze zu Bruch, ich sprang auf, zuckte vor Schmerzen zusammen, hielt mich aber aufrecht. Als er sich auf mich stürzen wollte, machte ich einen Luftsprung, sodass er ins Leere rannte.
»Und jetzt? Soll das schon alles gewesen sein?«
Vlad rollte sich ab und zerrte sich die Messer aus der Brust, als wären sie Splitter. Sein Blick huschte zu den letzten fliehen den Zuschauern, die sich gegenseitig über den Haufen rannten und auf den Ausgang zuströmten.
»Im Leben nicht.«
Die leeren Sitze neben ihm gingen urplötzlich in Flammen auf. Ich staunte nicht schlecht. Auch Tate wirkte schockiert.
Vlad schürzte die Lippen und machte eine Handbewegung. Die Flammen erloschen wie Kerzen.
»Du bist Pyrokinetiker«, keuchte ich. »Beeindruckend.«
»Genau wie du.«
Endlich gab es im Saal niemanden mehr, der noch bei Be wusstsein war.
»Zeig mal deine Knöchel.« Vlad gab sein feindseliges Geba ren auf und kam auf mich zu. »Wenn du erlaubst.«
Er streckte die Hand aus und warf einen Blick auf meine Mes ser. Ich wusste, was er vorhatte. Abzulehnen wäre ebenso unhöf lich wie dumm gewesen, weil ich kaum eine beeindruckende Er scheinung abgegeben hätte, wenn ich hinter ihm hergehumpelt wäre. Mit einem Nicken schlitzte ich seine Handfläche mit einem glatten Schnitt auf, hielt sie mir an die Lippen und schluckte.
Vlad beobachtete mich noch immer schwach lächelnd. »Blut schmeckt dir nicht, oder?«
»Nein. Eigentlich ... nicht.«
Er musste in meinen Gedanken gelesen haben, was ich noch hatte sagen wollen, denn er ließ ein spöttisches Kichern hören.
»Das von Bones hast du aber lieben gelernt, nicht wahr? So hat er dich an sich gebunden. Der Typ ist wirklich schlauer, als ich gedacht hätte. Da hat die Konkurrenz kaum Chancen.«
»Er hat keine Konkurrenz«, antwortete ich prompt und warf Tate einen Blick zu.
»Da liegst du falsch. Ich meinte nicht deinen verschmähten Verehrer hier.« Vlad wies mit einem verächtlichen Nicken auf Tate, der vor Wut kochte. »Ich meinte mich. Denn du bringst mich dazu ... eifersüchtig auf Bones zu werden, einen Mann, den ich gering schätze. Wie ärgerlich.«
Sein kleinlauter Tonfall brachte mich zum Lächeln. Nun war Tate wirklich sauer.
»Du wirst drüber wegkommen, Vlad. Wart's ab, in zwei Wo chen wünschst du dir, du hättest mich nie kennengelernt.«
»Mag sein. Sollen wir jetzt zum großen Finale übergehen?«
Ich stampfte auf, um mich zu vergewissern, dass meine Knö chel wieder heil waren, und machte dann eine Handbewegung in Richtung Ausgang.
»Nach dir.«
»... befinden wir uns jetzt vor dem Palace Twenty in der Mon rose Avenue, wo entsetzte Augenzeugen Unglaubliches zu be richten haben. Hugh, kannst du mal nach rechts schwenken, da mit wir die Feuerwehrleute im Bild haben?... Zeugen berichten von Schüssen, Flammen und möglicherweise übersinnlichen Ereignissen an diesem sonst
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