Gefährtin der Dämmerung
mit meinem, dann nickte er. »St.«.
Ich war noch mit Übersetzen beschäftigt, als Bones Juan packte und ihm die Fangzähne in den Hals schlug. Was sollte das denn jetzt? Dann ging mir auf, was die beiden gesagt hatten.
Bones, hier? Jetzt? Ja. Bereit? Ja. Oh Gott, Juan war also der Er satzvampir, den Bones soeben Don versprochen hatte. Der fa ckelte wirklich nicht lange.
Juans Knie gaben nach, und seine Augen schlossen sich. Er verlor das Bewusstsein; durch den immensen Blutverlust ver fiel er sofort in einen Schock. Bones hielt ihn fest, saugte kräfti ger an seinem Hals. Juan wurde immer blasser, während Bones'
Gesicht einen rosigen Farbton annahm, fast schon erhitzt wirk te. Hätte ich ihn jetzt berührt, wäre er warm gewesen, allerdings nur so lange, bis Juan ihm das Blut wieder ausgesaugt hatte.
Juans Herzschlag verlangsamte sich. Was bei Bones' Zubei ßen als hektisches Stakkato begonnen hatte, wurde nun zu ei nem trägen, lethargischen Pochen, das in immer größeren Ab ständen kam. Eine Minute später hob Bones den Kopf.
»Kätzchen, gib mir den Brieföffner.«
Ich brauchte einen Augenblick, bis ich mich von dem Anblick meines sterbenden Freundes losreißen konnte, aber schließlich gab ich ihm den gewünschten Gegenstand. Bones nahm ihn und stieß ihn sich in den Hals. Blut quoll aus seiner übervollen Schlagader; er hielt Juans Kopf so, dass es ihm in den Mund lief.
Dave kam zur Tür herein, einen seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht. Schmale, karmesinrote Rinnsale ergossen sich über Ju ans erschlaffte Lippen. Die Atmosphäre lud sich auf, als gäbe es in der Nähe Gewitter. Bones hielt Juan an seine Kehle, der Brief öffner steckte noch immer darin. Juans Lippen zuckten und be gannen sich von selbst an Bones' Hals zu heften. Der Brieföff ner fiel zu Boden, er war jetzt unnötig, weil Juan die Wunde mit den Zähnen offen hielt. Wie besessen klammerte er sich an Bones, verbiss sich in dessen bleiche Kehle.
Juan saugte an Bones' Hals, zerfetzte sein Fleisch und schluckte gierig. Bones hielt ihn, die Lippen fest aufeinandergepresst, wäh rend er Juan sein Blut, für immer verändert, zurückgab. Schließ lich packte er Juan, zerrte ihn von sich weg, rang ihn zu Boden und hielt ihn nieder. Juan wehrte sich, die Zähne in seinen schnappen den Kiefern fingen allmählich an, sich zu Fängen zu krümmen.
»Das lässt du schön bleiben, mein Freund«, sagte Bones.
Dave kam auf mich zu und stand nun vor Juan, der im Au genblick, von Blutgier getrieben, über jeden hergefallen wäre, den er erreichen konnte.
Juan tobte noch eine Weile, bevor er schließlich von einem heftigen Schauder gepackt erschlaffte und auch die letzten Herztöne für immer verstummten.
Bones stöhnte ermattet auf und wälzte sich von ihm herun ter. Einen neuen Vampir zu erschaffen war kräftezehrend. Ganz zu schweigen davon, dass er gerade ausgesaugt worden war.
»Du musst auftanken«, stellte ich fest und wollte an Dave vorbeigehen, um aus unserer hauseigenen Blutbank ein paar Konserven zu holen.
»Nicht.«
Ehe ich mich versah, war Bones auf den Beinen.
»Bleib ... einfach hier, Kätzchen.«
Da dämmerte es mir. Als er das letzte Mal jemanden verwan delt hatte, war ich auch »nur eine Minute« weggegangen - und schließlich gefoltert und fast umgebracht worden.
»Ich hole das Zeug.«
Das Angebot kam von Dave, der sich anscheinend auch er innerte.
»Nein, lass«, sagte Bones. »Du bleibst hier, für den äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass unser Freund aufwacht und ihr an die Gurgel gehen will. Dann muss ich ihn nicht umbringen.
Ruf Ian an, der soll das Blut holen.«
Jesses, der war aber vorsichtig. Es war so gut wie unmöglich, dass Juan so früh wieder zu sich kam und es schaffte, Bones zu überwältigen, aber ich sagte nichts. Dave tätigte den Anruf. Die Tatsache, dass auch er keine Einwände hatte, zeigte wohl, dass er genauso paranoid war.
»Warum bringen wir ihn nicht einfach runter in die Siche rungszelle? Dafür haben wir sie doch.«
»Weil, Kätzchen«, Bones legte Juans leblosen Körper auf der Couch ab und blieb in der Nähe, »wir gehen und ihn mitneh men werden.«
Mehrere Stunden und einen abenteuerlichen Flug vom Stütz punkt zu unseren Autos später bogen wir um die letzten Kur ven der Auffahrt zu unserem Haus in den Blue Ridge Moun tains.
»Wohin mit Juan?«
Drei Wagen hinter uns konnte ich sein Heulen hören, das im nächsten Augenblick von Schlürfgeräuschen unterbrochen wurde, als er sich
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