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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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sein Körper verdrehte sich, schien wie die Rückenflosse eines Hais durch dunkles Wasser zu gleiten. Er tanzte, als er sich bewegte; auf der Straße, gehüllt in Schatten. Ein Genuss für die Augen, ein teuflisches Ballett. Nur seine Füße bewegten sich, nur sein Umhang schien Arme zu haben. Sein Umhang und sein Haar. Es hob sich und floss, als würde es vom Sturmwind bewegt werden. Ich hörte Donner, und als seine Zehen Spiralen in den Beton ritzten, lauschte ich dem Wind, der den Winter verscheuchte. Als ich seine Anmut schmeckte, eine Anmut, die keinen Namen hatte, spürte ich, wie sich die Nacht in seiner Präsenz veränderte, als hätte die Dunkelheit eine Seele, die hier zum Takt des dröhnenden Herzschlags schwankte.

    Ich konnte meinen Blick nicht losreißen. Schwankend kam der Dämon vor mir zum Stehen. Er war so nah, dass wir uns hätten berühren können. Zee, Rohw und Aaz scharten sich um mich, ihre Stacheln in den Fäusten.
    »Jägerin«, wisperte er. »Wir haben dein Gesicht so vermisst.«
    »Ich kenne dich nicht«, flüsterte ich, während meine Instinkte in meinem Leib sangen.
    Das Lächeln des Dämons verstärkte sich. »Blut übt keine Herrschaft aus, Jägerin. Du kennst uns sehr gut.«
    Ich wusste nichts. Weniger als nichts. Ich dachte an meine Mutter. Sie hätte diesem Dämon in den Arsch getreten. Sie hätte einen Blick auf diesen albernen Grinsemann geworfen und ihm ein Loch ins Gesicht gerissen. Mit oder ohne Zees Hilfe.
    Tentakel aus Haar wehten heran. Mal schnappte zischend nach ihnen. Ich griff in mein Haar. Dek schlang sich um mein Handgelenk und meine Finger. Der Dämon beugte sich noch dichter heran, wie zum Kuss.
    Ich hämmerte ihm meine Faust ins Gesicht. Eine Faust, die vom Körper eines anderen Dämons umschlungen war. Ich brauchte keinen Schlagring. Dek ließ Stacheln im Kinn des Dämons zurück und riss ihm ein Stück Wange heraus. Das Loch klaffte, qualmte und brannte. Der Dämon tanzte von mir weg und fauchte, während sich sein Umhang wild bauschte.
    »Halt dich von mir fern«, knurrte ich. Der Dämon drehte sich zur Seite, zeigte mir sein Profil. Die beweglichen Tentakel seines Haars pflückten ihm Deks Stacheln aus dem Gesicht und ließen einen nach dem anderen in den Umhang fallen. Der absorbierte die Knochenfragmente wie ein unersättlicher Schlund. Seine Wange schloss sich. Rohw zitterte an meinem Bein, aber nicht vor Angst, o nein. Sein Blick war wie der von Zee und Aaz hart, kalt und gierig.
    Männer gingen an uns vorbei. Einer von ihnen, ein untersetzter
Kerl mit einem Schmerbauch und einer Tüte mit Essen, wäre fast über mich gestolpert. Er merkte es nicht. Er lachte mit seinen Kumpeln über den Hintern irgendeines Mädchens. Ich kam mir wie ein Geist vor.
    »Jägerin«, wisperte der Dämon unsicher. »Du bist noch zu unerfahren.«
    Ich sah Zee an, der den Dämon mit einer Vertrautheit betrachtete, die mir fast mehr Angst einflößte als die Kreatur selbst. »Was willst du?«
    Sein schauerliches Haar ringelte sich in der Luft. »Du hast uns erweckt. Deine Seele hat nach uns gerufen. Wir empfingen deinen Ruf, im Abgrund.«
    »Ich habe nichts dergleichen getan.«
    »Sie wissen es.« Der Umhang des Dämons stülpte sich kurz aus und zeigte auf die Jungs. »Wir können aus keinem anderen Grund hier sein.«
    »Du bist durch den Schleier gekommen.«
    »Wir sind nicht diejenigen hinter dem Schleier«, widersprach der Dämon. »Aber er hat sich geöffnet. Er wird schwächer. Etwas ist hindurchgekommen. Du … brauchst uns.«
    Ich fühlte den Regen auf meinem Gesicht, die Zeitung in meiner Gesäßtasche. Jack Meddle, dachte ich. Meine Großmutter. Ich hatte keine Zeit für diesen Mist. »Ich brauche nicht das Geringste von dir. Du bist ein Dämon.«
    Er lächelte, zwar nur schwach, aber mit einem spöttischen Humor, der in seiner Persiflage des Menschlichen furchterregend war. »So wie du.«
    Zee stieß erneut einen scharfen Befehl aus. Der Dämon senkte den Kopf und trat zurück. Eine seltsam respektvolle Geste.
    »Jägerin, wiedergeboren«, wisperte er. Dann zuckte sein Haar vor, schneller, als ich blinzeln konnte, und ich spürte ein Stechen am Hals, an der weichen Stelle zwischen Kieferknochen und
Ohr. Ich zuckte zusammen und tanzte zurück. Als ich da hinfasste, fühlte ich jedoch kein Blut; nur eine Mulde, einige Rillen.
    Zee hämmerte die Faust auf den Bürgersteig. Der Dämon senkte erneut den Kopf und trat in den Regen und den Schatten. Die Spitzen seiner scharfen

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