Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
Vom Netzwerk:
Maxine.«
    »Du hast versprochen, mir nicht zu erzählen, was hier vorgeht?«
    »Ich habe versprochen, es niemandem zu erzählen.« Seine Stimme klang weich, fast kindlich. »Ich habe es bei unserem Blut gelobt.«
    Ich umklammerte das Lenkrad fester. Dämonen mochten vielleicht moralisch unzulänglich sein, nach menschlichen Maßstäben gemessen, aber sie hielten wenigstens Wort. Immer. Ich wusste nicht, was passierte, wenn sie es brachen, aber es war jedenfalls
von höchster Wichtigkeit für sie. Und die Jungs waren in dieser Hinsicht nicht weniger dämonisch. Ihr Versprechen war Gesetz. Und es an Blut zu binden, verschärfte die Angelegenheit noch. Blut war Leben. Blut dauerte an. Blut hatte man, bis man starb.
    Die Jungs starben aber nicht, und genau so lange hielten sie auch ihr Versprechen.
    »Jemand hat euch also das Versprechen abgenommen, nicht über den Dämon zu reden, den wir eben getroffen haben? Und was ist mit Jack Meddle? Oder der Botschaft, die Mamablut euch hat übermitteln lassen?« Ich kam mir vor wie eine Schallplatte mit einem Sprung, als ich die Frage erneut stellte, starrte ihn jedoch an, wartete … und trat auf die Bremse, als die Ampel vor mir auf Gelb umsprang. Wir ruckten alle nach vorn. Dek und Mal hielten sich mit ihren Schwänzen an meinem Hals fest, Aaz prallte mit dem Kopf auf das Lenkrad, und der Jeep hupte, kurz und laut.
    »Hängt alles zusammen«, erwiderte Zee, woraufhin ich am liebsten auch meinen Kopf auf die Hupe gehämmert hätte. »Hat Mommy dir erzählt.«
    Meine Mutter hatte mir eine Menge Dinge erzählt. Putz dir die Zähne. Lies die ersten drei Kapitel aus Krieg und Frieden. Halte immer eine Pumpgun in Reichweite. Aber ich glaube, ich hätte mich an etwas erinnert, was von Dämonen mit Klingen statt Füßen oder vertraulichen Nachrichten zwischen Mamablut und den Jungs zu tun gehabt hätte. So etwas hätte sie mir vermutlich eingebläut.
    Ich packte Zees Hand. »Du musst mir mehr verraten. Das hier ist nicht mehr meine Liga.«
    Er schüttelte den Kopf. »Niemals. Du bist die Jägerin.«
    Ich fühlte mich aber wie ein Nichts und fuhr mit den Fingern durch die kurzen messerscharfen Klingen von Zees kantigen
Wangen. Sie fühlten sich wie seidiges Gras an. Er lehnte sich gegen meine Hand und schloss die Augen ein wenig.
    »Hast du das auch Mom gegenüber gemacht?«, fragte ich ihn. »Diese Geheimnisse behalten?«
    Er antwortete nicht. Ich riss mich zusammen, aber nur mit Mühe. »Der Dämon?«
    Zee seufzte. »Oturu. Das ist Oturu. Auch ein … Jäger.«
    »Aber er kommt nicht von innerhalb des Schleiers. Er ist nicht das, was ich kommen gespürt habe.«
    »Nein.« Er sah zu mir hoch, wie Rohw und Aaz. Dek und Mal leckten meine Ohrmuscheln. »Wir hätten dich niemals totgemacht, Maxine.«
    »Ich hatte Angst.«
    »Wir alle haben Angst«, wisperte Zee. »Aber nicht, weil du sterben könntest.«
    Es durchrieselte mich eiskalt. Die Ampel wurde grün. Ich zögerte erst und gab dann Gas. Ich war in der Innenstadt, das Museum war nicht weit entfernt. Ich fand einen Parkplatz auf der Straße, spielte mit dem Gedanken, die Jungs weiter zu befragen, gab es jedoch auf. Ich verschob es auf später. Ich brauchte frische Luft, musste meine Gedanken auf etwas anderes konzentrieren. Ich kam mir vor wie ein Hund, der im Kreis rennt, seinem Schwanz hinterher.
    Jack Meddle, sagte ich mir, als ich zügig in Richtung Union und First Avenue marschierte. Vielleicht erfuhr ich ja etwas von ihm. Zum Beispiel, ob er Badelt angeheuert hatte. Oder mit meiner Großmutter geschlafen hatte.
    Es war fast halb zehn. Blieben mir also noch anderthalb Stunden, mich an den Mann heranzupirschen.
    Falls ich überhaupt eingelassen wurde.
    Das Seattle-Art-Museum hatte gerade erst einen Anbau bekommen; der neue Flügel, der an die ehemalige Galerie angeschlossen
war, ein geschwungener Art-Deco-Monolith, war eine senkrechte Scheibe aus Glas und Stahl, die auf der nächtlichen Straße mit einer ganz eigenen nüchtern-eleganten Eitelkeit glitzerte. Das Museum war für die Öffentlichkeit längst geschlossen, aber drinnen sah ich jede Menge Leiber, und zwar in Smokings, schwarzen Gewändern, sah das Funkeln und Glitzern von Glas und Diamanten.
    Meine Jeans waren schmutzig, und meine Frisur war ruiniert. Ich hatte noch Zementbröckchen vom Bürgersteig im Gesicht, und mein Mascara war vermutlich zerlaufen. Aber ich hatte keine Zeit, mich zu säubern, und außerdem hatte ich auch nichts zum Umziehen dabei. Seit dem Tod

Weitere Kostenlose Bücher