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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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ihnen, en pointe , und machte einen Schritt. Seine Zehen klickten, als sie in den Beton schnitten. Den Kopf hielt er gesenkt, sein Mantel schimmerte wie dunkles Wasser.
    »Jägerin«, wisperte der Dämon. »Es ist so lange her, Jägerin.«
    Seine Stimme war so weich und warm wie ein Lavakuss, wie ein genüssliches Bad in flüssigem Feuer. Ich konnte meinen Blick nicht von seinem kleinen, vollendeten Mund losreißen, dessen Lippen sich beim Sprechen kaum bewegten. Angst einflößend. Gruselig. Mein Herz schlug so schnell, dass mir schwindlig wurde.
    Rückwärts stolperte ich erneut in die Gruppe von Menschen hinein, die eben das Restaurant verlassen hatten. Diesmal passierte nichts. Die Frauen und Männer nahmen mich nicht wahr. Sie wichen meinem Körper aus, ihre Blicke glitten ausdruckslos über mein Gesicht. Sie redeten miteinander, amüsierten sich und gingen, ohne mit der Wimper zu zucken, an dem Dämon vorbei. Sie teilten sich um ihn wie ein Fluss, der eine Insel umschmeichelt.
    Der Mund des Dämons verzog sich zu einem gefährlichen Lächeln, während seine Augen immer noch von der Krempe seines schwarzen Hutes verborgen wurden. Zee und die anderen tauchten aus dem Schatten auf. Sie beobachteten mich, nicht den Dämon. Sie beobachteten mich scharf, als erwarteten sie, dass ich etwas täte. Als bräuchte ich keinen Schutz. Ich versuchte sie zu rufen, aber es verschlug mir die Stimme. Ich erstickte förmlich an den Worten.
    Dann erstickte ich richtig.
    Ich war einfach begriffsstutzig. Ich brauchte einen Moment, bis ich kapierte, was hier vorging, und es kam mir wie ein ganzes Leben vor. Meine Haut glühte, Tränen traten mir in die Augen. Ich versuchte einzuatmen, aber meine Lungen schienen von
einer Mauer verschlossen zu sein, und ich konnte nicht atmen. Ich bekam keine Luft.
    »Wir sind dein Atem«, wisperte der Dämon, und dann fühlte ich es. Ich spürte sein Lächeln in meinen Lungen. Und die Jungs machten immer noch keine Anstalten, mich zu retten. Sie starrten mich an, als würden sie von einer grausamen Leine zurückgehalten werden. Ich hätte sie am liebsten angeschrien, bekam aber keine Silbe heraus. Die Jungs, Zee, meine Familie …
    »Wehr dich nicht«, wisperte der Dämon. »Jägerin.«
    Ich wehrte mich aber, kämpfte mit aller Kraft gegen ihn an und spürte ein Kribbeln hinter meinen Rippen, ein vertrautes gespenstisches Flattern. Ein kaltes Gefühl, so kalt wie Schnee. So kalt wie eine einsame Bar an einer Landstraße in Wisconsin. So kalt wie die Messer meiner Mutter. In der Dunkelheit rührte sich etwas.
    Der Dämon lächelte. »Ja. Du erinnerst dich.«
    Zee spie ein Wort aus, scharf. Der Dämon senkte den Kopf. Ich fiel hart auf die Knie, Sterne tanzten pulsierend vor meinen Augen. Ich dachte an meine Mutter, die Jungs. An Grant. Alles wurde dunkel.
    Schlagartig hörte es auf. Waren es zehn Stunden oder zehn Sekunden? Keine Ahnung. Ich lag auf dem Boden, fast blind, aber am Leben und atmend. Die Jungs hockten auf mir, diese kleinen Verräter. Dek und Mal schlangen sich um meinen Hals, während Rohw und Aaz meine Hände hielten, meinen Kopf weich betteten. Zee leckte meine Stirn, hobelte mit seiner rauen Zunge meine Haut. Ich hätte gern die Tränen aufgehalten, die mir aus den Augen rannen. So viele Tränen. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Da war etwas in mir, etwas brannte in meinem Herzen. Ich brannte.
    Mein Herz rollte schwach zur Seite. Der Dämon sah mich an. Seine Augen lagen immer noch im Schatten der Krempe, und
sein Umhang und sein Haar wallten im Schatten. Ich packte Zees Nacken.
    »Bring ihn um«, befahl ich ihm atemlos, forderte ihn auf, sich mir doch zu widersetzen.
    Was er auch tat. Er rührte sich nicht. Stattdessen erzählten seine Blicke, die Blicke aller Jungs, eine Geschichte. Ich konnte nicht ertragen, sie zu sehen, ich schaffte es einfach nicht. Ich richtete mich auf, mühsam, schwer atmend, und stellte mich dem Dämon. Diesem lächelnden Dämon. Meine Knie zitterten, aber ich hatte immerhin noch meine Fäuste. Und ich atmete. Das war doch was. Vielleicht.
    Oh, Gott. Oh, Scheiße!
    Zee packte mein Handgelenk. »Nein, Maxine.«
    Ich widersetzte mich. Er zerrte mich hinter sich her und blaffte einen Befehl. Rohw und Aaz rissen sich Stacheln aus ihrem Rückgrat und schwangen sie wie Speere. Leute kamen die Straße entlang, lachten und redeten miteinander. Aber keiner schien uns zu sehen.
    »Oturu«, knurrte Zee. »Das reicht.«
    Der Dämon senkte den Kopf, einfach so, und

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