Gefährtin Der Finsternis
das hübsche Ding an, das sie war oder zumindest einst gewesen war. Sie blieb vor ihm stehen und ließ ihren Umhang sinken. »Ich habe keine Angst.«
»Warum nicht?« Er berührte ihre Wange mit dem Handrücken, und sie legte den Kopf zur Seite und schloss die Augen, während sie sich in die Liebkosung schmiegte. »Du solltest Angst haben, Kindchen.« Selbst seine Stimme klang wie der alte Simon, der irische Akzent des trällernden Poeten. »Du hast doch deutlich gesehen, was ich bin.«
»Ja.« Sie öffnete die Augen wieder. »Ich habe dich gesehen.« Sie lächelte. »Aber ich gehöre jetzt dir.«
»Nein«, sagte er kopfschüttelnd.
»Ich kann Dinge tun«, versprach sie. »Ich kann mich um dich kümmern, und du kannst mir Sicherheit geben.« Sie berührte mit den Fingerspitzen seine Wange, zog sie durch die Bluttränen. »Warum weinst du?«
Er lächelte. »Ich weine um dich.« Er nahm ihre Hand und küsste sie, bevor er sie losließ. »Ich brauche keine Köchin, Kleine.«
»Gut«, antwortete sie und kam näher. »Ich wollte auch nicht kochen.«
Sie legte die Arme um seinen Hals. Als er sie küsste, schmiegte sie sich in seine Umarmung, und er stöhnte, verzweifelt und belustigt. Solcherlei Dinge waren nur für den Moment, aber er sehnte sich dennoch nach diesem Mädchen, nach der Wärme ihres Körpers, der Parodie der Liebe. Er drängte sie zwischen den Steinen zu Boden und öffnete ihren Mund mit seinem, um ihre heiße, kleine Zunge zu schmecken. Ihre Hände glitten seine Arme hinauf und hinab und über seine Schultern, als er ihr fadenscheiniges Hemd anhob. Ihre Spalte war so warm wie ihr Mund, wollte ihn ebenso eifrig aufnehmen. Er ließ sich von seinen Empfindungen überwältigen und schloss die Augen, während er sich in ihrer Umarmung verlor. Der Blutrausch, den er nun empfand, war, nachdem er sich zuvor genährt hatte, nur gering, ein weiterer nagender Hunger, wie das Pochen in seinem Geschlecht, ebenso leicht zu befriedigen. Als seine kleine Trösterin aufschrie, küsste er ihre Kehle, fand die Ader. Beide Fäuste fest in sein Haar geklammert, wölbte sie ihm ihre Hüften entgegen, und er biss sie, durchbohrte kaum ihre zarte Haut, nährte sich kaum, während ihr Orgasmus sie erschütterte, schmeckte er Befriedigung in ihrem Blut.
Er hob den Kopf, bewegte sich schneller, blickte in ihre Augen. »Du wirst mich vergessen.« Ihre Lippen bewegten sich verneinend, aber sie konnte nicht sprechen, sie konnte nicht fortsehen. »Du wirst vergessen.« Er versenkte sich tiefer in ihr, hielt sie am Boden fest.
»Ja.« Sie keuchte, als er explosionsartig kam, zitterte wieder. »Ich werde vergessen.«
Er küsste sie auf die Wange, während er sich zurückzog, ließ sie los, während ihr Körper erschlaffte. Er zog ihr Hemd wieder herunter, und sie seufzte und rollte sich auf die Seite. »Schlaf, süßer Liebling«, flüsterte er, und sie gehorchte, so friedlich wie ein Kind. Als er aufblickte, sah er Orlando auf sich zukommen, der lächelte und den Kopf schüttelte.
»Pater Colin schläft jetzt auch«, sagte der Zwerg, als er bei ihm war. »Dein Zauber war heute Abend sehr machtvoll.« Er schaute auf das Mädchen hinab, das auf dem Boden lag. »Er ist ohnehin zu alt, um noch eine große Hilfe zu sein.«
»Ich werde es tun«, antwortete Simon. Er musste in den vergangenen zehn Jahren Hunderte von Gräbern ausgehoben haben. Er sollte für drei weitere nicht lange brauchen. »Gib mir die Geldbörse.« Er nahm eine Handvoll Münzen heraus, gab sie Orlando wieder zurück und steckte die Geldbörse dann unter den Arm des schlafenden Mädchens. »Vielleicht kann sie ihren Weg nach Hause finden.«
»Der gute Pater wird ihr helfen.« Simon breitete den Umhang des Mädchens wie eine Decke über ihr aus, steckte die Ecken fest, und sein Weggefährte lächelte. »Komm, Krieger. Ich denke, ich habe einen Plan.«
Isabel wickelte die Verbände von Brautus’ Schulter ab und lehnte sich zurück. »Besser?«
»Ja, Kind.« Der betagte Riese ließ sich in die Kissen sinken, und die Schmerzensfalten auf seiner Stirn verrieten die Lüge. »Sie ist fast geheilt.« Er nahm ihre Hand und drückte sie. »Lass diesen Franzosen kommen.«
»Morgen.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Er wird morgen kommen.« Diese große Hand hatte sie ihr ganzes Leben lang beschützt. Dieser Ritter war ihr ebenso teuer wie ein Vater.
»Vielleicht ist er nicht so schlimm.« Wenn Brautus versuchen würde, den Franzosen zu bekämpfen, würde er
Weitere Kostenlose Bücher