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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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Simon zu. »Ein Priester und Sir Gabriels Cousin?«
    »Kein Priester, Mylady«, antwortete Simon und begegnete stirnrunzelnd Orlandos Blick. Sie hatten über diesen Punkt gestritten, aber Simon wollte sich nicht dazu bewegen lassen. Eine solch üble Lüge würde er nicht einmal für den Kelch riskieren. »Ein Büßer, der von einer Pilgerreise ins Heilige Land zurückkehrt. Ich hatte eine Vision dieses Schlosses und meines Cousins. Wenn ich nur mit ihm sprechen könnte …«
    »Dieses Schloss ist verflucht, Sir Simon«, unterbrach Isabel ihn und bemühte sich zu entscheiden, was zu tun wäre. Der Mann sagte, er sei ihr Cousin, aber wie konnte sie sicher sein? Wenn er wirklich ihr Verwandter war, könnte sie ihn vielleicht dazu überreden, ihr zu helfen, vorausgesetzt er hatte im Heiligen Land mehr getan als nur gebetet. Aber wenn er es nicht war, könnte es noch schlimmer werden, als es bereits war. Er wirkte nicht gefährlich. Vielleicht könnte Brautus ihn vergraulen. Und wenn nicht, könnte er vielleicht wirklich von Nutzen sein. Sie erhob ihre Stimme, versicherte sich, dass ihr betagter Kämpe sie im Hof unten hören könnte. »Der Schwarze Ritter behält es sich selbst vor.«
    »Der Schwarze Ritter?«, wiederholte Simon. Pater Colin hatte einen Schwarzen Ritter erwähnt – er hatte Simon mit diesem Namen bedacht, als der Vampir ihn in Trance versetzt hatte. Isabels Schwarzer Ritter. Er blickte zu der Frau auf den Zinnen hinauf. »Isabel?«
    »Er wird Euch prüfen, Pilger«, fuhr Isabel fort, ohne auf eine Antwort zu warten – aber halt, hatte er ihren Namen genannt? Nein, das war nicht möglich. Sie hatte ihn ihm nicht verraten. »Vielleicht lässt er Euch passieren.«
    Die Zugbrücke öffnete sich quietschend. »Was für ein Wahnsinn ist das?«, murrte Orlando und trat einen Schritt zurück.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Simon und wappnete sich. »Aber ich wette, du wünschst dir jetzt, du hättest mich mein Schwert behalten lassen.«
    »Nein«, sagte der Zwerg. »Alles wird gut.«
    Isabel beobachtete, wie Brautus auf Malachi hinausritt, das pechschwarze Schlachtross, dessen Vater das Lieblingspferd ihres Vaters gewesen war. Niemand hätte angesichts der Art, wie er hinausritt, so kühn und schrecklich wie ein Dämon nur sein konnte, vermutet, dass der Schwarze Ritter in Wahrheit ein verwundeter, alter Mann war. Er hielt mitten auf der hölzernen Zugbrücke inne und riss die Zügel zurück, damit Malachi sich aufbäumte und die Luft peitschte.
    »Jedermann, der diese Tore zu passieren wünscht, muss sich dem Dämon stellen, Pilger«, rief sie zu dem Mann hinab, der ihr Cousin zu sein behauptete. »Viele Männer sind bereits gestorben.«
    »Das bezweifle ich nicht«, murmelte Simon vor sich hin. Das Wesen auf dem Pferd war ein Mensch, kein Dämon, wie ihm seine Dämonensinne sagten. Aber er wirkte überaus schreckenerregend. Er hätte Simon im Stand überragt. Sein Kopf und sein Gesicht waren von einem schwarzen, mit gedrehten Hörnern versehenen Helm vollständig bedeckt, dessen Visier als heimtückischer Blick eines Dämons gestaltet war.
    »Ich fürchte keinen aus der Hölle geborenen Dämon, Mylady«, rief Simon der Frau zu, wobei er sich nicht sicher war, ob er es als Trost oder als Herausforderung meinte. Hielt der Schwarze Ritter sie gefangen? Er konnte den Schweiß des Mannes aus dieser Entfernung riechen, und auch Blut – der Schwarze Ritter war bereits verwundet. Aber Simon roch bei ihm keine tatsächliche Arglist, keinen aufreizenden Geruch des Bösen, wie er ihn bei dem französischen Ritter, Michel, am Vorabend gerochen hatte. Er blickte erneut zu dem Mädchen hinauf. Sie lehnte auf den Zinnen und beobachtete die Szene offensichtlich interessiert, aber sie schien nicht sonderlich verängstigt zu sein. Konnte dieser Ritter Sir Gabriel selbst sein? »Ich bin weit gereist, um den Rat meines Cousins einzuholen«, sagte Simon und hielt auf die Zugbrücke zu. »Ich lasse mich nicht abweisen.«
    »Wie Ihr wollt, Krieger«, murrte Orlando. »Denkt nur bitte daran, dass einer von uns sterblich ist.«
    »Dann soll es so sein, Pilger«, erwiderte Isabel. Malachi bäumte sich erneut auf, als Brautus das Pferd drehte, aber dieser Simon hielt nicht inne oder verlangsamte auch nur sein Tempo. Ihr Cousin, wenn er das wirklich war, war zumindest tapfer. Wenn er tatsächlich kein Schwert besaß, könnte Brautus ihn, selbst mit seiner Verletzung, mühelos bezwingen. Aber ihr wurde bewusst, dass sie das

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