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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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Linken seinen Dolch, während er und der Wolf einander umkreisten und sich mit jedem Schritt einander näherten. Simon fragte sich einen Moment lang, ob dieses Wesen Michel sein könnte, ein Vampir in der Gestalt eines Raubtiers, aber er verwarf den Gedanken rasch wieder. Ein Vampir hätte seine Hände für einen Kampf ebenso zur Verfügung haben wollen wie seine Zähne, hätte in Menschengestalt kämpfen wollen. Sein Blick kreuzte sich herausfordernd mit dem des Wolfes, seine Lippen über die eigenen Zähne zurückgezogen. Das Wesen erstarrte, und er sah ein kurzzeitiges Aufblitzen der Angst in seinen goldenen Augen. Dann griff es augenblicklich an.
    Simon spürte das volle Gewicht des Tieres auf sich, als er rückwärts stürzte, aber er wusste, dass der Wolf ihm keinen ernsthaften Schaden zufügen konnte – selbst wenn er ihm die Kehle herausrisse, würde sein Vampirfleisch wieder heilen. Zähne rissen an seiner Schulter, als er sein Schwert erhob und die Kehle des Wolfes traf, während sich sein Dolch in dessen Bauch versenkte. Heißes Blut ergoss sich unwiderstehlich über sein Gesicht, und er trank wie ein Mensch in der Wüste, trank, bis er davon berauscht war, das unbarmherzige Leben strömte in sein Herz.
    Isabel befand sich eine Stunde, nachdem Orlando sie verlassen hatte, noch immer im Sonnenraum und betrachtete zum ersten Mal, seit sie ein Kind war, den halb fertiggestellten Wandteppich ihrer Mutter. Im Hintergrund war ein Schloss zu sehen, das Charmot hätte sein können, seine Türme ragten über dem phantastischen Wald auf, und die junge Frau sah genau wie Isabel selbst aus, ihr karmesinrotes Haar floss ihr bis auf die Knie herab. Vor ihr kauerte ein Wolf, den Kopf in ihren Schoß gelegt. Die gelben Augen blickten voller Liebe zu ihr auf, während sie, scheinbar selbstvergessen, ins Leere blickte. Aber eine weiße Hand lag auf der Kehle des tödlichen Ungeheuers.
    »Mylady!«, rief Hannah und trat eilig ein. »Lady Isabel! Kommt rasch! Sir Simon hat den Wolf getötet!«
    Sie folgte Hannah und den anderen Frauen in den Hof hinaus, wo sich die Männer bereits versammelt hatten, die Stimmen in fröhlicher Feierstimmung erhoben. Eine große, schwarze Gestalt lag vor Simon auf dem Boden – der Kadaver des Wolfes.
    »Er hat ihn allein getötet, in pechschwarzer Dunkelheit!«, sagte Kevin lachend, als sie näher kam.
    »Geht es ihm gut?« Simon stand einfach da, lächelte nicht und sprach nicht. Malachi wartete noch immer hinter ihm. »Simon, seid Ihr verletzt?« Sein Gewand war an Schulter und Brust zerrissen, und er schien blutüberströmt.
    Simon sah sie an, diese Unschuldige, die er nicht haben konnte. Das Blut des Wolfes floss noch durch seine Adern, schuf die Illusion von Leben, von Verlangen, von Bedürfnis. Er wandte sich um, stieß Raymond und seinen Cousin aus dem Weg und zog sich im Gehen das zerrissene Gewand aus. Er tauchte seinen Kopf ins Regenfass, wusch das Blut ab, nahm einen Schluck Wasser und spie es auf den Boden.
    »Simon?«, wiederholte Isabel und folgte ihm verwirrt. Orlando war inzwischen auch aus dem Schloss getreten und beobachtete sie mit warnendem Blick, aber sie beschloss, ihn zu ignorieren. »Simon, ich fragte, ob Ihr verletzt seid.«
    Er wandte sich ihr zu, das eisige Wasser rann noch immer von seinem Körper, und nahm sie in die Arme. Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, doch er küsste sie, sein Mund presste sich auf ihren, seine Zunge teilte ihre Lippen, um sich hineinzudrängen. Sie fühlte sich, als würde der Boden unter ihr wegbrechen, aber er hielt sie dicht an sich gepresst, so fest, dass sie nicht atmen konnte, seine Arme waren eine Bedrohung und eine Zuflucht zugleich. Ihre Hände glitten über seine bloßen, glatten Schultern. Seine Haut hätte warm sein sollen, aber das war sie nicht. Sie war kühl, aber makellos, unter ihrer Berührung die Haut eines Engels. Irgendwo auf der Welt lachten und applaudierten Menschen, riefen ihren und seinen Namen, aber das war weit weg. Hier war nur ihr Engel, ihr Simon, der seine Arme um sie gelegt, seinen Körper an ihren gepresst, seine Zunge in ihrem Mund hatte, und sie fühlte sich verängstigt und unerschrocken zugleich. Sie empfand ein Hungergefühl nach etwas, das sie noch nie gekostet hatte. Sie drängte ihre Zunge forschend zwischen seine Zähne, und er ließ es zu, seine Bewegung verstärkte noch die ihre.
    Dann war es plötzlich vorbei. Simon ließ sie los. Er stellte sie wieder auf die Füße, sein Mund zu einem

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